Surfen auf Rügen
Auf dem Wasser sind alle gleich
An den Stränden der Insel Rügen surfen Touristen, aber kaum Einheimische. Eine Wassersportschule ganz im Norden will den Ausgleich schaffen: Sie bietet eine Woche Surffreizeit – nur für Inselkinder
Lilli holt mit der Aufholleine das Segel aus dem Wasser
Mit der Aufholleine zieht Lilli das Segel aus dem Wasser – jetzt wird es spannend
Verena Brüning
Anke LübbertPR
Aktualisiert am 02.08.2025
12Min

Vor wenigen Tagen haben die großen Ferien begonnen. Der Sommer ist noch lang und vielversprechend, die Schule für ein paar Wochen nur eine unscharfe Erinnerung. 35 Kinder zwischen 11 und 18 Jahren starten heute in ihr Surfcamp: sieben Tage ohne Eltern, sieben Tage mit täglich zwei Unterrichtseinheiten im Windsurfen. Sieben Abende mit Rallye und Lagerfeuer und (fast) ohne Handys. Einige kennen sich schon, viele treffen heute das erste Mal aufeinander.

Geschrei und Platschen, Lachen und ­Rufen: Zwischen vielen anderen Kindern versucht Jana, sich auf ihrem wackeligen Brett zu halten. Ihr rotes Leibchen weist sie als ­Anfängerin aus. Nach ein paar Stürzen hat sie es schließlich geschafft: Für Sekunden hält sie das Gleichgewicht, dann fällt sie rückwärts ins Wasser, die Augen weit aufgerissen.

Ben ist 13 und so dünn, dass er sich ­ohne Probleme in den engen Neoprenanzug ­quetschen kann. Er kann schon ein bisschen ­surfen, trotzdem ist er aufgeregt und reißt ­einen Witz nach dem anderen. Jehor hört nicht zu. ­Alleine sitzt er im Schatten unter einem niedrigen Baum und wirkt so, als ­würden die anderen ihn gar nicht interessieren. Reglos schaut er auf das Schilf.

Beim Surfen Grenzen überwinden

Der 15-jährige Jehor ist schon zum dritten Mal dabei. In der Ukraine war er ­Jugendmeister im Standardtanz, auf Rügen hat er keine Tanzschule gefunden. Vielleicht tanzt er darum so virtuos mit seinem Brett auf dem Wasser, er surft schon im zweiten Jahr bei den Besten mit. Aber einen Freund hat er hier nicht. Er sagt, dass er es nicht so leicht findet, neue ­Leute kennenzulernen. 2022 ist er mit ­seiner ­Mutter und der Zwillingsschwester, die auch am Camp teilnimmt, aus der Ukraine ­geflüchtet. Im März kamen sie an, drei ­Monate später, im Juli, standen sie das erste Mal hier auf den Brettern.

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