Begegnung - "Wenn Drogen nur scheiße wären, nähme sie ja keiner"
Jörg Böckem und Eva Hoch
Anatol Kotte, Sebastian Arlt
Sucht
"Wenn Drogen nur scheiße wären, nähme sie ja keiner" ­
Klar hilft Alkohol gegen Angst und Cannabis gegen Corona-Frust. Bloß auf die Dauer wird das Leben schlechter, sagen der Ex-Junkie Jörg Böckem und die Therapeutin Eva Hoch.
Tim Wegner
24.02.2021
10Min

chrismon: Corona, Lockdown, inzwischen sind wir alle erschöpft und genervt – was macht das mit dem ­Drogenkonsum?

Eva Hoch: Es wird deutlich mehr Alkohol getrunken, so viel steht fest. Bei den illegalen Drogen wissen wir es noch nicht so genau. Aber bei den Patienten in der Klinik und in meinem eigenen Umfeld sehe ich, dass auf jeden Fall auch mehr Drogen genommen werden. Cannabis, aber auch ­Stimulanzien wie Kokain, Amphetamine und Ecstasy.

Jörg Böckem: Andererseits fehlen manchen Leuten die Anlässe, um Heroin oder Ecstasy zu konsumieren – Raves, Partys, Festivals. In einer großen Corona-Alkoholstudie sagt ein Drittel der Befragten, dass sie mehr trinken, aber gleichzeitig sagen 20 Prozent, dass sie weniger trinken.

Warum trinkt denn jemand weniger, gerade jetzt?

Böckem: Da gibt es Vermutungen. Die eine ist, dass viele gar nicht so sehr zu Hause, sondern auf Firmenfeiern oder beim Essen im Restaurant trinken. Das fällt jetzt weg. Andere spüren gerade jetzt, dass sie sinnvolle Aufgaben haben, wichtige Arbeit machen in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, die trinken vielleicht weniger. Und wer das nicht hat, trinkt mehr.

Hoch: Einspruch. Als Psychologin im Krankenhaus sehe ich, unter welchem Stress die Menschen sind, gerade in den Pflegeberufen. Das Gesundheitssystem ist am Limit, manche Kolleginnen fühlen sich nahe am Burn-out.

Jörg BöckemAnatol Kotte, Sebastian Arlt

Jörg Böckem

Jörg Böckem, Jahrgang 1966, lebt als Autor in ­Hamburg. Als Schüler in einem Dorf nahe Erkelenz kam er mit Drogen in Kontakt, mit 18 nahm er ­Heroin, auch noch als erfolgreicher Autor von "Tempo" und "Spiegel". Seit 2001 lebt er drogenfrei und klärt in Schulen auf. Über sein Leben zwischen Droge und Entzug schrieb er "Lass mich die Nacht überleben. Mein Leben als Journalist und Junkie" (Goldmann). Mit Bernd Thränhardt schrieb er "Ausgesoffen" über dessen Weg aus der Alkoholsucht (Ullstein). Neu aufgelegt wurde von Jörg Böckem und anderen soeben "High sein. Ein Aufklärungsbuch" (Kein&Aber).
Eva HochAnatol Kotte, Sebastian Arlt

Eva Hoch

Eva Hoch, 50, ­ist ­Leitende Psychologin und Leiterin der ­Forschungsgruppe Cannabinoide an der ­Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ludwig-Maximi­lians-Universität München. Sie entwickelte ­CANDIS (Abkürzung von "Cannabis Use Disorder"), ein Entwöhnungsprogramm für Jugendliche und Erwachsene. In der Suchtklinik der Universität leitet sie die psychotherapeutische Behandlung von Patienten mit ­Alkohol- und Drogenabhängigkeit.

Böckem: Ja, da haben Sie recht. Die Studie bezog sich aufs letzte Frühjahr.

Hoch: Aber warum nehmen manche im Moment weniger Drogen? Die europäische Drogenbeobachtungsstelle hat festgestellt, dass sich in der Pandemie Transportwege geändert haben. Drogen kommen häufiger mit dem Schiff statt mit dem Flugzeug. Oft werden sie auch im eigenen Land produziert und nicht importiert. Aus den Drogen­szenen kommen Hinweise, dass die Qualität von Drogen schlechter geworden ist und sie auch teurer geworden sind.

Böckem: Früher konnte man aus dem Restaurant gehen und auf der anderen Straßenseite standen die Dealer. Das schafft auch Probleme: Gerade Heroinabhängige hat es im ersten Lockdown kalt erwischt, die wussten nicht mehr, wo sie ihren Stoff herbekommen sollten, und als Ab­hängiger hat man ja nur die Wahl zwischen Heroin­nehmen und schlimmen Entzugserscheinungen. Manche sind so abgehängt, die haben anfangs gar nicht mitbe­kommen, warum das so war. Die Dealer sind weg, aber auch die Helfer, die Streetworker. Und die Beratungsstellen und stationären Einrichtungen waren plötzlich zu . . .

"Nach einer Überdosis ­hatte ich fast meine Freundin erwürgt, das hat mich so geschockt"

Hoch: . . . unsere Entgiftungsstation wurde sogar vorübergehend zur Corona-Station umgebaut! Aber jetzt ­arbeiten wir wieder, natürlich immer mit Mundschutz. Auch schwierig für uns Therapeuten, wenn man sich gegen­seitig nicht richtig ins Gesicht sehen kann!

Herr Böckem, Sie waren ja – lange vor Corona – öfter in der Klinik. Was ist das für ein Gefühl, wenn man zum dritten Mal von vorne anfängt?

Böckem: Es wird nicht unbedingt leichter. Bei meiner ­dritten Therapie dachte ich, was soll das noch. Andererseits hatte ich ja schon die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, etwas zu verändern. Letzten Endes hat für mich den Ausschlag gegeben: Nach einer Überdosis ­hatte ich fast meine Freundin erwürgt, das hat mich so geschockt. Aber ich wusste, ich kann mir Hilfe holen.

Ihre Erfahrung war ja auch, dass das cleane Leben nicht so einfach war. Sie haben dreimal aufgehört, aber auch zweimal wieder angefangen . . .

Böckem: Die Therapien bauen aufeinander auf, ich ­habe die Zeit und die unterschiedlichen Erfahrungen gebraucht. Die Sucht beeinflusst und steuert das Handeln und Denken auf so vielen Ebenen, dass es Zeit braucht, das zu verändern. Ich bin beispielsweise rückfällig geworden, als meine journalistische Heimat wegbrach, weil meine Zeitschrift pleiteging und meine große Liebe ins Ausland ging. Dazu kam, dass ich 30 wurde und nicht wusste, was Erwachsenwerden heißt. Ich hatte mich immer darüber definiert, wie ich nicht sein wollte, durch Abgrenzung. Ich hatte keine Ahnung, wer ich sein wollte.

Frau Hoch, was sagen Sie, wenn einer zum dritten Mal in Ihre Klinik kommt?

Hoch: Ich beglückwünsche ihn oder sie. Oft dauert es lange, bis sich jemand Hilfe holt. Das Wichtige ist die Motivation für eine Therapie. Will ich, dass der Tag heute wieder so aussieht wie gestern, auch wenn es gestern schlimm war? Oder bin ich bereit, den Schritt zu machen und etwas zu ändern? Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann Drogenkonsum zunächst einmal etwas Positives darstellen: ein Erlebnis, eine Identität, eine Gruppenzugehörigkeit, aber wer abhängig ist, lebt irgendwann nur noch dafür, seine Substanz zu besorgen. Als Psychologin muss ich helfen, Motivation für Veränderung aufzubauen. Es ist eine enorme Leistung, sich nach zwei Rückfällen für eine dritte Therapie zu entscheiden. Wir geben niemanden auf!

Herr Böckem, Sie schreiben: Drogen können das Beste und das Schlechte in einem Menschen hervorholen . . .

Böckem: Drogen geben einem auch das Aufregende, Großartige. Rauscherfahrungen können positiv genutzt werden, Identität und Gemeinschaft stiften. In meiner Jugend galt das Prinzip der Abschreckung. Christiane F., die ­Kinder vom Bahnhof Zoo. Jeder, der Drogen nimmt, hieß es, landet auf der Straße und stirbt. Aber kein junger Mensch, der seine ersten Drogenerfahrungen macht, nimmt das ernst. Wenn Drogen nur scheiße wären und uns nur schaden würden, würde sie ja kein Mensch nehmen.

Sie fanden Christiane F. ganz anregend und aufregend.

Böckem: Ja, das Spannende fand ich gut, und das Schreckliche, dachte ich, passiert mir nicht, so blöd bin ich nicht.

"Je früher und intensiver der erste Drogenkonsum ist, desto größer die Gefahr von dauerhaften Schäden"

Hoch: Ich kenne Patienten, die das auch so schildern mit dem schillernden Leben. Drogen aktivieren das Be­lohnungssystem im Gehirn. Das kann man zwar auch mit natürlichen Verstärkern erreichen, mit Tanzen, Musik, Sex, aber die Droge stimuliert unser Gehirn mit der hundertfachen Intensität. Das einem Jugendlichen zu erklären, ist ja kein Problem. Man sollte nicht in Schwarz-Weiß-­Denken verfallen, nicht alle Drogen wirken gleich, nicht alle Menschen haben das gleiche gesundheitliche Risiko. Aber: Je früher und intensiver der erste Drogenkonsum ist, desto größer die Gefahr von dauerhaften Schäden.

Funktioniert eigentlich Prävention?

Hoch: Schwierig. Auf Youtube singen Rapper verherr­lichend von Drogen und verdienen viel Geld damit. Gleichzeitig ist noch immer erschütternd wenig Geld für Aufklärung, Therapie und Forschung da. Suchterkrankungen sind zudem stark stigmatisiert. Viele denken immer noch: "Wer ein Drogenproblem hat, ist selber schuld."

Herr Böckem, Sie waren Schülersprecher, Sie haben als Punk in einer eher beschaulichen Kleinstadt provoziert, das war doch aufregend genug. Warum hat das nicht gereicht, um die Endorphine freizusetzen?

Böckem: Es gab Gründe, aus denen ich Drogen genommen habe, und Gründe, aus denen ich abhängig geworden bin, das ist nicht das Gleiche. Ich war neugierig, ich wollte Extremerfahrungen und mich von der bürgerlichen Gesellschaft abgrenzen. Drogen waren nur ein Teil meiner Identität. Ich habe mich unsterblich gefühlt! Und: Heroin hat mir geholfen, gegen Überforderung, Versagensangst und Liebeskummer. Viele, die das in jungen Jahren er­fahren, wollen es immer wieder erleben.

Gehen Männer anders mit Drogen um als Frauen?

Hoch: Mehr Männer als Frauen entwickeln eine Abhängigkeit. Aber auch Frauen schildern mir als Gründe für ihren Drogenkonsum: neugierig sein, Abenteuer erleben, Riskantes ausprobieren. Frauen in der Therapie berichten aber auch von Verletzungen, Schmerzen, Trennungen. Dann werden Alkohol, Opiate, Cannabinoide zu "Rettern in der Not". Bei Frauen gibt es oft noch andere psychische Erkrankungen wie Depressionen. Oder Missbrauchserfahrungen . . .

Böckem: Das kenne ich aus den Kliniken. So viele Patientinnen mit Missbrauchserfahrung!

Hoch: Ja, und mit der Droge kommt eine Frau kurzfristig vielleicht besser klar mit diesen seelischen Verletzungen. Aber wenn der Konsum außer Kontrolle gerät, verliert sie vielleicht ihren Job, das Kind wird ihr weggenommen, so entsteht von außen der Druck, etwas zu ändern.

Die Sucht nach dem Kick, geht die mit dem Entzug weg?

Böckem: Ich glaube, das ist ein Muster, das grundsätzlich angelegt ist. Menschen wie ich, die das intensive Erleben suchen, sind anfälliger für Sucht.

"Als Junkie hat jeder Tag ein klares Ziel. Diese Eindeutigkeit gibt es ohne Sucht nicht mehr"

Hoch: "Sensation Seeking" ist ein Risikofaktor für Drogenkonsum. Es ist eine Persönlichkeitseigenschaft, die lässt sich nicht einfach wegtherapieren. Ein drogenfreies Leben kann sich dann erst mal sehr langweilig anfühlen.

Was machen Sie jetzt, wenn Sie einen Kick brauchen?

Böckem: Triathlon statt Drogen halte ich für schwierig. Suchtfreies Leben beruht auf Veränderung, auf unterschiedlichen stützenden Elementen, darunter auch rauschhafte. Die sind auch jenseits der Droge möglich. Mich hat zudem das Alter gerettet. Heute habe ich kleine Kinder und bin manchmal froh, wenn ich zwei Stunden auf dem Sofa liegen kann. Ein anderes Problem: Als Junkie ist man genau im Mittelpunkt seiner Welt, jeder Tag hat ein klares Ziel. Diese Eindeutigkeit gibt es ohne Sucht nicht mehr. Sich davon zu verabschieden, ist schwer.

Hoch: Ja, es geht um Motivation, um Veränderung. Wer willst du sein? Du hast dieses eine kostbare Leben, was willst du damit machen? Das ist ein großer Antrieb zur Veränderung: sich vor Augen zu führen, was man sich mal erträumt hat – einen Schulabschluss, einen Beruf, Familie, Beziehungen. Als Therapeutin muss ich den Abhängigen aus seiner scheinbar geordneten Welt schubsen. Das kann am Anfang sehr unangenehm sein. Manche Leute entscheiden sich dann auch gegen eine Langzeittherapie. Und allein das Wollen hilft auch noch nicht. Man braucht tatsächlich Tricks, Werkzeuge, für Tage, an denen es schwer wird, drogenfrei zu leben.

Welche Werkzeuge holen Sie dann raus?

Hoch: Wenn das Verlangen nach der Droge so stark ist, könnte man es sich wie eine Welle vorstellen, auf der man surft, die langsam bricht, das macht es leichter. Wenn man in einer Hochrisikosituation ist: alles stehen und liegen lassen, den Raum verlassen. Das klingt einfacher, als es ist. Man muss das anwenden und üben, das ist die praxisnahe Therapie. Und dann ist es natürlich wichtig zu erarbeiten, wieso man abhängig geworden ist, welche Konflikte und Lebensthemen darunterliegen.

Wie hat eigentlich Ihre Mutter das Ganze überstanden, Herr Böckem? Sie hat so viel für Sie getan. Bezahlt, ­gelogen, Sie in Schutz genommen.

Böckem: Meine Eltern waren mit mir und dem Thema Sucht total überfordert. Sie haben mich trotzdem unterstützt, meine Mutter hat oft mehr gelitten als ich, auch weil sie sich damals keine Hilfe holen konnte. Als später mein Buch erschien, hat sie sehr viel Anteilnahme bekommen – und auf einmal kamen in der Bekanntschaft zum Vorschein: spielsüchtige Söhne, essgestörte Töchter, Alkoholiker. Die anderen Familien waren also auch nicht perfekt.

Was können Eltern richtig machen?

Böckem: Wichtig ist: eine Beziehung zu den Kindern aufrechtzuerhalten, Kontakt auf Augenhöhe. Alle Menschen, die mir damals helfen wollten, wollten mich belehren – und nicht etwa verstehen, was ich tue und warum ich es tue. Wenn Sie Ihren Sohn oder Ihre Nichte beim Kiffen erwischen, fragen Sie doch erst mal: Und, wie war’s, das Kiffen? Und nicht gleich: Du weißt schon, dass du deine Schulkarriere ruinierst? Belehrung erzeugt oft Trotz.

"Cannabis ist in der Wirkung doppelt so stark wie vor zehn Jahren"

Hoch: Es gibt Eltern, die gemeinsam mit ihren Kindern kiffen. Ein Vater kam zu uns, um sich zusammen mit ­seinem Sohn für eine Cannabisentwöhnung anzumelden. Die Welt ist komplex! Wichtig ist es, als Eltern informiert zu sein. Wenn man merkt, dass man an sein Kind nicht mehr herankommt, ist es keine Schwäche, sich Hilfe zu holen. Und man muss sich auch fragen: Wie sieht es mit meinem eigenen Alkoholkonsum aus? Welches Modell bin ich für mein Kind?

Für die Generation der Babyboomer ist Kiffen ja eine harmlose Hippiedroge . . .

Hoch: Harmlos? Tatsächlich hat sich die Droge verändert, sie ist in der Wirkung doppelt so stark wie vor zehn Jahren. Oft wird nicht ernst genommen, dass auch Cannabis abhängig macht. Und je früher und intensiver gekifft wird, desto schneller kann es zur Abhängigkeit kommen. Mein Rat: Bleibt wachsam als Eltern, interessiert euch für eure Kinder! Wo haben sie die Nacht verbracht, mit 16? ­Versucht, im Gespräch zu bleiben. Natürlich, wenn die Kinder gerade großen Benefit haben durch den Drogenkonsum, wenn es cool ist, mit Freunden zu kiffen, dann ist es schwer für Eltern, da kann man scheitern.

Auch Eltern, die gut über Drogen informiert sind, ­erleben: Kinder wissen es immer besser.

Böckem: Es ist ein Vorrecht der Jugend, grundsätzlich ­alles besser zu wissen. Und es gibt keine Sicherheit, das ist für uns Eltern schwierig. Wir können unser Bestes tun und trotzdem scheitern.

Hoch: Das zeigt wieder, wie schwer es ist, wirksame ­Prävention zu machen. Das Wissen über Drogen allein bringt noch keine Verhaltensänderung.

Herr Böckem ist seinerzeit im evangelischen Jugend­zentrum das erste Mal mit Drogen in Berührung ge­kommen. Frau Hoch, was raten Sie heute einer ­engagierten Jugendzentrumsleiterin? Was tun mit den Jugendlichen, die trinken und kiffen?

Hoch: Man könnte fragen: Wie geht’s dir eigentlich? Wo stehst du, in der Pandemie? Wollen wir was zusammen machen? Du kannst dich jederzeit bei mir melden! Wir können uns gerade nicht sehen, aber wir haben ein Angebot zum Chatten. Schreib mir, wenn dich was drückt!

Bei uns allen ist der Stresslevel gerade hoch . . .

Hoch: Ja, deshalb sollte sich jeder selber kritisch über­prüfen: Trinke, rauche, kiffe ich zurzeit mehr, oder nehme ich zusätzliche Medikamente? Und warum mache ich das? Nutze ich die Substanzen jetzt als Lösung für meine Lange­weile, Einsamkeit oder Konflikte? Und was könnte ich stattdessen tun? Gerade jetzt in der Pandemie besteht das Risiko, dass Menschen eine Abhängigkeit entwickeln.

Solange Jugendliche nichts unternehmen können, ­keine Uni, keine Party – warum sollten sie nicht kiffen?

Hoch: Auch junge Leute können sich fragen: Wie gehe ich durch die Krise? Was wird sein, wenn der Lockdown aufhört? Bin ich dann jemand, der die Prüfungen nicht schaffen wird, weil er sich den ganzen Tag betäubt? Oder nutze ich die Zeit, um am Ball zu bleiben? Die Botschaft ist: Kiffen und Trinken bringt möglicherweise kurzfristig eine Verbesserung der Stimmung, aber es bewältigt keine Probleme.

Böckem: Ja, Selbstbeobachtung ist aktuell besonders wichtig. Es ist kein Problem, an einem Tag, an dem mir alles auf die Nerven geht, abends ein paar Bier zu trinken oder einen Joint zu rauchen. Problematisch wird’s, wenn ich deshalb nichts anderes mehr auf die Reihe kriege. ­Habe ich Liebeskummer, spricht nichts dagegen, den mal an einem Abend zu ertränken. Wenn ich das aber eine Woche lang mache und mir nichts anderes einfällt, habe ich ein Problem. So ist das auch in der Pandemie.

Infobox

Drogen....

. . . sind psychoaktive Substanzen, die ­unsere Sinne ver­ändern – zum Guten oder zum Schlechten. Fast alle können abhängig machen. Man unterscheidet ­zwischen Stimulanzien, Sedativa und Halluzinogenen. ­Manche neueren ­Drogen, die weltweit in Labors hergestellt werden, sowie ­Cannabis sind nicht eindeutig zuzuordnen.

...putschen auf

Kokain, Amphetamine, Ecstasy, aber auch Koffein und Nikotin stimulieren, machen leistungsfähiger, gesprächiger und verringern Hunger und Schlafbedürfnis. Aber: 127000 Menschen starben 2018 an den Folgen des Rauchens.

....beruhigen

Heroin, Methadon, Schlafmittel, auch Alkohol und Cannabis sedieren: Sie reduzieren Ängste und Leistungsvermögen, machen müde. Aber: Alkohol ist ein Zellgift, drei Prozent der Deutschen sind davon abhängig. 2019 starben 1398 Menschen an illegalen Drogen, v.a. Heroin.

...regen die Fantasie an

LSD, Pilze mit dem Wirkstoff Psilocybin und Cannabis können Halluzinationen, Wachträume erzeugen und das Hören, Sehen, Riechen und Tasten massiv verändern. Aber jeder zehnte Cannabis-User wird abhängig, auch weil sich der Gehalt der psychoaktiven Substanz THC darin in zehn Jahren verdoppelt hat. Cannabis kann zu schweren Psychosen beitragen.

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Heroin, Kokain, Ecstasy und andere solche Drogen die offensichtlich kaputt machen haben mich nie interessiert.
Bei Marihuana, LSD, Meskalin und Psylocibin war es doch schon etwas ganz anderes.

Psylocibin war für mich eine ganz besondere Drogen, denn nach einigen intensiven Trips mit heftigen Halluzinationen habe ich überraschend nach dem Trip eine noch viel heftigere Ausserkörper-Erfahrung machen dürfen.
Tatsächlich war ich wohl tot, denn es deuten ein paar Symptome darauf hin. Auch wenn ich jetzt viel beschreiben könnte was in dieser kurzen Ewigkeit passiert ist, die wichtigste Erkenntnis ist, daß ich die Wahrheit nun kenne, und mir keiner mehr mit irgendwelchen abwegigen Geschichten über Geist, Gott, Mensch und Seele kommen kann.

Ich trinke übrigens weniger Alkohol, weil ich dann besser schlafen kann, aber es war eh noch nie viel.

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Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,
mit großer Freude und großem Interesse lese ich Ihre Zeitschrift. Viele Informationen habe ich dem Magazin entnommen, wie auch Tipps zu Büchern und CD. In der aktuellen Ausgabe berührte mich das Doppelinterview über Drogenabhängigkeiten sehr, obwohl das wahre Ausmaß des Elends der Betroffenen und ihrer Angehörigen nicht annähernd deutlich beschrieben wurde. Als ich die Rückseite des Heftes sah, wurde ich sehr irritiert, denn wie verträgt sich ein solcher Artikel mit der großformatigen Werbung für ein Sonderangebot für Wein? Ich bin enttäuscht!

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Bei dem Thema fällt mir immer auf, seit Jahren, das Wort Arbeit kommt da selten vor. Das scheuen die Leute meist. Natürlich tickt nicht jeder gleich. Es gehört dazu das gerade junge Menschen hinterfragen, sich abgrenzen wollen. Drogen sind oft im Spiel, was es auch ist von Alk angefangen. Aber oft wollen sie einfach nichts schaffen. Das fängt bei der Umwelt an bis Bio Landwirtschaft.Handwerk, die lachen sich tot. Aber das hat noch niemand verraten ohne Einsatz wird das nichts. Die Vielflieger sind schon ganz nervös wann es losgeht. Die heilige Kuh, das Auto, ich sehe immer größere SUV. Die rennen dich um wenn du langsamer fährst. Viele schreiben, was lernen wir aus der Pandemie? Ja was ?

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Sehr geehrte Redaktionsleitung!
Seit lngem schon bin,die ich Leser des Chrismon und freue mich über die zeitgemässe Art über unseren Glauben zu berichten. Zeitgemäss halte ich allerdings nicht die Ausdrucksweise in der Überschrift des Artikels der Autoren Jörg Böckem und Eva Hoch:" Wenn Drogen nur........wären.." sondern nur für eine primitive Ausdrucksweise .Selbst wenn es mitlerweile in den Medien schon fast die Regel ist sich solcher fäkalen Ausdrücke zu bedienen, bin ich der vermutlich altmodischen Meinung, dass " sich so etwas einfach nicht gehört ". Martin Luther hat zwar dem Volk aufs Maul geschaut, aber dergleichen Ausdrücke sind mir von ihm nicht bekannt.

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Sehr geehrtes Chrismon Team,
bisher dachte ich, dies sei eine Zeitschrift mit Niveau.
Vorbilder scheint es nur noch wenige zu geben. Die Anbiederei an die Jugend tut ihr nicht gut.
Hoffentlich gibt es diesbezüglich bald ein Besinnen und eine Kehrtwende.
Mit freundlichem Gruß
Roswitha Feldgen

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Dazu fällt mir der "Sänger des Traums
vom Frieden", Hannes Wader, ein, der
in seinem Kokain-Song die Wirkung
des Gifts treffend beschrieb:"....meine
kleine Tochter ist jetzt grad auf `nem
Tripp, den sie letztes Jahr schon einge-
pfiffen hat. Sie sieht aus, als wär sie
dreißig und sie macht auf zwanzig,
dabei ist sie acht, Kokain, all around
my brain."

Beste Grüße
Dr.h.c. G.H. Schullenberg

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Sehr geehrte Chrismon Redaktion,
wie passt das zusammen? Chrismon diskutiert über Drogenkonsum von Alkohol, Cannabis, Kokain und co - macht sich aber mit seiner Wein Reklame auf der letzten Seite selbst zum Drogenhändler! Mit einem Schnäppchenpreis „10 Flaschen + 2 Weingläser statt 100,54 Euro nur 49,90 Euro“ wird man zum extra viel trinken animiert!? Dabei gilt, nüchtern betrachtet: Wein ist Alkohol ist eine Droge. Und Alkohol ist die gefährlichste aller Drogen, noch vor Heroin, Kokain, Tabak und LSD - gemessen am Schaden, den Alkohol dem einzelnen Trinker, seiner Familie und Freunden und der gesamten Gesellschaft zufügt - durch Krankheit, Arbeitsausfall, Frühverrentung, Gewalt, Unfälle usw. Jedes Jahr sterben in Deutschland über 20.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums und die jährlich verursachten ökonomischen Kosten durch Alkoholkonsum betragen 57 Milliarden Euro (laut „Kenn Dein Limit“) - nicht eingerechnet die Kollateralopfer und Kosten für externe Betroffene durch Unfälle oder Gewalt. Zum Vergleich: bei allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr seit 1992 kamen 114 deutsche Soldaten ums Leben und der Verteidigungsetat 2020 der Bundeswehr betrug 46 Milliarden Euro. Warum führt Deutschland eine Art Krieg gegen die eigene Bevölkerung, anstatt die Vorschläge zur Prävention der WHO umzusetzen: wesentlich höhere Alkoholbesteuerung, keine Reklame und weniger Verfügbarkeit? Europa hat den weltweit höchsten Alkoholkonsum - Deutschland liegt im europäischen Vergleich nach Tschechien und Litauen, mit 12,9 Liter reinen Alkohol pro Kopf und Jahr, auf dem dritten Platz.
Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
München