Strapazen beim Wandern
Sich überwinden lohnt sich
Weiter, immer weiter, auch wenn Füße und Beine wehtun? Unsere Autorin hat auf dem Rheinsteig Entfernungen und Höhenmeter zurückgelegt, die sie nicht für möglich hielt - und eine neue Wandereuphorie erlebt
Junger Mann beim Wandern macht erschöpft eine Pause
Schritt, Schritt, Schritt. Einen Schritt einatmen, drei Schritte ausatmen
Studio4 / Getty Images
privat
01.08.2025
4Min

Am liebsten wandere ich in den Alpen, wo es zur Bewegung auf eigenen Beinen in der Natur die großen Gefühle gibt: die Höhe, den Ausblick, die Tiefe, die karge Natur jenseits der Baumgrenze, den Himmel zum Greifen nah. Ich mag auch das Gemeinschaftsgefühl, wenn wir es als Gruppe geschafft haben - unüberbietbar und mit keinem Städte- oder Strandurlaub zu vergleichen.

Aber die Alpen sind weit, so werden es doch oft nähere Gebirge, ob in der Eifel oder jüngst der Rheinsteig. Premiumwanderwege heißen so, weil sie einen besonders hohen Erlebniswert haben. Auch auf einem Weitwanderweg, von denen es viele in Deutschland gibt, kommt man einem aussichtsreichen Ziel tatsächlich nur bedingt näher, man bewegt sich hauptsächlich auf kleinen Pfaden durch die Falten in der Landschaft, und das kann ziemlich schweißtreibend sein.

Schon am ersten Abend, nach über 20 Kilometern mit ständigem Bergauf-Bergab entlang der Berge neben Vater Rhein, war klar, das ist auch keine normale Wanderung mit Pausen zum Jausen, geschweige denn zum Botanisieren. Nicht in meiner mir - bis dahin - unbekannten Gruppe. Hier geht es um Zahlen, Laufgeschwindigkeit – mindestens zwischen vier und fünf Kilometer in der Stunde, mindestens 20 Kilometer pro Tag und je mehr Höhenmeter, desto besser. Das ist nicht meine genüssliche Wanderwelt, aber ich war doch schnell infiziert.

Also, Tag eins war bei der ersten Sommerhitze ziemlich fordernd. Hatte ich erwähnt, dass ich die Älteste in der Gruppe war? Das merkte ich quasi en passant, im wahrsten Sinne des Wortes. Aber ich hielt doch Schritt, so gut es ging. Tag zwei, wieder gut heiß, begann schleppend, mal wieder am Rheinufer, und dann wurde es auch schon schnell ganz schön steil. Der Wanderweg war schließlich der RheinSTEIG, und das Wort kommt nicht von "schlendern". Kaum hatten wir die ersten 150 Höhenmeter hinter uns, genossen wir kurz den Ausblick, einen Schluck Wasser, machten ein Gruppenselfie - dem noch sehr viele folgen sollten -, da ging es auch schon wieder steil bergab, fast bis zum Fluss, um gleich darauf wieder in kurzen Kehren bergan zu steigen. Jau!

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Infos zum Rheinsteig

Der rechtsrheinische Fernwanderweg zwischen Bonn und Wiesbaden wurde als Gemeinschaftsprojekt der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen im September 2005 eröffnet. Auf einer Länge von 320 Kilometern überwindet er rund 11.700 Höhenmeter. Der Rheinsteig ist ganzjährig begehbar und gilt im Schwierigkeitsgrad als "mittel", verlangt aber wegen der Höhenunterschiede gute Kondition.

https://www.rheinsteig.de/rheinsteig

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