Vorratshaltung
Kampf um den Kühlschrank
Soooo viel Kram - denkt mein Mann Vinny beim Blick in unseren Kühlschrank. Soooo viele Möglichkeiten - denke ich. Denn ich liebe kulinarische Vielfalt und gebe gerne meine Geheimtipps dafür weiter
Vollgräumter Kühlschrank mit unterschiedlichen Lebensmitteln in Tüten und Packungen
Nicht nur unsere Kolumnistin hat einen vollen Kühlschrank
Boogich / iStockphoto
Nicole Keller
05.02.2025
3Min

Kürzlich sah ich mit großem Interesse einer jungen Frau bei der Zubereitung eines facettenreichen veganen Salates zu. Ich war der Influencerin schon mehrfach auf den sozialen Medien begegnet und mag ihre frische und unkomplizierte Art - und den wilden Mix aus Zutaten, der in ihrer Salatschüssel landet.

Während sie nacheinander Weißkohl, Eisbergsalat, Möhren und Gurke mit dem Hobel zuleibe rückte, diese mit Glasnudeln und gehackten Erdnüssen vermengte und im Anschluss locker elf Zutaten (ich erinnere mich an vegane Mayo, Soja-Joghurt, Sojasoße, Agavendicksaft, Hefeflocken, Salz, Pfeffer, Erdnussbutter und Tahine) zu einem Dressing vermengte, musste ich unweigerlich an unsere Kühlschrank-Thematik denken.

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Etwa dreimal im Jahr kracht es deshalb bei uns. Nicht weil etwas AUS dem Kühlschrank fliegt (okay, auch das ist aufgrund akuter Überfüllung schon vorgekommen). Sondern, weil es meinem ordnungsliebenden Mann zu viel wird. Er sucht etwas oben bei den Gläsern - Marmelade oder Cornichons. Und stößt auf Senf - aber nicht auf einen. Einen süßen Senf (genial auf Stullen mit Rucola und Käse!), einen mit ordentlich Schärfe und Struktur und einen mit Himbeeren (im Dressing ein Traum!). Er findet Chilipasten in zwei Schärfegraden, Soja- und Fischsauce, Mangochutney und Orangenmarmelade. Dazu meinen heiß geliebten Erdbeeressig (DIE Geheimzutat in jeder Tomatensauce) und mindestens zwei Pestos. Um nur die wichtigsten zu nennen. Und dann geht der Krach los.

Stufe 1: "Wer braucht so viel Kram?" In seiner Welt ist das völlig unverständlich. Vinny käme mit schätzungsweise 20 Grundnahrungsmitteln aus. Miracoli und Nutella inklusive. Der Mann braucht nicht mal Butter auf seine Brote.

Stufe 2: "Wann hast Du das zum letzten Mal benutzt?" Es folgt ein prüfender Blick auf den Füllhöhestand. Ja, einige Dinge kommen nur sehr selten zum Einsatz. Zu meinem großen Leidwesen! Wie sehr würde ich es feiern, wenn alle Familienmitglieder jubeln würden, wenn ich ihnen exotische Bowls, selbst gerolltes Sushi oder Eier in Senfsauce auftische.

Stufe 3: Der Blick aufs MHD "Jetzt mal im Ernst!", sagt Vinny und stellt mir Exemplare hin, die seit mehreren Monaten abgelaufen sind. Sagt das Etikett. Ich schraube die Deckel auf und finde zumindest überwiegend einwandfreie Produkte vor. Okay, die eine oder andere Kontrolle bewirkt sofortiges Kühlschrankverbot. Da hab ich den Einsatzzeitpunkt wirklich verpasst.

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Das wiederum schlägt mir auf die Laune, und ich denke etwas zu laut: "Wenn IHR drei Männer nicht so einfältig essen würdet, wäre das mit dem Verbrauch gar kein Problem!" Beleidigt entsorge ich die paar Gläschen, deren Inhalt wirklich nichts Gutes mehr verheißt.

Nach einer Gassirunde mit unserem Hund haben sich unsere Gemüter beruhigt. Es stimmt - Vinny hat so viele großartige Eigenschaften. Nur meine ausgeprägte Liebe zu gutem Essen teilt er nicht. Wir haben unseren Umgang damit gefunden: kennen die Restaurants, die für beide etwas zu bieten haben. Wissen im Familienurlaub große Buffets durchaus zu schätzen. Und zum Glück habe ich im Freundes- und Familienkreis viele Foodbuddies, mit denen ich ausgefallenere Restaurantbesuche verabreden kann.

Unsere Jungs sind im Grundschulalter. Während ich bei Max, dem älteren, durchaus hoffnungsvolle Tendenzen beobachte (bei einem meiner Pfeffertastings hat er tapfer alle Sorten mitprobiert!), kommt Anton, der jüngere, eher nach seinem Papa. Würde sein Speiseplan ausschließlich aus Nudeln, Pfannkuchen und Waffeln bestehen, wäre seine Welt völlig in Ordnung.

Wer weiß, was da noch kommt, denke ich, während ich meine Gläschen und Fläschchen so ordentlich wie möglich wieder in den Kühlschrank einsortiere. In Gedanken kreiere ich das Dressing, welches ich morgen servieren möchte. Meine beste Freundin - einer meiner Foodpartner in crime - kommt zum Familienabend, und es wird einen großen Salat geben. Dazu leckere Käse-Sandwiches mit scharfem Koriander- Pesto und Cornichons und zum Nachtisch ein paar süße Pfannkuchen mit Ahornsirup. Wenn dieses Menü mal keine Top-Argumente für unsere nächste Kühlschrank-Krise liefert!

Infobox

Immer in meinem Kühlschrank:
Sojasauce - nicht nur zu Sushi! Gibt auch Gemüsepfannen und Bowls einen tollen Umami-Kick
Senf (am besten in Manufaktur-Qualität): genial auf jeder pikanten Stulle, in Saucen und Dressings! Probiert mal Senf aus geräucherter Senfsaat. Genial!
Erdbeeressig: Lässt sich mit Olivenöl und etwas Senf blitzschnell zu einer Vinaigrette vermählen. Auch top zu Tomatensaucen, grünem Spargel und wahlweise zu Sekt oder solo als nicht alkoholischer Aperitif!
Pesto: Meine Lieblingssorten: Koriander- und Pistazienpesto. Letzteres passt auch zu Vanilleeis!
Tomatenmark: mein geht-nicht-ohne. Angeröstet als Basis für Tomatensaucen, als Farb- und Geschmackgeber für Würzbutter und Dips.
Ahornsirup: nicht nur zu Pancakes, auch in Dressings und als süße Note in pikanten Saucen
Griechischer Joghurt: unverzichtbare Basis für Dips oder mit frisch gehacktem Knoblauch und klein geschnittener Gurke zu Dals oder Ofengemüse. Und Lieblingsfrühstück mit frischem Obst und etwas Ahornsirup!

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Kolumne

Katharina Wilck

Die Freude an gutem Essen und das Erzählen schöner Geschichten, das sind zwei große Leidenschaften von Küchenzeile-Autorin Katharina Wilck. Und bitte alles immer gut gewürzt, denn die gelernte Journalistin mischt in ihrer Hamburger Manufaktur spannende Gewürze zusammen. Jeden zweiten Mittwoch.