- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Die Krise, sagt man schlau, bringt das hervor, was an Gutem wie an Schlechtem in einem steckt. Was das Kochen in Corona-Zeiten anbelangt, bin ich mit mir recht zufrieden. Vom bayerischen Wurstsalat über Schweinelende in Apfel-Calvados-Rahm und Spargel á la maison bis hin zu Fisch asiatisch und Spitzkohl-Lasagne mache ich alles. Der mir Angetraute, der das serviert bekommt, freut sich. Das Kochen ist seine Leidenschaft nicht, aber das Essen. Auch wenn er nicht so aussieht.
Strahlend stehe ich vor ihm und zähle auf, was ich kochen könnte. Ich war auf dem Markt und habe eingekauft. Zudem habe ich meine Gewürzauswahl um scharfes, geräuchertes Paprikapulver aus Spanien und das traditionelle französische Viergewürz Quatre Epices erweitert. Das muss baldmöglichst zur Anwendung kommen. Die Auswahl dessen, was ich auf den Tisch bringen kann, ist folglich groß. Aber was ist das? Der Liebste wirkt bei meiner passionierten Auflistung ein wenig müde und erschöpft.
Möglich ist alles
Er sagt: „Senfeier mit Kartoffeln hätte ich gerne“. Ich bin erschüttert. So etwas Simples? Kann jeder. Das ist keine Herausforderung auf dem Weg zur Sterneköchin. Mein Mann kennt mich. Nur zu gut. Und er meint liebevoll: „Es sind gerade die einfachen Gerichte, bei denen sich die wahre Kochkunst erweist.“ Solchermaßen hochmotiviert eile ich in die Küche. Recht hat er. Man kann schon an der Mehlbutter scheitern, die Eier zu hart kochen oder die Soße gerinnen lassen. Also aufgepasst!
Das Essen gelingt. Die zusätzliche Raffinesse, die natürlich sein muss, habe ich durch etwas Sahne zu Gemüsebrühe und Milch und durch zweierlei Senf, mittelscharf und grob, erreicht. Ich merke aber mal wieder, dass es tatsächlich Gespür braucht, um scheinbar schlichtes Essen fein zu machen. Und dass es der Seele gut tut, nicht dauernd kulinarisch abheben zu wollen, sondern mal wieder Bodenständiges zu fabrizieren. Danke, Mann. Gut war übrigens auch die Tigerpaprika am Salat ...
Vom Blog zum Buch:
Sie wollen mehr lesen? Dann gibt es jetzt das Buch dazu von Susanne Breit-Keßler