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Fleur Jaeggy ist der Geheimtipp der Schweizer Literatur. 1940 in Zürich geboren, lebt sie seit 1968 in Mailand. Nun endlich ist Gelegenheit, sie (wieder) auf Deutsch zu lesen. Suhrkamp legt aktuell mehrere ihrer Bücher auf, darunter auch die 1989 erschienene Novelle "Die seligen Jahre der Züchtigung".
Sie spielt in einem Internat im Appenzellerland und erzählt von der fragilen Freundschaft zweier Mädchen, von ihren Annäherungen, ihren erotischen Verwirrungen und vom Versuch, erste Klarheit über sich selbst zu gewinnen. Stilistisch brillant, oft komisch im Verborgenen, lädt diese an Robert Walser erinnernde Prosa dazu ein, Fleur Jaeggy kennenzulernen.
Der auf Korfu geborene Albert Cohen (1895 – 1981) ist wohl der bedeutendste französischsprachige Schweizer Autor, dessen Roman "Die Schöne des Herrn" zu den Meisterwerken des 20. Jahrhunderts zählt. Sein Erinnerungsband "Oh, ihr Menschenbrüder", zuerst 1972 erschienen, ist ein erschütterndes Dokument.
Cohen erzählt davon, wie er als Zehnjähriger durch Marseilles Straßen streift, neugierig einem Straßenhändler zuhört – und erleben muss, wie dieser ihn als "dreckigen Juden" beschimpft und verjagt. Was das mit dem perplexen Jungen macht und wie dieser blinde Judenhass zum Nährboden der kommenden Gräuel wird, das hält Cohen eindringlich fest – in seinem bewegenden, aktuellen Buch.