Ausschnitt des Buchcovers "Von guten Eltern"
Ausschnitt des Buchcovers Von guten Eltern, im Dumont Verlag erschienen
pr
chrismon-Buchtipps
Irrungen, Wirrungen
Richard Russo erzählt eine dialogstarke Geschichte über ein Städtchen im New Yorker Hinterland, das sich an ­seine bes­ten Tage kaum noch erinnern kann. Colm Tóibín schreibt mit „Long Island“ einen Roman aus 2010 fort
Gunter Glücklich
19.08.2024
2Min

Richard Russo: Von guten Eltern. Übers.: Monika Köpfer. DuMont. 576 Seiten. 28 Euro

Spätestens seit seinem Roman "Diese gottverdammten Träume" gilt Richard Russo als Spezialist für US-Kleinstädte, für die Misere der Menschen, die am Wohlstand wenig Anteil ­haben und von der Politik gern übersehen werden.

Auch "Von guten Eltern", der Abschluss einer 1993 begonnenen Trilogie, wird diesem Ruf gerecht. Der Roman spielt im New Yorker Hinterland, im Städtchen North Bath, das sich an ­seine bes­ten Tage kaum noch erinnern kann und ­
nun auch noch von der Nach­bargemeinde Schuyler Springs geschluckt wird. Ein souverän erzählter, witziger, dialogstarker Roman über Freundschaft, Verrat, gescheiterte Beziehungen, Älterwerden und Rassismus – großes US-Kino.

Colm Tóbín: Long Island. Übers.: Giovanni und Ditte Bandini. Hanser. 320 Seiten. 26 Euro

Auch der Ire Colm Tóibín schreibt in "Long Island" einen Roman fort: "Brooklyn" aus dem Jahr 2010. In ruhi­gem, vorzüglich austariertem Ton erzählt er die Geschichte der Irin Eilis Lacey. Sie lebt mit Mann und ­Kindern inzwischen auf Long Island, doch als sie von einem folgenreichen Seitensprung ihres Mannes erfährt, beschließt sie, zumindest vorübergehend in ihre Heimat, ins County Wexford, zurückzukehren. Dort trifft sie ihre Jugend­liebe Jim wieder, der sich mit Nancy, einer Witwe, zusammentun will.

Tóibín macht daraus einen glänzenden Roman über drei Liebende, ­die sich in einem Dickicht verstricken und für die die gängige Kleinstadtmoral keine Richtschnur mehr abgibt.

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