Filmtipps der Woche
Dìdi, Goodbye Julia, Gagarin – Einmal schwerelos und zurück
Der taiwanesisch-stämmige Amerikaner Sean Wang erzählt in „Dìdi“ einfühlsam aus dem Leben eines 13-Jährigen und lässt jugendliche Lebensgefühle der Nullerjahre wiederauferstehen. Die Filmtipps der Woche vom 15. August 2024
Filmszene aus 'Didi'
2024 Talking Fish Pictures
15.08.2024
3Min

Dìdi (USA 2024)

Der 13-jährige Chris (Izaac Wang) steuert im Sommer 2008 zwischen Zahnspange und Skateboard schnurstracks auf die Pubertät zu. Er kabbelt sich mit seiner Schwester, liebt seine Oma und ist genervt von der Mutter. Ansonsten verbringt er seine Zeit im Internet oder mit seinen Kumpels, verknallt sich in eine Klassenkameradin und sucht Anschluss bei ein paar älteren Kids, indem er behauptet, aufstrebender Skate-Filmer zu sein. Ganz so wie erhofft läuft es für Chris aber dann nicht. Der taiwanesisch-stämmige Amerikaner Sean Wang ließ sich für seinen Debütfilm von der eigenen Biografie inspirieren und erzählt auf einfühlsame Weise vom jugendlichen Alltag seines Protagonisten. Dabei bringt er mit kleinen Beobachtungen das Besondere in der Normalität zutage. So ergibt sich eine ganz spezifische Coming-of-Age-Geschichte, die zudem durch die nachgestellte Nutzung von MySpace- und AOL-Messenger-Seiten gekonnt das Lebensgefühl der Nullerjahre einfängt.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

© Universal Pictures

Regie und Buch: Sean Wang. Mit: Izaac Wang, Joan Chen, Shirley Chen, Chang Li Hua. Länge: 94 Minuten. FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.


Goodbye Julia (Sudan 2023)

2011 ist der Sudan tief gespalten: in Nord und Süd, in reich und arm, in eine muslimische Mehrheit und eine christliche Minderheit. Inmitten dieser Wirren fährt Muslima Mona (Eiman Yousif) in den Straßen der Hauptstadt Khartum den Sohn von Christin Julia (Siran Riak) an und begeht Fahrerflucht. Der Vater des Jungen verfolgt sie und wird von Monas strenggläubigen Mann Akram erschossen. Die rassistische und korrupte Polizei verhindert ein Verfahren und Julia erfährt vom Schicksal ihres ermordeten Mannes nichts. Mona macht die junge Witwe ausfindig und stellt sie aufgrund ihrer Schuldgefühle als Dienstmädchen ein, religiöse und weltanschauliche Konflikte sind vorprogrammiert. Mohamed Kordofanis Spielfilmdebüt rund um Schuld und Sühne zeigt eine von Rassismen und Ressentiments durchzogene Gesellschaft, stellt seine humanistische Idee aber über alles und formuliert eine (feministisch gefärbte) Hoffnung für sein Land.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

englisch © BFI

Regie und Buch: Mohamed Kordofani. Mit: Eiman Yousif, Siran Riak, Nazar Goma, Ger Duany, Issraa Elkogali Häggström. Länge: 120 Minuten. FSK: ohne Angabe. FBW: ohne Angabe. Film des Monats der Jury der Evangelischen Filmarbeit.

Gagarin – Einmal schwerelos und zurück (Frankreich 2020)

Youri (Alseni Bathily) ist 16 Jahre alt und träumt davon, Astronaut zu werden. Dabei hat er sein Zuhause, eine Sozialwohnbausiedlung bei Paris, noch nie verlassen. Er gibt sein Bestes, um die maroden Flure, kaputte Leuchten und den defekten Fahrstuhl instand zu halten. Aber der Hochhauskomplex ist in die Jahre gekommen, die Bewohner*innen sollen umgesiedelt und der Betonkoloss abgerissen werden. Youri will das nicht akzeptieren. Mit authentischem Charme, ohne soziale Probleme zu verschleiern, schildern Fanny Liatard und Jérémy Trouilh das Leben im Brennpunkt und erzählen eine der seltenen positiven Geschichten aus Sicht der jungen Banlieue-Generation. Liebevoll und mit gut dosiertem magischem Realismus kreieren sie so einen märchenhaften Mikrokosmos, wie er nur im Kino zu existieren vermag.

Ausführliche Kritik bei epd-Film.

OmeU © Film Kino Text

Regie: Fanny Liatard, Jérémy Trouilh. Buch: Benjamin Charbit, Fanny Liatard, Jérémy Trouilh. Mit: Alseni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven, Finnegan Oldfield, Farida Rahouadj, Denis Lavant. Länge: 95 Minuten FSK: ab 12, ff. FBW: ohne Angabe.