13.03.2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich besuchte ich eine Familie, die zwei Muttersauen aus der industriellen Ferkelproduktion aufgenommen hat. Die Sauen sollten am Ende ihrer Nutzungszeit, nämlich nach zehn Würfen, geschlachtet werden. Die eine hatte nie aufgehört, um ihre Ferkel zu kämpfen, hatte den Landwirt immer angegriffen. Die andere war völlig resigniert, als sie zu den Ritzingers kam. Was aber sah ich nun? Zwei Sauen, die schnaufend durch den Garten rannten, dass die Ohren flogen, im Schlepptau immer die drei ihnen mitgegebenen "Kümmerling"-Ferkel. Eine Freude, ihnen zuzuschauen.

130 einstige Haus- und Nutztiere hat Familie Ritzinger mittlerweile aufgenommen. Sie alle zu versorgen ist viel Arbeit und kostet rund 3000 Euro im Monat. Aber es haben sich viele Menschen um den Lebenshof "Vegan.Bullerbyn" gruppiert. Sie haben Tierpatenschaften übernommen, sie kommen zum Ausmisten, zum Bauen von Ställen und Zäunen - und zum Streicheln. (Erstaunlich: Sogar manche Puten mögen das.)

Die Liebe zu Haustieren kann aber auch bizarre Formen annehmen, schreibt mein Kollege Nils Husmann. Kollegin Monja Stolz hält im Pro & Contra zur Tierliebe und ihren Grenzen dagegen. Lesen Sie hier.

Dass das Retten von einzelnen Tieren auch eine gewisse Vergeblichkeit an sich hat, das ist den im Tierschutz Engagierten bewusst. Zur Aufmunterung sagen sie sich: "Ein Tier zu retten, verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses Tier." Das hörte ich zum Beispiel von den Menschen, die Tausende von zerfledderten, verwundeten Legehennen retteten, bevor die anderen 100.000 Legehennen per Lkw nach Polen in den Schlachthof gefahren wurden.

Ich bewundere immer, wie viel Wissen sich diese Menschen aneignen. Auch die Taubenschützerin, die mein Kollege Michael Güthlein interviewt hat. Sie kümmert sich um Felsentauben (das sind die Tauben in den Innenstädten) und weiß, was statt eines Fütterungsverbots tatsächlich gegen Taubendreck hilft.

Die ehrenamtliche Eulenschützerin, die wir jüngst vorstellten, bringt auf wenige Worte, was sie für ihr Engagement braucht: Geduld, anpacken können, Respekt vor den Tieren. Und zwei bis drei Stunden Zeit pro Woche.

Auch wer sich unbedingt einen Hund anschaffen will (und im Tierheim keinen passenden Gefährten gefunden hat), sollte ein paar Dinge wissen, um nicht den illegalen Welpenhandel zu unterstützen. Ein Indiz für Illegalität kann zum Beispiel sein: Die Verkaufsperson stellt keine Fragen. Seriöse Züchter und Züchterinnen dagegen wollen wissen, ob es dem Hund bei Ihnen gut gehen wird. Mehrere Besuche und Gespräche sind normal, sagt die Initiative gegen Welpenhandel, eine kurze Übergabe auf einem Parkplatz ist es nicht.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.

Christine Holch
Chefreporterin chrismon

P.S.: Machen Sie mit beim kostenlosen Zoom-Webinar "Was machte Großvater in der Nazizeit? Und wie finde ich das heraus?". Morgen, 14. März, 12 bis 12.45 Uhr. Mit Christine Holch und dem Historiker Johannes Spohr. Hier geht's zur Anmeldung.