Umgang mit Schicksalsschlägen
Resilienz? Nein danke!
Überall nur noch Krisen: Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen resilienter, widerstandsfähiger werden wollen. Die Philosophin Barbara Schmitz hält das für gefährlich.
Clown als buntes Stehaufmännchen antiquarisch
Resilient zu sein und wieder aufzustehen – das ist erst mal etwas Gutes
Getty Images / iStockphoto
Privat
Aktualisiert am 02.05.2025
4Min

Frau Schmitz, im Angesicht der vielen Krisen wollen viele Menschen resilienter, widerstandsfähiger werden. Sie sehen das kritisch. Warum?

Barbara Schmitz: Resilienz wird sehr oft im Bereich der Selbstoptimierung verwendet. Auch in der Schule und in der Arbeitswelt. Da muss dann die Krankenpflegerin resilient werden, um mit den schwierigen Arbeitsbedingungen klarzukommen. Dabei müsste man viel mehr das System ändern, statt dem Einzelnen die Verantwortung dafür zuzuschieben. Wenn viele Menschen Probleme mit den Bedingungen haben, dann zeigt uns das, dass mit dem System etwas nicht stimmt. Resiliente Individuen halten mitunter ein ungerechtes System am Laufen.

Resilienz gilt als guter Umgang mit der eigenen Verletzbarkeit. Ich halte es jedoch für wenig sinnvoll, möglichst wenig verwundbar zu sein. Hinter dem Begriff der Resilienz steckt eine stoische Philosophie. Es geht darum, dass Schicksalsschläge einen nicht berühren, man stets gelassen bleibt und stoisch wie ein Stehaufmännchen nach jedem Schicksalsschlag gleich wieder lächelnd aufspringt.

Und das halten Sie für nicht alltagstauglich?

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