Neulich erzählte mir ein guter Freund, wie sehr ihm eine Gruppe "farbiger Männer" im Restaurant aufgefallen war: Die hätten laut geredet und enorm viel gegessen. Als ich ihm vorwarf, Rassist zu sein, wurde er wütend. Es sei ihm halt nur aufgefallen. Ich war sehr irritiert …
Liya Yu: Das kommt sehr häufig vor. Menschen, die sich selbst nie als rassistisch sehen würden, tappen im Alltag in eine "Falle" ihres Gehirns. Dort ist ihr Freund-Feind-Bild fest implementiert. Und dann dehumanisieren sie diese Gruppen …
Dehumanisieren, das heißt: entmenschlichen?
So nennen wir in der politischen Hirnforschung den Prozess, der dazu führt, dass wir im Kopf Menschen fast reflexartig, also unbewusst, in Kategorien einteilen. Das geschieht im Gehirn: Bei der Dehumanisierung schalten wir den medialen präfrontalen Kortex komplett ab, den wir eigentlich für Empathie benötigen.
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Ist das ein Mensch?
Ja, wir alle sind wohl Menschen - der Gattung Homo sapiens „der vernünftige , der weise Mensch“ Aber allein diese Bezeichnung spottet doch der Realität!
Ist ein Barbie, Höß, Himmler, Mengele oder ein Göth ein „Homo sapiens“? Genetisch ja, vom Gedankengut und Handeln aber nicht!
Der Mensch muss kein Philanthrop sein, er kann Vorurteile haben und auch hassen, und auch böse Dinge tun, und kann dennoch ein Mensch sein.
Aber Kreaturen, die nur die brutale und gnadenlose, herzlose Vernichtung, Ausrottung anders denkender oder aussehender Menschen im Sinn haben, und es eiskalt durchführen, „verdienen nicht ein Mensch zu sein“ (Sarastro)
Der Folterer, der sanfter wird, weil sein Opfer mit ihm über seine Familie spricht, ist immer noch ein Mensch , ein Mengele (et al.) sind keine Menschen mehr für mich. Sie haben keinerlei Mitgefühl, denn sie erkennen nicht den Menschen in ihren Opfern! Wer seine Gattung, den Menschen nicht erkennt, der ist selbst kein Mensch mehr! Und wir müssen hier nicht aufs „Jüngste Gericht“ warten, denn nur ein MENSCHLICHES Gericht, kann hier Recht sprechen! Und die Nürnberger Prozesse haben nur im geringen Maße Recht gesprochen aber es auch ausgeführt.
„Vergeben“ ist eine hohe Kunst, Maximilian Kolbe ist in den Tod für andere gegangen - er gehört mit Bonhoeffer in meinen Augen zu den „Gerechten unter den Völkern“ auch wenn sie in Yad Vashem keinen Namen haben.
Wer unter den MENSCHEN kann begreifen, was Bonhoeffer und Kolbe in ihren Herzen spürten, als sie von diesen Kreaturen ermordet wurden?
„Ist das ein Mensch?“ fragte Primo Levi - und ich stelle die Frage in umgekehrten Kontext an die KZ-Mörder. Seid ihr noch Menschen? …. Vielleicht gibt es nur wenige Menschen, die noch in ihrem Tod in solchen Kreaturen „Menschen“ sehen - und ihnen vergeben……
Bonhoeffer und Kolbe sind die wahren Menschen!
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