Fast wäre Clementine bei uns eingezogen. Eine Freundin von uns beherbergt wochenweise Straßenhunde, die von Tierschützern erst aufgepäppelt und dann weitervermittelt werden. Clementine sah mich und muss beschlossen haben: Hey, den kann ich mir als Rudelführer gut vorstellen! Wir legten eine Pro- und Contra-Liste an, ob Clementine bei uns bleiben kann. Wir entschieden uns dagegen.
Ich habe nichts gegen Haustiere. Ich verstehe, wie lieb man sie haben kann - auch durch Clementine. Aber ich habe etwas dagegen, wenn wir Tiere vermenschlichen. Mir wäre wohler, wenn wir unsere Zuneigung lieber unseren Mitmenschen als unseren Haustieren zuteilwerden ließen.
Lesen Sie hier die Gegenposition: Wie Tierliebe Struktur ins Leben bringt
Wie groß dieser Zuneigungsstau ist, zeigt der Markt für Haustierprodukte. Bei "Fressnapf" hätte ich im Internet für Clementine "REAL NATURE WILDERNESS Meat Snack Soft" kaufen können, das sind "weiche und saftige Happen" – aus Rind mit Oregano. Kilopreis: fast 30 Euro. Für Menschen geht es günstiger. Schweinekoteletts kosten 7 Euro das Kilo im Discounter. Das passt nicht zusammen.
Gäbe es weniger Haustierliebe, gäbe es nicht sofort weniger einsame Menschen. Und natürlich geht es keinem einzigen Menschen mit wenig Geld und schlechter Gesundheit sofort besser, wenn eine Familie ihre Katze nicht teuer krankenversichert. Ja, das geht wirklich! Im Premium-Tarif ab 26 Euro im Monat sind auch die Kosten für Zahnbehandlungen bis 500 Euro abgedeckt. Verrückt! Klar, würde ich Versicherungen anbieten, hätte ich auch teure Policen für Tiere im Programm. Der Markt ist vorhanden, weil die Liebe zum Haustier bei vielen grenzenlos ist.
Ich glaube, uns als Gesellschaft ginge es auf Sicht doch deutlich besser, wenn wir uns in einer stillen Stunde fragten: Welche Leerstelle in unseren Leben füllt die Haustierliebe eigentlich aus? Und finden und stiften wir diese Zuneigung nicht doch lieber untereinander?
Eine erste Version dieses Textes erschien am 13.03.2023.
Die Frage ist zwar berechtigt
Die Frage ist zwar berechtigt, aber die Beispiele sind völlig unangebracht. Weil es im Discounter Billigfleisch gibt, darf auch Tierfutter nur Billigfleisch sein? Wer ein Tier hält, sollte es auch vernünftig ernähren. Und was macht man, wenn sein Tier krank ist? Eine Zahnbehandlung kann schnell teuer werden, da kann eine Tierkrankenversicherung sinnvoll sein. Herr Husmann findet Tierkrankenversicherungen überzogen. Was soll man seiner Meinung nach also tun, wenn hohe Behandlungskosten anfallen? Das Haustier einfach weiter an Zahnschmerzen leiden lassen? Ist ja nur ein Tier... Ist es, wie Herr Husmann schreibt, "grenzenlose Liebe", wenn man seinem Haustier eine Zahnbehandlung bezahlt, damit es keine Zahnschmerzen mehr hat?
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Vermenschlicht die (Haus) Tiere nicht
Ich habe keine Ahnung was sich der Verfasser dieses Berichtes gedacht hat...
Ja, Tierfutter kostet, ja, Kräuter haben nicht nur auf humanoide Primaten (Menschen) positive gesundheitliche Auswirkungen,sondern auch auf unsere kleinen Brüder & Schwestern in in Fell, Federn & Schuppenkleid.
Eine Tierversicherung, ganz gleich ob Kranken oder Haftpflichtversicherung ist nicht nur sinnvoll, sondern sollte, meiner Meinung nach, Pflicht sein. Oder, sollte man kranke Tiere einschläfern, aussetzen oder einfach leiden lassen, nur weil man sich die oft teure Behandlung nicht leisten kann? (die Tierheime quellen über von Tieren die von ihren Familien nicht mehr versorgt werden können.)
Das scheint mir eine weder christliche noch menschliche Haltung zu sein. & diese Haltung ist gleichzeitig wohl der Hauptgrund warum sich so viele Menschen mehr & mehr zu den Tieren hingezogen fühlen.
Clementine hatte durchaus Glück nicht bei jemandem mit ihrer Einstellung gelandet zu sein. Danke daß sie es sich gut überlegt haben!
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