"Mein Arzt nimmt mich nicht ernst, der sagt mir nicht mal richtig, was ich habe", sagt ein Patient. Eine andere Patientin hat das Gefühl, sie sei dem Arzt lästig, "der hört mir überhaupt nicht zu". Eine Dritte: "Der Arzt hat mich gleich abgewürgt und mit irgendeinem Zettel rausgeschickt." Oder dieser: "Ich soll jetzt immer Tabletten nehmen, mein Leben lang, aber ich hab nicht kapiert, warum."
Alles nur Einzelerfahrungen? Nein, in einer großen Befragung von Kranken kam heraus: Fast die Hälfte sagt, das Ziel der Behandlung werde ihnen selten oder nie erklärt. Und die Mehrheit der Kranken wird keineswegs immer über Behandlungsalternativen informiert und nach ihrer Meinung gefragt. Dabei schreibt das Recht dies eigentlich vor.
Nach elf Sekunden vom Arzt unterbrochen
Blicken wir in ein ärztliches Sprechzimmer. Das typische nicht so gute Gespräch beginnt so:
Arzt, während er in den PC tippt: Ja, bitte?
Patientin: Das drückt hier seit neuestem so, vielleicht weil ich . . .
Arzt: Seit wann?
Patientin: Fing vor drei Wochen an, als ich gerade . . .
Arzt: Rechts? Links? Stechend? Fieber? Atemnot?
Bevor die Patientin ihr Anliegen zu Ende vortragen kann, hat der Arzt die Kontrolle über das Gespräch übernommen.
Stefan Wilm vom Institut für Allgemeinmedizin in Düsseldorf hat sich viele Gesprächsmitschnitte angeschaut, zum Beispiel 57 Gespräche mit Frauen, die wegen Kopfschmerzen ärztliche Hilfe suchten. Im Durchschnitt wurden sie nach elf Sekunden unterbrochen. Interessant: Ausreden zu dürfen verlängerte das Gespräch nicht.
Aber das frühe Unterbrechen macht was mit einem: Man wird verunsichert, vielleicht sogar eingeschüchtert. Auch sonst sehr selbstbewusste Menschen sagen erst mal nichts mehr, schon um nicht als "schwierig" zu gelten.
Die Folgen: Arzt, Ärztin erfahren nichts von der Lebenswelt des Gegenübers, sie übersehen seelische Belastungen, sie verordnen Therapien, die nicht zu dieser Person passen. Die sie nicht versteht, die sie nicht will. Je nach Krankheit nehmen 35 bis 50 Prozent der Kranken nicht die verordneten Medikamente ein oder nicht so, wie sie sollen, hat das IPAM-Institut an der Uni Wismar festgestellt.
Lesen Sie hier: Verbraucherschützerin über Arzt-Entscheidungen
Dabei ist die Angst, Kranke könnten ausufernd reden, unbegründet. Teresa Bär fand in ihrer Doktorarbeit heraus, dass die Menschen im Schnitt 64 Sekunden lang sprachen, wenn sie nicht unterbrochen wurden. Die Ärzte, Ärztinnen staunten, wie viel mehr Hinweise sie durch das Erzählenlassen erhalten hatten.
"Und die Patientin fasst Vertrauen", sagt die Internistin und Professorin Jana Jünger, die seit vielen Jahren Studierende in Kommunikation trainiert. Vertrauen heiße auch, dass die Patientin wiederkommt und offen sagt: Ich kann diesen Betablocker nicht nehmen, ich glaube, ich vertrage die Tabletten nicht. Oder: Ich kann die Übungen nicht machen, ich krieg das nicht hin.
Ich-Botschaften formulieren
"Ich tu mir als Ärztin auch selbst einen Gefallen, wenn ich erst einmal nur zuhöre: Mir wird ein Mensch sympathischer. Weil ich ihn dann nicht als Fall sehe, sondern als Menschen, der ein Problem hat, das wir jetzt versuchen, gemeinsam anzugehen." Hört ein, zwei Minuten zu, sagt Jünger ihren Studierenden. Eigentlich ganz einfach:
Ärztin: Was führt Sie zu mir?
Patient: Bauchweh.
Ärztin nickt.
Patient: Seit einer Woche, hier links. Ich weiß auch nicht, woher. Obwohl . . . Ich hab gerade viel Stress auf der Arbeit.
Ärztin: Hm.
Patient: Dazu noch die Sorgen mit der Tochter. Vielleicht kommt daher auch das mit dem Nacken . . .
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Was ist das, Doktor?
Sehr geehrte Damen und Herren,
Zum Thema habe ich einen typischen Dialog beizusteuern:
" Was führt Sie (Dich) zu mir?"
"Letzten Donnerstag habe ich 3 mal gebrochen. Mir ist schon die ganze Zeit so komisch und ich habe schon so lange Bauchschmerzen." Pause
" Wie lange haben Sie denn Bauchschmerzen?"
"Ach, schon lange."
"2 Tage, 2 Monate, ein halbes Jahr?"
Die Begleitung mischt sich ein:
" Das war doch schon im Urlaub"
"Nee, das war schon vorher, als Tante Luise da war! Und Onkel Karl hat doch gesagt, ich soll die roten Tabletten nehmen."
" Nein, das war doch Opa Otto, und das war schon viel früher, als wir nach Köln gefahren sind!"
"Nee, der ist doch mit uns nach Koblenz gefahren und der hat gesagt , Du sollst warme Wickel machen und die haben Dir doch nicht geholfen!"
"Das kannst Du doch gar nicht wissen, Du warst ja gar nicht dabei!"usw., usw., das setzt sich bei jeder Nachfrage so fort und passiert durchaus nicht nur bei arteriosklerotischen Patienten!
Können Sie sich vorstellen, dass so etwas eine/n Ärztin/ Arzt an den Rand der Verzweiflung treiben kann? Zumal leider tatsächlich ein enges Zeitbudget von den Krankenkassen vorgegeben ist, das man im Interesse der Patienten und auch im eigenen Interesse, damit man doch ein befriedigendes Ergebnis der Konsultation für beide Seiten erzielt, oft genug mit schlechtem Gewissen überziehen muss. Ausserdem warten die nächsten Patienten, die vielleicht strukturierter sind und auch über ein knappes Zeitbudget verfügen.
Wenn Ärzt/Innen sich etwas wünschen dürften, dann wäre es, dass die Patienten spätestens die Zeit im Wartezimmer dazu nutzen würden, sich zu überlegen, seit wann und wo die Beschwerden bestehen, was sie verschlimmert oder bessert, ob Fieber oder andere Begleiterscheinungen auftreten und ob es ein auslösendes Ereignis gab. Eine wichtige Information sind auch vorangegangene Auslandsaufenthalte.
Die Patienten könnten z. B. sagen: Seit einem halben Jahr, da waren wir auf den Malediven im Urlaub, habe ich immer wieder morgens nach dem Frühstück Bauchschmerzen hier rechts oben.
Damit wäre allen Seiten viel Frustration erspart.
Mit freundlichen Grüßen
Gisela Schock
Ärztin für Kinder-und Jugendmedizin
Homöopathie
Werde bloß nicht krank!
Das große Dilemma, gehe zu drei Ärzten und du bekommst 5 Diagnosen. Das sind die Tatsachen, so auch in der Justiz, in der Politik und in der Gesellschaft. Schwieriges Terrain in der heutigen Welt, Aber glaube nicht alles, was du hörst, glaube nicht alles was du siehst und höre mehr auf dein Inneres, der Arzt will auch nur das Beste von dir, dein Geld!