Osterhoffnung richtet sich auf morgen, Ostermut zeigt sich heute. Das symbolisiert das Foto einer Leuchttafel, auf der nur das Wort "Heute" zu lesen ist.
Osterhoffnung richtet sich auf morgen, Ostermut zeigt sich heute
Lucas1989 / Photocase
Auf der Suche nach der Osterbotschaft
Mut statt Hoffnung
"Christus ist auferstanden!" Das ist die kürzeste Form der christlichen Osterbotschaft. Aber muss es dabei um ein Leben nach dem Tod gehen?
Lena Uphoff
09.04.2023
8Min

Die neue Ausgabe der "Zeit" liegt auf dem Schreibtisch. Ganz vorne der Titel: "Kommt da noch was?" Feuilletonchef Volker Weidermann hat Schriftsteller gefragt, wie sie sich ein Leben nach dem Tod vorstellen. Die Karwoche und Ostern bringen medial das Thema Tod auf die Bühne. Aber muss es die große Keule Tod sein? Und dann auch noch die Frage, was danach kommt? Diese Frage lässt sich ja sowieso nicht beantworten.

Die Bibel berichtet, wie Maria Magdalena und die andere Maria zu Beginn der Woche zum Grab gehen. Jesus war gekreuzigt und begraben worden. Plötzlich steht ein Engel vor ihnen. Er wälzt den Stein, der die Grabhöhle verschlossen hatte, weg und setzt sich darauf. Er blendet die beiden Frauen, so hell ist seine Erscheinung. Dann sagt der Engel die bekannten biblischen Engelworte: "Fürchtet euch nicht!" Er sagt den Frauen, dass der, den sie suchen, nicht da ist. "Jesus ist auferstanden", spricht das himmlische Wesen. Die beiden Marias sehen mit eigenen Augen, dass der Leichnam Jesu nicht mehr an Ort und Stelle ist.

Erst der Tod, dann die Auferstehung, so sieht es die biblische Dramaturgie vor. Der Karfreitag führt die Menschen in die Dunkelheit und den Tod, Ostern ist für das Happy End zuständig. "Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!" Das wird in vielen Teilen der Welt am Ostersonntag zur Grußformel. In manchen Internet-Bubbles wird es einem an diesem Tag zigfach zugepostet. Happy End, er ist auferstanden … Doch die Sache hat einen Haken. Wo ist Jesus denn? Wo kann man ihn treffen? Die Bibel beteuert, dem Tod sei sein Stachel gezogen, doch gestorben wird weiterhin.

Die Osterbotschaft ist deshalb so schwierig zu verstehen, weil sie paradox ist. Es wird etwas verkündet, was nicht sichtbar ist. Mehr noch: Das Gegenteil ist sichtbar. Jesus: weg. Der Tod: immer noch da. Und das sind ja nur abstrakte Worte. In der aktuellen RTL-Dokuserie "Sterben für Anfänger" geht es um Vanessa, die während ihrer Schwangerschaft eine schwere Krebsdiagnose bekommt. Sie hat drei kleine Kinder und einen Mann, den sie liebt. Sie wünscht sich, dabei zu sein, wenn ihre jüngste Tochter eingeschult wird. Der Krebs aber geht nicht weg. Er streut immer weiter. Auf Facebook kann jeder Vanessa folgen (#Geradeheraus & Laut. Ich habe Krebs.) und lesen, dass sie in diesen Tagen die nächste Chemotherapie durchmacht.

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"Tod, wo ist dein Stachel?" Er ist hier und spießt gerade eine Mutter von drei kleinen Kindern auf. Und doch hält sich die Osterbotschaft seit beinahe 2000 Jahren. Das liegt vielleicht daran, dass es für viele Menschen an Ostern gar entscheidend war, ob der Tod abgeschafft ist oder nicht. Ein Grund mehr, über Ostern ohne Jenseitsbezug nachzudenken. Allerdings darf es auch nicht banal werden. Die Alternative kann nicht sein, auf das große Wort "Auferstehung" zu verzichten und nur noch über aufgehende Knospen und den Frühling zu sprechen.

Wahrheit zeigt sich, wenn sie erlebbar ist

Die große evangelische Theologin Dorothee Sölle hatte als Mantra ein Zitat von Lenin: "Die Wahrheit ist konkret." Dass etwas wahr ist, lässt sich nicht daran messen, dass es sich theoretisch beweisen lässt. Wahrheit zeigt sich, wenn sie praktisch erlebbar ist. Das soll bedeuten, dass es für die Wahrheit der Osterbotschaft gar nichts bringen würde, wenn es ein Leben im Jenseits gäbe. Denn was würde das jetzt verändern?

Kurz vor Ostern ist das neue Buch des Journalisten und Tagesschausprechers Constantin Schreiber erschienen. Es trägt den Titel "Glück im Unglück. Wie ich trotz schlechter Nachrichten optimistisch bleibe". Das Buch beginnt damit, dass Schreiber erzählt, wie ihn das Verlesen von schlechten Nachrichten in der Tagesschau herunterzieht. Als er zu Beginn des Ukraine-Kriegs die Nachrichten verlas, passierte es ihm, dass er auf einmal völlig erledigt war. News Fatigue. Zu viele schlechte Nachrichten, jeden Tag, auf der ganzen Welt. Also begibt er sich in dem kurzen Buch auf eine Art geschriebenen Selbsterfahrungstrip. Schreiber will herausfinden, wie er glücklich sein kann, ohne seine Augen davor zu verschließen, dass es "Kinderschänderringe", "Jugendliche, die in Syrien aus dem Müll essen" und eben den Krieg in der Ukraine gibt – um seine Beispiele zu nehmen.

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Dieses Buch hat etwas Österliches, auch wenn es der Autor vielleicht gar nicht beabsichtigt hat. Bei dem Wort Glück denken wir oft eher an Lotto King Karl, Chico und unverdientes Gewinnen. Aber wir könnten mit Glück ja aber auch die Fähigkeit verbinden, ein zufriedenes Leben zu leben.

Klar, zufrieden zu sein, das ist nicht gerade leicht, wenn um einen herum, zumindest gefühlt, die Welt untergeht. Das ist auch das Ausgangsgefühl von Constantin Schreibers Text. Aber dann gelingt es ihm, einen Mittelweg zu finden zwischen "Doomscrolling", dem Dauerkonsum von Katastrophennachrichten, und dem völligen Rückzug aus der Welt der Nachrichten.

Privates Glück – reicht das für die Osterbotschaft?

Ihm hilft die Musik, gutes Essen, Humor, Reisen, eine Art unreligiöse Spiritualität dabei, glücklich zu sein - trotz des Unglücks drumherum. Auch wenn er anderen hilft, auch wenn es nur kleine Gesten sind, spürt er einen Sinn in seinem Leben. Als er einmal Blutspenden geht, fühlt er sich zwar schlaff wegen des abgezapften Lebenssaftes, aber vital wegen der Vorstellung, dass ein anderer Mensch davon profitieren wird. Die Idee des Buches ist gut, aber der Inhalt ein bisschen banal. Etwa Tipps wie diese: nicht zu viel Nachrichtenkonsum, aber auch nicht zu wenig. Erfahrungen in Schubladen gedanklich ablegen. Hier die guten Dinge, da die schlechten.

Man kann es Schreiber nicht vorwerfen, vor allem, wenn es einem selbst genauso geht, aber es ist ein Buch, dass davon lebt, dass die schlechten Dinge eben "nur" Nachrichten sind und keine persönlichen Erfahrungen. An einer Stelle heißt es: "Privat sind mir schwere Krisen und Schicksalsschläge weitgehend erspart geblieben. Beruflich und privat bin ich glücklich und zufrieden mit dem, was ich habe und wie es läuft. Bloß die Welt scheint aus den Fugen geraten."

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Persönliches Glück trotz Unglück in der Welt, darin geht die Osterbotschaft nicht auf. Österliches lässt sich auch in Lebensgeschichten finden, die so gar nichts mit persönlichem Glück zu tun haben. Zum Beispiel im Leben von Grace. Der Autor kennt Grace nicht persönlich, sie hat auch einen anderen Namen, aber ihre Geschichte wurde ihm glaubwürdig berichtet von jemandem, der sie kennengelernt hat.

Grace kommt aus einem Dorf in Tansania. Ihr Dorf ist sehr christlich. Die Menschen gehen jeden Sonntag in die Kirche, beten vor dem Essen und vor dem Schlafengehen. Grace hat eine Schwester. Ihre Mutter stirbt jung. Der Vater heiratet wieder, bekommt weitere Kinder, die Stiefmutter kann Grace nicht leiden. Sie schlägt die Geschwister, verbrüht sie mit kochendem Wasser. Mit 18 sollte Grace heiraten. Ihr Vater sucht den Bräutigam aus. Grace Proteste gegen den 22 Jahre älteren Mann, den sie nicht ausstehen kann, interessieren niemanden. Er ist wohlhabend und bietet dem Vater Geld und Ziegen gegen die Erstgeborene – ein guter Tausch für alle Beteiligten, die etwas zählen im Dorf von Grace. Nicht aber für Grace.

Mut ist da, egal, was kommt

In Graces "gut christlichem" Dorf werden junge Frauen beschnitten, bevor sie verheiratet werden. Die Männer des Dorfes fixieren sie und beschneiden sie ohne Betäubung, ohne steriles Werkzeug oder saubere Umgebung. Grace hat oft erlebt, dass die Frauen daran gestorben sind. Entweder direkt nach dem Eingriff oder kurz danach an einer Infektion.

Bevor sie 18 wird und verheiratet und beschnitten werden soll, flieht Grace. Aber nicht, ohne ihrer Schwester zu versprechen, dass sie wiederkommen und sie holen wird. Irgendwie schafft sie es, das Geld für die Flucht nach Europa zusammenzubekommen. Sie hofft, dass das Leben dort besser ist. Sie kommt in Bulgarien an, hat kein Geld, schläft verängstigt auf der Straße und verkauft ihren Körper. Sie braucht Essen und einen Schlafplatz. Beides kostet. Sie reist weiter nach Deutschland. Vielleicht gibt es dort Schutz? Nein. Stattdessen wird sie an der Grenze für zwei Monate wie im Gefängnis festgehalten. Dann schickt man sie zurück nach Bulgarien.

Grace sagt, das Einzige, was sie antreibt, sei das Versprechen, das sie ihrer Schwester gegeben hat. "Ich muss sie retten. Sie verlässt sich auf mich."

Grace sind "schwere Krisen und Schicksalsschläge" nicht erspart geblieben. Sie ist auch nicht glücklich in diesem klischeehaften Sinne. Auch der Tod hat noch seinen Stachel in ihrer Geschichte. Er hat schon mehrmals nach ihr gestochen, aber sie bisher immer verfehlt. Wer weiß, wie lange es noch so geht. Dennoch hat diese Geschichte etwas Österliches. Aber mit religiösen Botschaften sollte man Grace nicht kommen. Von der "christlichen Tradition" hat sie vermutlich genug.

Der Tod rückt das Leben in den Mittelpunkt

Aber wenn "Neuanfang trotz Ende" der Kern der Osterbotschaft ist, dann kommt dieser Kern in Graces Geschichte mehrmals vor. Sie hat bisher nicht aufgegeben, obwohl das Ende sie in vielfacher übertragener Weise umgibt. Ihre Geschichte ist eine Ostergeschichte ohne Jenseits. Dass das zu Ostern passt, leuchtet vielleicht ein, wenn von Ostermut statt von Osterhoffnung die Rede ist. Hoffnung richtet sich auf etwas, was noch kommt. Mut ist da, egal was kommt.

"Auf was freuen Sie sich nach dem Tod?", fragte der Feuilletonchef der "Zeit" Volker Weidermann Schriftsteller. Er fasst zusammen, was ihm an dieser Frage so gut gefällt: "Die Reaktionen erzählten in wenigen Worten so viel über die Menschen, die das schrieben. Über ihren Glauben, ihre Erschöpfung, ihr Leid, ihre Lust auf Unsinn, Lust aufs Leben." Auch Weidermann geht es mit seiner Frage eigentlich um das Leben und nicht um den Tod. Im Nachdenken über den Tod, so erhoffte er für sich und seine Leser, ergäben sich den Schriftstellern ein paar gute Gedanken übers Leben. Nicht, indem der Tod ausgeblendet wird, sondern indem er in den Mittelpunkt gerückt wird. So ist der "Zeit"-Titel eigentlich auch eine Geschichte über das Leben, wenn auch Tod darauf steht.

Vanessa aus der RTL-Serie geht fest davon aus, dass sie nicht mehr lange leben wird. Doch in ihren Posts wird deutlich, wie intensiv sie trotzdem gerade lebt, für ihre Kinder, für ihren Mann, für sich. Das ist Mut.

Constantin Schreiber empfiehlt Humor und gutes Essen, damit es mit dem Glück im Unglück klappt. Grace bekommt von alldem nichts mit. Sie muss einfach leben, weil sie eine Schwester hat, der sie versprochen hat, zu helfen.

Wo steckt sie nun die Osterbotschaft? Überall und nirgendwo – schließlich ist sie ein Paradox.

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@Sacher: "Die Osterbotschaft ist deshalb so schwierig zu verstehen, weil sie paradox ist."

Nein, weil sie so die Botschaft des Christus verschleiert, wie Mensch sich, um seiner herrschsüchtigen Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem "Individualbewusstsein" willen, seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (Mensch erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung, in den geistigen Stillstand) konfusioniert und somit nicht das ganzheitliche Wesen gottgefällig/vernünftig zum Ebenbild gestaltet.

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Der Tod, also die Gnade Gottes am Jüngsten Gericht, das Ende des Kreislaufes von Leben und Wiedergeburt/Auferstehung, wo das Programm des holographischen Universums alle Möglichkeiten zur Überwindung entsprechend der Vorsehung / der "göttlichen Sicherung" vor dem Freien Willen ("ergebnislos") durchgespielt hat, ist wie die Löschung von Festplatten und Arbeitsspeicher, einfach zurück in den ursprünglichen Geist / die ursprüngliche Seele / das Zentralbewusstsein der Schöpfung, für ein neues/weiteres Programm Geist-?Mensch?-Seele.

Der Stachel entspricht nur unserer SCHEINBAR nicht aktivierbaren Vernunftbegabung und unserer starrsinnigen Emotionalität in stets gleichbleibend-instinktiver Bewusstseinsschwäche seit der "Vertreibung aus dem Paradies" (geistiger Evolutionssprung).

Bedenke: Jesaja 55, 8-11 (Gottes wunderbarer Weg) oder von mir aus auch Paulchen Panter: "Heute ist nicht alle Tage, ich komme wieder, keine Frage" ;)