Ostern
Wie real ist die Auferstehung?
Er war tot. Doch dann begegneten die Jünger Jesus wieder. Viele andere sahen ihn auch. Mehr können wir nicht wissen
Religion für Neugierige - Wie real ist die Auferstehung?
Lisa Rienermann
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
28.03.2019
3Min

Vorgelesen: Religion für Einsteiger "Wie real ist die Auferstehung?"

Ein Zeuge beteuert vor Gericht, er habe jeman­den am Tatort gesehen. Schon das kann die entscheidende Wende in einem Verfahren sein. Haben mehrere Zeugen diese Person gesehen, gibt es kaum noch Zweifel.

Etliche Augenzeugen berichten, sie hätten den auferstandenen Jesus gesehen. Der Apostel Paulus hat, nachdem er selbst Zeuge der Auferstehung geworden war, die ersten Zeugen kennengelernt und sich von ihnen berichten lassen. Wörtlich schreibt Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde von Korinth: "Als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er ge­sehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen auch von mir . . . " (1. Korinther 15).

"Er wurde gesehen" ist ganz wörtlich zu verstehen. Es bedeutet eben nicht: Die Zeugen hätten sich seine Rückkehr so gewünscht, dass sie es für wahr hielten. Oder sie haben in ihren Berichten etwas übertrieben, um den anderen wieder Mut zu machen.

Das Bekenntnis der Auferstehung ist der Dreh- und Angelpunkt des Glaubens. An ihm hängt alles. Paulus formuliert am Anfang desselben ­Kapitels aus dem Korintherbrief: "Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist euer Glaube vergeblich." An den Zeugen kann man unschwer erkennen, dass sie eine einschneidende Erfahrung gemacht haben. Sie waren von Grund auf verändert. Sie waren nach dem entmutigenden Ereignis der Kreuzigung Jesu auf einmal bereit, für den Gekreuzigten selbst das Martyrium auf sich zu nehmen.

Theologinnen und Theologen fragen nach der historischen Glaubwürdigkeit der Begegnung mit dem Auferstandenen. Aber viele Erklärungsversuche greifen zu kurz. Manche erklärten Jesus nach seiner Kreuzigung als scheintot, so der evangelische Theologe Friedrich Schleiermacher im 19. Jahrhundert.

Andere gehen von einem Betrug der Jünger aus, so in der Barockzeit der Hamburger Lehrer und Orientalist Hermann Samuel Reimarus. Nach ­Jesu Scheitern hätten die Jünger unter­einander verabredet, Jesus als ­lebendig auszugeben. Sie hätten heimlich seinen Leichnam aus dem Grab entfernt, um ihre Botschaft glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Sie hätten Berichte vom leeren Grab und von Treffen mit dem Auferstandenen verabredet. Allerdings taten sie es so schlecht, dass sie widersprüchliche Versionen in die Welt setzten. Von rein subjektiven Visionen ist bei anderen die Rede (Gerd Lüdemann).

Was ist nun dran an der Erfahrung der Zeugen? Dass sie sich die Begegnung mit dem Auferstandenen ausgedacht haben, dagegen spricht schon die Tatsache, dass sie mit ihrem Leben für den Glauben an den Auferstande­nen einstanden. Die ersten Zeugen, vermutlich alle zwölf Apostel, sind für ihren Glauben an den Auferstandenen den Märtyrertod gestorben. So etwas tut man nicht für eine Fiktion.

Lesen Sie hier ein "Religion vor Neugierige" zur Frage, ob Judas ein Verräter war?

So viele Zeugen, und doch ist die Auferstehung nicht ganz zu fassen. Dass sie grundsätzlich nicht beweisbar sei, betonte schon der evangelische Theologe Karl Barth: Da die Auferstehung allein von Gott bewirkt ist – als Theologe spricht Barth von einem Offenbarungsgeschehen –, sei sie für Menschen nicht zu erklären. Historiker, so sagt er, seien über­fordert damit, die Auferstehung zu überprüfen. Sie könnten sich nur mit den Zeugnissen auseinandersetzen.

Der 2014 verstorbene Münchener Theologieprofessor Wolfhart Pannenberg meinte: Die Zeugen hätten Jesus an und nach Ostern wohl in völlig andersartiger Gestalt wiedererkannt.

Wer die Auferstehung überprüfen will, gerät in einen unauflösbaren Widerspruch. Die Berichte der Zeugen, wie Paulus sie zitiert, sind historisch glaubwürdig. Aber ihre Erfahrungen sind einmalig, unwiederholbar und von Unbeteiligten nicht einsehbar.

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Bibel und Christentum sind ein Versuch, Philosophie einer breiten Bevölkerung verständlich zu machen, daher auch die vielen „Bilder“ in der Bibel. Man darf freilich annehmen, dass auch eine „Verbildlichung“ das Verständnis kaum fördert. Die Kirche tut sich keinen Gefallen, wenn sie allzu energisch an den Bildern der Bibel und deren allzu materialem Verständnis festhält. Die Menschen kehren der Kirche den Rücken zu, weil sie deren (Bilder-) Sprache nicht mehr verstehen. Philosophie spricht den Menschen als Menschen an, nicht als Christ oder Moslem und so weiter, auch nicht als Mensch dieser oder jener Zeit, sondern als allgemeinen und zugleich einzelnen Menschen in seiner Lebensnot. Das ist der entscheidende Gedanke!

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Jesus ist ja auch über das Wasser gelaufen, hat Essen vermehrt und aus Wasser einen leckeren Wein gemacht. Dann war es doch für ihn keine große Sache, wieder aufzuerstehen. Spektakulärer wäre es allerdings gewesen, wenn er einfach vom Kreuz wieder herabgestiegen wäre und damit seinen Häschern gezeigt hätte, was er alles kann.

Warum kommen eigentlich fast alle Religionen (meines Wissens macht der Islam hier eine Ausnahme) ohne solche kitschigen Geschichten nicht aus? Es reicht doch, anzunehmen, dass Jesus ein ganz wunderbarer Mensch gewesen ist. Aber dies genügt wohl nicht, um eine Weltreligion zu gründen.

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Wir lesen: "Die ersten Zeugen, vermutlich alle zwölf Apostel, sind für ihren Glauben an den Auferstandenen den Märtyrertod gestorben. So etwas tut man nicht für eine Fiktion."

Es sind schon Millionen von Soldaten in Kriegen gestorben und zwar nicht nur als Zwangsrekrutierte, sondern als selbstbewusste, vorsätzliche Kämpfer für die jeweils gute Sache. Das ist eine ziemlich traurige und niederschmetternde Sitte der Zweibeiner und beweist überhaupt nichts über die Güte oder Fiktivität der angeblich guten Sache.

Traugott Schweiger

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... finde ich die Argumentation im Absatz:"Was ist nun dran an der Erfahrung der Zeugen?"

Gruselig und gefährlich ist meines Erachtens die Verbindung zwischen "Märtyrertod " und dem Schluss : dann kann es keine Fiktion gewesen sein.

Angesichts einer Gegenwart, in der Fundamentalismus und Humanismus sehr deutlich ihre Unvereinbarkeit zeigen, finde ich es äußerst problematisch, "Märtyrertod" in irgend einer Weise als Beleg für Glaubwürdigkeit einer Erfahrung an zu sehen.

Antwort auf von Christiane Herzog (nicht registriert)

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Leben - eigenes wie fremdes - geringer zu achten als irgendeine durch "Sinn" geadelte Absicht, ist leider keine Spezialität des Fundamentalismus, sondern gängige Vorstellungswelt der gesellschaftlichen Mitte.

Fritz Kurz

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Zu Eduard Kopps Beitrag über den christlichen Auferstehungsglauben merke ich ein Dreifaches an:

Erstens ist unser christlicher Glaube nicht additiv zusammengesetzt; wir Christen müssen also nicht „auch noch an die Auferstehung“ bzw. „an die Erscheinungen Jesu“ glauben. Unser Glaube richtet sich allein auf den Gott, der die Liebe ohne Furcht (1. Johannesbrief) ist. Ostern wird also nur verständlich, wenn ich mir vor Augen halte, dass unsere gesamte Schöpfung in einer ewigen Liebesbeziehung Gottes aufgehoben ist. Die Auferstehungshoffnung ist also kein zusätzlicher Glaubensartikel, sondern eine Folge des Vertrauens darauf, dass Gott uns liebt: “Gott, Du liebst mich – deswegen glaube ich Dir, dass Du mich im Todesaugenblick vollenden wirst!“
Zweitens unterschlägt Eduard Kopp den entscheidenden Satz des ersten Auferstehungszeugen Paulus, der Kopps Zitat vorausgeht: „Wenn die Toten nicht aufgeweckt werden, ist Jesus auch nicht aufgeweckt worden.“ Das schöne griechische Wort für das Aufgewecktwerden meint für Paulus, dass ein Verstorbener in seinem Todesaugenblick (Uhrzeit des Arztes auf einem Totenschein) von Gott „aufgehoben“ wird (mit all dem, was in seiner Persönlichkeit nicht zu Grabe getragen wird: Beziehungen, Träume, Phantasien, Glaube, Hoffnung, Liebe, Lebensgeschichte): Gott, der den Sünder achtet und (mit ihm gemeinsam) die Sünde ächtet, bewahrt (hebt auf), was gut im Leben des Verstorbenen war; er vergibt und tilgt (hebt auf), was nicht gut und damit Sünde war; er richtet empor (hebt auf), was den Menschen niederdrückt und seine Würde verdunkelt hat. Gottes Zorn richtet sich folglich niemals gegen das geliebte Menschenkind, sondern gegen die begangenen (Un-) Taten. So offenbart es Jesus ja auch in den Erzählungen über den „verlorenen Sohn“, die Ehebrecherin und die Samariterin am Jakobsbrunnen, die allesamt auch als Auferstehungsevangelien zu deuten sind. Jesu Auf(er)weckung im Todesaugenblick dürfen wir also niemals trennen von unseren Verstorbenen, die in ihrem Todesaugenblick, wenn Raum und Zeit enden, aufgeweckt und vollendet worden sind – so wie ich aufgeweckt werde, wenn ich eines Tages das Zeitliche segnen werde. Paulus gründet seinen Osterglauben also gerade nicht auf das leere Grab oder die Erscheinungen Jesu. Weil Paulus Jesus (ver)traut, dass Gott uns bedingungslos liebt, also besser ist als der beste Mensch, den wir kennen, traut er diesem Gott vorleistungsfreier Liebe auch zu, uns am Ende des Lebens nicht ins Nichts fallen zu lassen, sondern zu vollenden. Paulus ruft also im Korintherbrief allen Verstorbenen zu: „Ihr, die Ihr beigesetzt wurdet, lebt in vollendeter Liebe im Himmel! Ihr seid von Gott vollendet worden!“ Erst danach (!) spricht Paulus auch von Jesus, wie es übrigens auch in einem bekannten Osterlied heißt: „Jesus lebt, mit ihm auch ich!“ Viele Höllendrohungen und Fegefeuerpredigten wären uns erspart geblieben, hätten wir nur Paulus gelesen und verstanden. Das „Fegefeuer“ meint, so Papst emeritus Benedikt in seiner Hoffnungsenzyklika aus dem Jahre 2006 wörtlich, Christus selbst; „das Begegnen mit ihm ist der entscheidende Akt des Gerichts. Vor seinem Anblick schmilzt alle Unwahrheit. Die Begegnung mit ihm ist es, die uns umbrennt und freibrennt zum Eigentlichen unserer selbst. Unsere Lebensbauten können sich dabei als leeres Stroh, als bloße Großtuerei erweisen und zusammenfallen. Aber in dem Schmerz dieser Begegnung, in der uns das Unreine und Kranke unseres Daseins offenbar wird, ist Rettung. Sein Blick, die Berührung seines Herzens heilt uns in einer gewiss schmerzlichen Wandlung, wie durch Feuer hindurch. Aber es ist ein seliger Schmerz, in dem die heilige Macht seiner Liebe uns brennend durchdringt, so dass wir endlich ganz wir selber und dadurch ganz Gottes werden.“
Drittens ist das „Sehen“ des Auferstandenen, von dem Eduard Kopp schreibt, gleichbedeutend mit dem liturgischen Ruf im Sonntagsgottesdienst: „Seht das Lamm Gottes!“ Jesus wird als Auferstandener nur beim Brotbrechen gesehen und erkannt (eucharistische Erscheinungen) – folglich sind auch wir Auferstehungszeugen, wenn wir Jesus als Auferstandenen am Sonntag beim Paschamahl im Wort, im Brot und Wein, im Nächsten, in der versammelten Gemeinde sehen. Das einzige, das uns die Zeugen vor 2000 Jahren voraus hatten, war freilich, dass diese Jesus „wiedergesehen“ haben. Das ist uns natürlich unmöglich.

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Die Berichte der Zeugen, wie Paulus sie zitiert sind warum genau historisch glaubwürdig? Das ist eine bloße Behauptung, die keineswegs plausibel ist.

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Paulus war nicht selbst Zeuge der Auferstehung. Er hat dies sicherlich geglaubt, aber laut Apostelgeschichte hat er sich das nur eingebildet. Diese Vision hat er wahrscheinlich der Predigt des von ihm gesteinigten Stephanus zu verdanken.

Antwort auf von Anton Aulbach (nicht registriert)

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In einem Punkt müssen wir tatsächlich noch genauer sein als im Text: Zeugen der Auferstehung - also des Vorgangs selbst - gab es nicht, am Ostermorgen war niemand dabei. Das ist, biblisch-literarisch betrachtet, auch gut so, denn sonst wären die Ostertexte leicht zu Mirakelgeschichten geworden. Die Begegnungen mit dem Auferstandenen halte ich für historisch real. Bei Paulus bleiben mir allerdings einige Zweifel. In dem Schlüsseltext im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, gibt er selbst zu Protokoll, dass er von solchen Begegnungen mit dem Auferstandenen aus zweiter Hand weiß, um dann später nachzuschieben, dass dieser schließlich auch ihm selbst begegnet sei. Diese literarische Struktur ist nicht gerade dazu angetan, die Realität einer solchen Begegnung zu untermauern.

Eduard Kopp

Antwort auf von Redaktion chrismon (nicht registriert)

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"Zeugen der Auferstehung - also des Vorgangs selbst - gab es nicht, am Ostermorgen war niemand dabei. Das ist, biblisch-literarisch betrachtet, auch gut so". Diese klare Antwort auf die Frage, woran sich biblisch-literarische Güte misst, ist beeindruckend und offenherzig.

Bei einer stinknormal-literarischen Erwartungshaltung würde ich immer noch in Erwägung ziehen, dass es der Friedhofsgärtner war oder dass er zumindest als Zeuge dienen kann.

Nichts für ungut!

Fritz Kurz

Antwort auf von Fritz Kurz (nicht registriert)

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H. KURZ hat den Punkt getroffen. Liest man alle Beiträge, verliert jeder Glaube an Sinn und Substanz. Ein uferlose Meer ohne Anker für den Glauben. Die Widersprüche lassen jeden "Schwimmer" im Glauben ertrinken. Von EKD und Synode keine Führung, kein Rettungsring. Der ev. Glaube ertrinkt. Wenn schon diese hohen "IQ-Geister" mit ihrer Weisheit versagen, was soll dann der normale "Otto" davon halten? Der flüchtet!

Wenn man davon ausgeht, dass alle Theologen seit 1600 Jahren die Unsicherheiten kennen, sie aber dennoch jeden Tag von Wahrheiten, Verdammnis, von den absolut sicheren Säulen des Glauben reden, ja dann? Dann sagen sie etwas anderes als die zu vermutende Wahrheit! Es sei denn sie sprechen ferngesteuert ohne eine eigene Verantwortung. Womit wir dann wieder bei der übernatürlichen Daseinsvorsorge sind, die man auch Glaube nennen kann.

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Aus der Welt der Philosophie und der weltgeschichtlichen Glaubensmodelle kommend, staune ich immer wieder über die Treue der Repräsentanten des christlichen Glaubens, ihren Glauben an den Unglaublichkeiten fest zu machen und die natürlichen Prozesse vernünftigen Denkens und bewussten Empfindens zu neutralisieren.
Die Bejahung und (wissenschaftliche) Erkenntnis von der Vollkommenheit der Gesetze in der Schöpfung sind allen Weltreligionen eigen. Diese Vollkommenheit bildet sich in der Natur ab, Sie ist beobachtbar und für j e d e n Menschen – wenn er nur will – nachvollziehbar. Die Konstruktion, GOTT als einen Ausnahmehersteller von ihm wichtigen Regularien zu bestaunen und zu „glauben“ – sowohl die unbefleckte Empfängnis (welch schreckliche Übersetzung) als auch die Tatsächlichkeit einer konkreten Auferstehung – hebelt dessen eigene Grund-Gesetze aus den Angeln. Die Vollkommenheit GOTTES wird damit unvollkommen gemacht. GOTT wird zum Stümper seines Schöpfungsprinzips. Die Kirche kann damit auf WUNDER aufbauen und nicht auf WAHRHEIT.

In vielen Kulturen der fünf Kontinente lebt die Überzeugung und das Wissen (mittlerweile auch in vielen geisteswissenschaftlichen Strömungen der westlichen Welt), dass es unterschiedliche, gleichzeitig existierende, jedoch selten bewusst wahrzunehmende Beschaffenheiten des Menschen gibt, also unterschiedliche „Leiber“: grobstoffliche, feinstoffliche (Äther/Astralleib) oder Körperleib, Seelengestalt, Geistgestalt. Eine Materialisierung von solcherart Ereignissen wie die AUFERSTEHUNG als irdisch reale Tatsache zu deuten, kippt die Grundhgesetze der Schöpfung aus den Angeln. Nicht jedoch die Tatsache, dass es Menschen zuhauf gibt, die über/hinter diese konkrete Realität andere – je nach dem Grad menschlicher Beschaffenheit, Reife und Erkenntnisdichte – Realitäten wahrnehmen können. Ein menschenkörperliches Auge sieht also naturgemäß alles irdisch Reale. Ein feinstofflicheres Auge sieht dann gleichartige Vorgänge, die sich dem groben Auge entziehen. Undsoweiterundsofort. Alles keine Fragen des Glaubens, sondern Fragen der Erweiterung des Erkenntnisvermögens. Mit der Art der Verrätselung und Überhöhung eines Vorgangs, der gemacht hat, dass einige Menschen um Jesus diesen „anderen“, nicht mehr grobstofflichen Leib wahrnehmen konnten, schafft man weiterhin unselbständige (sapere aude-lose) Glaubensabhängige, um die Macht der Kirche abzusichern. Diese kommt, seit sie besteht, aus diesem Teufelskreis nicht heraus. Und sie wird die letzte sein, die ihren eigenen Teufelskreis durchschauen wird.
P.S.
Gerd Lüdemanns radikales Buch ist zumindest ein Versuch, die wenigen Wahrheitskörner aus einer desaströsen Geschichtsklitterung des Lebens Jesu herauszupicken und zur Diskussion zu stellen. Daher ist seine Annahme von den "rein subjektiven Visionen“ (wie Ihr Autor formuliert) eine Einstiegsmöglichkeit in diese grandiose Auferstehungs-Geschichte.

Antwort auf von Hans-Peter Jah… (nicht registriert)

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Ob die Auferstehung Jesu „real“ war, darauf habe ich eine einfache, knappe Antwort: Ja. Ob dies die göttlichen „Grund-Gesetze“ der Schöpfung aus den Angeln hebt, bezweifle ich. Sie beklagen eine Verrätselung und Überhöhung der Auferstehung durch die Kirche. Mir geht es so, dass mir Ihre Begriffe der Grob- und Feinstofflichkeit als rätselhaft erscheinen. Wollte man Ihre Stufenleiter der Menschen unterschiedlicher Reife und Erkenntnisdichte an die genannten Zeugen des Auferstandenen anlegen, so müsste man wohl fragen, ob all die hunderte Zeuginnen und Zeugen diese Reife und Erkenntnisfähigkeit aufweisen. Die biblische Ostergeschichte lässt für mich viel eher den Schluss zu, dass diese Auferstehung jeder und jedem zugute gekommen ist und für jeden erfahrbar ist. Warum sollten nur besonders „gereifte“ Menschen mitbekommen dürfen, was Gott mit ihnen vorhat?

Gerd Lüdemanns These von den rein subjektiven Visionen lässt außer Acht, dass die Jesusgeschichte eine so immense historische Bedeutung und Wirkung hat. Warum haben die politisch Mächtigen vor diesem Jesus gezittert, warum war die religiöse Hierarchie von Argwohn gebeutelt und die ganze Wucht des Rechts gegen Jesus ein? Warum gab es eine vielfältige Christenverfolgung? Rein subjektive Visionen der Jesusanhänger hätten all das nicht nötig gemacht.

Eduard Kopp

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Liebe Chrismon Redaktion,
Auferstehung Jesu oder auch in Kontakt bleiben, mit den Verstorbenen die uns lieb waren, aber auch, mit denen, die wir im Leben nicht kannten,diejenigen,die uns etwas mitzuteilen haben, passiert für mich im Alltag.
Ich denke,wir müssen uns befreien,von der Vorstellung die Person in ihrem irdischen Körper wiederzusehen....sondern, ihre Präsenz zu spüren.
Ringelnatz hat in dem Gedicht
"An M." geschrieben :
...meine Liebe wird mich überdauern.
Und in fremden Kleidern Dir begegnen,
und Dich segnen....
Das ist für mich verständlich und erfahrbar,so verstehe ich Auferstehung!

Sabina Boeker

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Die Frage nach der Art und Weise der Auferstehung ist wahrscheinlich so alt wie das Christentum selbst.

Das was hier jedoch als aktives "Sehen" übersetzt wurde, ist in Wirklichkeit im Griechischen ein Aorist Passiv. So wird aus dem vermeintlichen Sehen doch eher ein Erscheinen. Jesus erscheint hier den Menschen, in welcher Form auch immer.
Macht das einen Unterschied? Das erscheint mir jedenfalls so.

Sie fragen: "Macht das einen Unterschied? Das erscheint mir jedenfalls so."

Den Anhängern von Präsident Trump erschien die Zahl der Jubler bei den Amtseinführungsfeierlichkeiten auch größer als dies denen vorkam, die keine Trump-Fans sind. In diesem Zusammenhang ist es sogar erlaubt, von Fake-News zu sprechen. Man merkt: Sobald man die Glaubensgefilde betritt, stellt sich mancher Unterschied ein.

Fritz Kurz

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Die Auferstehung Jesu ist nach heutiger Sicht nicht mehr haltbar. Es könnte anders gewesen sein! Ich empfehle das Buch "Kein Tod auf Golgata" von Johannes Fried zur Diskussion.

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Missverständlich ist, wenn es unter Berufung auf den1. Korintherbrief heißt: „Der Apostel Paulus hat, nachdem er selbst Zeuge der Auferstehung geworden war …“. Denn sein „Damaskuserlebnis“ war erst später. Gleichwohl, die „reale Auferstehung“ ist Dreh- und Angelpunkt des christlichen Glaubens. Und doch fragt sich,ob sie nicht zugleich dessen „Achillesferse“ sein könnte? Immerhin sind die Aussagen der Zeitzeugen erst Jahre danach niedergeschrieben worden, was, wie alle Erfahrung lehrt, ihren Wahrheitsgehalt zumindest hinterfragen lässt. Alle Versuche, die Auferstehung als Wiederbelebung eines Toten verständlich zu machen, sie also für Menschen als historisch glaubhaft zu erklären, sind jedenfalls gescheitert: „Scheintot“ nach der Kreuzigung? Wer soll das verstehen? „Betrug“ der Jünger? Das wäre als christliches Fundament schändlich. Der Realität am nächsten dürften die „rein subjektiven Visionen“ der Zeitzeugen kommen, also das theologisch so genannte „Offenbarungsgeschehen“. Wirkungsmächtig, wie es solchen Traumgesichten eigen sein kann, könnten sie auch erklären, dass die Apostel für ihren Glauben an den Auferstandenen bis hin zum Märtyrertod einstanden.