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Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (1. Mose 5,1) hat mich von jeher erschreckt. Wenn man den Menschen in seiner Unvollständigkeit, seiner Unvollkommenheit, seiner grenzenlosen Ignoranz und dem Hang zum Bösen betrachtet: Was soll daran gottesebenbildlich sein? Oder andersherum gedacht: Wer oder was ist der oder die Gott, denen wir ebenbildlich sein sollen? Und was ist ein Ebenbild? Ist das etwas Gleiches oder etwas Ähnliches, ist es nur ein Bild oder ein Spiegelbild? Ist das ein Schicksal, eine Herausforderung oder – so habe ich es lange empfunden – etwas Bedrohliches?
Bettina Limperg
Bei der Vorbereitung einer Bibelarbeit zu einem ganz anderen Text bin ich auf die Schöpfungsgeschichte gestoßen und habe sie mit einem neuen Blick gelesen. Ich lese Bibeltexte manchmal zunächst wie einen juristischen Sachverhalt. Ich schlage sozusagen die Akten auf und versuche zu verstehen. Und so dachte ich anders als sonst über die Geschichte von Adam und Eva und das Paradies (1. Mose 2–3) nach. Die Geschichte vom Baum der Erkenntnis stellte sich mir plötzlich nicht mehr nur als Sündenfall, als Verstoß gegen Gottes Gebot dar. Das Entscheidende und Erstaunliche war für mich nun, dass erst dieser Verstoß dazu führte, dass die Gottesebenbildlichkeit hergestellt wurde. Ein Paradox. "Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist" (1. Mose 3,22).
Der Verstoß selbst hat diesen Erkenntnisprozess ausgelöst. Erst der Regelverstoß hat den Menschen wissend gemacht um das, was gut und richtig oder böse und falsch ist. Der Baum der Erkenntnis hat eine große Tür zur Welt aufgemacht, die in der Schöpfungsgeschichte ganz plastisch wird: Das Tor zum Paradies wird geöffnet und der Mensch da hindurch vertrieben. Aber: Gott vertraut dem Menschen bei allem Zorn. Er kündigt ihm nicht seinen Segen und vernichtet ihn nicht. Ganz im Gegenteil. Die Schwäche des Menschen wird fortan zwar ein Leitmotiv des Alten Testaments, aber es ist immer verbunden mit dem Auftrag, gerade aus der Erkenntnis von Gut und Böse das Gute zu wählen.
Der Mensch hat sich von Gott emanzipiert
Mit einigem weiteren Nachdenken kann man das auch als eine Emanzipationsgeschichte verstehen: Der Mensch hat sich von Gottes Allmacht und seiner Unterwerfung emanzipiert, indem er Gottes Gebot missachtet hat; aber auch Gott hat den Menschen von sich und seiner paradiesischen Sorge emanzipiert. Er hat dem Menschen in dem Bewusstsein seiner Sünde und im Bewusstsein, dass der Mensch nun die Kategorien von Gut und Böse unterscheiden kann, die Erde anvertraut.
Gottesebenbildlichkeit heißt für mich seither, dass wir Statthalter des Guten in der Welt sind. Aus all unserer Fehlbarkeit, aus all unserem Versagen, aus all dem, was wir an Gutem unterlassen und an Bösem tun, folgt nicht die Verdammnis, sondern unsere Verantwortung für diese Welt. Dass Gott uns dafür als Sünder braucht, ist keine Belastung, sondern Voraussetzung dafür, dass wir dieser Verantwortung gerecht werden können. Ohne die Sünde wüssten wir nichts vom Guten. Und ohne das Wissen um das Gute könnten wir nicht das Böse bekämpfen. Dieser Verantwortung müssen wir gerecht werden. Dazu gehören die Bewahrung der Schöpfung und unser Einsatz für eine gerechte Verteilung der Gaben und Chancen, dazu gehört, dass wir uns für Schwache einsetzen und sie stark machen. Dazu gehört auch, dass wir Rechte schaffen und nicht nur Almosen verteilen.
"Schaut hin" ist das Leitwort des 3. Ökumenischen Kirchentages 2021 in Frankfurt am Main. Es ist abgeleitet aus der Geschichte von der Speisung der 5000 (Markus 6, 38) und für mich die Fortsetzung der Schöpfungsgeschichte. "Schaut hin" übernimmt Verantwortung, versucht, den Blick zu öffnen, versucht, das Unmögliche möglich zu machen; "schaut hin" gibt nicht auf und gibt nicht nach. "Schaut hin" ist ein Appell zum Handeln. Das ist unser Auftrag, und das ist Gottes Ebenbildlichkeit. Schaut hin!
"Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist."
Mit der Sünde kam der TOD
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„Durch einen Menschen ist die Sünde in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde“
Römer 5,12
Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen, sowohl vor als auch nach dem Sündenfall hat seit jeher die Christliche Theologie beschäftigt. Irenäus von Lyon unterscheidet die Ebenbildlichkeit (imago) von der Ähnlichkeit (similitudo) des Menschen mit Gott.
Diese Ähnlichkeit (similtudo) ist seit dem Fall Adams verloren gegangen und drückt sich in dem Hang aller Menschen zum Bösen und zur Sünde aus.
Martin Luther nennt den Zustand des Menschen, der bereits in 1. Mose 1,26ff zum Ebenbild Gottes erschaffen und die Herrschaft über die Welt übertragen bekam, vor dem Sündenfall in 1. Mose 3: status originalis, und nach dem Sündenfall: status peccatoris.
Es verhält sich also genau umgekehrt: der Sündenfall hat nicht zur Herstellung der Gottesebenbildlichkeit geführt, sondern zu ihrem Verlust.
Auch in ihrem ungefallenen Zustand, dem status originalis, muss Adam und Eva die kategorische Unterscheidung von richtig und falsch klar gewesen sein, sonst hätte Gott ihnen nicht ein Gebot geben können, das sie beachten sollten. Und auch das war vor dem Sündenfall.
Die einzige gewonnene „Erkenntnis“ ist die der Sünde, des Fluches und des Todes in einer gefallenen Welt. Siehe 1. Mose 3,14ff von den Flüchen über die alte Schlange, die da heißt Teufel und satan (Offenbarung 12,9), über Eva und Adam bis zu ihrer Vertreibung aus dem Paradies Garten.
Die Versuchung Adams und Evas konnten bisher nur Gnostiker, Okkultisten und andere satanisten als „Emanzipation“ bezeichnen.
Der Christlichen Theologie war es seit dem Alten Testament, den Evangelien, den Kirchenvätern, über Mystiker wie Hildegard von Bingen und den Reformatoren immer klar gewesen, dass die Übertretung des Gebotes Gottes, die Sünde das Einfallstor des Bösen war, ist und bleiben wird.
Mit der Sünde kam der Tod und nicht das Gute.
Es sei denn, man sieht Gulags, Auschwitz, Atombomben und Genozid als erstrebenswert an.
„Denn der Tod ist der Sünde Sold aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.“ Römer 6,23
Der Auftrag an die Nachfolger Jesu könnte nicht klarer sein: „Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes,
und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matthäus 28,19f
FAZIT
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JEDER NEHME SICH DIE BIBEL WIE ER WILL. BEGRÜNDET SIE DAS NT UND IST DAS NT OHNE SIE NICHT DENKBAR, WIRD SIE ALS QUELLE DER QUELLEN GENUTZT. SCHAMHAFT VERSCHWIEGEN WIRD SIE, WENN SICH "EINFÄLTIGE" IHRER BEDIENEN UND AUF DIE WIDERSPRÜCHE ZWISCHEN AT + NT HINGEWIESEN WIRD. DANN BERUFT MAN SICH AUF DIE ELITÄRE HOHEIT DER GRENZENLOSEN BIBELAUSLEGUNG. UND DIE UNTERLIEGT BEKANNTLICH DEN JEWEILIG GÜLTIGEN PROFESSORALEN "MODEN". PHRASEN NICHT NUR IN DER POLITIK.
Erwiderung
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Nun ist Frau Bettina Limperg, die Präsidentin des Bundesgerichtshofes, wohl eher Juristin als Theologin. Allerdings schreibt sie über theologische Inhalte, die zu kennen sicherlich jedem Christenmenschen aufgegeben sind. Dazu gehört einige Bibelkenntnis, um die richtigen Schlüsse aus Bibeltexten und die Deutung unserer Lebenswirklichkeit ziehen zu können.
Frau Limperg irrt häufig.
Sie schreibt: „Die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (1. Mose 5,1)“ habe sie „von jeher erschreckt. Wenn man den Menschen in seiner Unvollständigkeit, seiner Unvollkommenheit, seiner grenzenlosen Ignoranz und dem Hang zu Bösen betrachtet: Was soll daran gottesebenbildlich sein?“ Und sie fragt sich, ob man von solch einem Menschen auf Gott schließen könne, dem oder der der Mensch als ebenbildlich zu verstehen ist, und ob Ebenbildlichkeit, „etwas Gleiches oder etwas Ähnliches (...) nur ein Bild oder ein Spiegelbild (…), ein Schicksal, eine Herausforderung oder (…) etwas Bedrohliches“ sei.
Nichts von alledem: Gottesebenbildlichkeit beschreibt die Wertigkeit des Menschen als eines Geschöpfes, dem sein Schöpfer eine besondere Gottesnähe (Gott redet mit ihm und er redet mit Gott) eingestiftet und eine besondere Verantwortung auferlegt hat (er soll stellvertretend königsgleich Herrscher über die Erde und das Tierreich sein, allerdings in der eindeutigen Begrenzung durch den Veganismus, gegeben im Speisegebot Gen 1,26-31). Und er darf den Paradiesgarten Eden bebauen und soll ihn bewahren (Gen 2,15). Der Schöpfungsbericht beschreibt den Menschen, wie er ursprünglich von Gott gedacht war: gewaltlos, gesegnet und gehorsam gottebenbildlich.
Das blieb nicht so: Gen. 3! D.h. von der gefallenen Welt, bzw. dem gefallenen Menschen (Gen. 3) auf die Schöpfung und Gottes Absicht mit ihr zu schließen, ist falsch und ist schon der Kardinalfehler Darwins gewesen, der die Rede von der Schöpfung gleichsam von den Füßen auf den Kopf stellt.
In ihrem Erschrecken und Nachsinnen über die Gottebenbildlichkeit des Menschen unterliegt Frau Limperg ebenfalls diesem Fehler. Und sie legt 1. Mose 3 wie folgt aus:
„Die Geschichte vom Baum der Erkenntnis stellte sich mir plötzlich nicht mehr nur als Sündenfall, als Verstoß gegen Gottes Gebot dar. Das Entscheidende und Erstaunliche war für mich nun, dass erst dieser Verstoß dazu führte, dass die Gottesebenbildlichkeit hergestellt wurde. Ein Paradox. „Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist“ (1. Mose 3, 22). Der Verstoß selbst hat diesen Erkenntnisprozess ausgelöst. Erst der Regelverstoß hat den Menschen wissend gemacht.... Der Baum der Erkenntnis hat eine große Tür zur Welt aufgemacht, die in der Schöpfungsgeschichte ganz plastisch wird: Das Tor zum Paradies wird geöffnet und der Mensch da hindurch vertrieben.“
Nichts von alledem. Zunächst einmal wurde nicht das Tor zum, sondern vom Paradies geöffnet und die Menschen hinausgetrieben. In ihrer Gottesebenbildlichkeit beschädigt, weil ungehorsam (und es gab nur ein einziges Gebot!) und eher auf die alte Schlange, denn auf Gott hörend, und sein wollend wie dieser, verloren sie das Paradies und wurden so, wie Gott gewarnt hatte: sterblich! Schmerz und Mühsal folgten, und sie hatten gelernt, was gut oder böse ist: Gottes Gebot halten oder übertreten. Sie hatten gelernt, dass sie nicht wie Gott sein können und dass sie geneigt sind, hereinzufallen auf die Einflüsterungen des Bösen, der Zweifel sät (sollte Gott gesagt haben...?) und lügt (ihr werdet mitnichten sterben...). Sie hatten gesündigt und konnten nicht mehr zurück.
Mitnichten wurde durch den Sündenfall Gottesebenbildlichkeit „hergestellt“ - das Gegenteil ist der Fall: beschädigt! Gottesebenbildlichkeit ist die ursprüngliche Absicht des Schöpfers für sein Geschöpf Mensch. Der wollte, dass dieses nicht sündigt, sondern Ihm, Gott, vertraut und in Gehorsam (man könnte auch sagen: ehrfürchtig) als Statthalter Gottes in der Welt unterwegs ist.
Frau Limperg meint weiter: „Gott vertraut dem Menschen bei allem Zorn. Er kündigt ihm nicht seinen Segen und vernichtet ihn nicht. Ganz im Gegenteil: Die Schwäche des Menschen wird fortan zwar ein Leitmotiv des Alten Testaments, aber es ist immer verbunden mit dem Auftrag, gerade aus der Erkenntnis von Gut und Böse das Gute zu wählen.“
Nichts von alledem. Gott gibt keinen Auftrag, aus solcherlei Erkenntnis, „das Gute zu wählen“. Denn, was ist das Gute? Ein immer neu auszuhandelnder Konsens in Gesellschaft und Geschichte? Wohl eher nicht. In der Bibel ist vielmehr ständig zu lesen, dass Er will und dafür wirbt, Seine Gebote zu halten. Wie einstens das einzige im Paradies.
Gott „vertraut dem Menschen“ eben nicht, dazu ist dieser zu leicht vom Bösen beeinflussbar (Gen. 3), mit allen negativen Folgen für sich selbst, für andere und die Welt. Aber er bleibt tatsächlich gesegnet und geliebt, so dass Gott es sich viel kosten lässt, ihn immer wieder auf den rechten Weg zu bringen: durch Seine Gebote. Durch Mahnung und Gericht, durch Liebeswerben und durch Seine Propheten. Zuletzt durch SEINEN EINGEBORENEN SOHN.
Frau Limperg denkt nach und kann den Sündenfall in Gen 3 „auch als eine Emanzipations-geschichte verstehen: Der Mensch hat sich von Gottes Allmacht und seiner Unterwerfung emanzipiert, indem er Gottes Gebot missachtet hat; aber auch Gott hat dem Menschen von sich und seiner paradiesischen Sorge emanzipiert. Er hat dem Menschen im Bewusstsein seiner Sünde und im Bewusstsein, dass der Mensch nun die Kategorien von Gut und Böse unterscheiden kann, die Erde anvertraut.“
Nichts von alledem: Der Mensch in Gen. 3 emanzipiert sich nicht, sondern geht in die Irre, indem er auf den Falschen hört. Es ist vielmehr die tragische Geschichte eines Vertrauens-verlustes: Eva und Adam vertrauen eher der alten Schlange, die auch Satan heisst, als Gott, ihrem Schöpfer. Sie lassen sich vom Bösen verführen und geraten unter dessen Herrschaft. Die Folgen kennen wir alle: Mord und Totschlag, Lug und Trug, Schamlosigkeit und Gewalt, Krieg und Verwüstung der Erde. Nicht dem gefallenen Menschen ist diese anvertraut, sondern dem in seiner Gottesebenbildlichkeit unbeschädigten, dem ehrfürchtigen und seinen Schöpfer liebenden und gehorsamen Menschen, dem, der Gottes Allmacht preist, Ihm vertraut und glaubt.
Gott fordert eben keine Unterwerfung! Er hat den Menschen frei geschaffen. So dass er sich frei entscheiden kann. Für das Gute oder das Böse. Für die Gebote oder dagegen. Für Gott. Oder gegen Ihn. Nicht einmal Jesus Christus, der die Sünder zur Umkehr rufen will, weil er sie liebt und Sein Leben für sie opfert, muss er folgen. Aber wenn er auch nur halb bei Verstand ist, tut er`s!
Fazit: Der ganze Artikel von Frau Limperg stellt die Aussagen der Bibel auf den Kopf. Schon die Überschrift stellt das sinnfällig vor Augen, wenn es heisst: „Mit der Sünde kam das Gute“. Das ist die Rede Satans, des Verwirrers, Lügners und Verführers aus Gen. 3, der bis heute verwirrt und verführt, auf den Kopf stellt und sich verehren lässt durch das umgedrehte Kreuz.
Turbulenzen
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Wer kennt das nicht. Erst wurde ein Gedicht von Goethe gelesen, dann wurden vom Lehrer bestimmte Regeln genannt, nach denen das Gedicht von den Schülern in einem Aufsatz zu sezieren ist. Wer sich an die engen Regeln hielt, war gut, wer sich mit seiner Phantasie in Grenzen hielt, war zweifelhaft, wer aber einer möglichen Interpretation freien Lauf ließ, hatte keine Chance. Die sich je nach den theologischen Zeitgeistern (und die gibt es wahrlich genug) richtende Exegese urteilt wie der Lehrer. Wenn das dann noch mit einer nahezu unentwirrbaren verbalen und inhaltlichen Verschwurbelung einher geht, bleibt das Verständnis auf der Strecke. Ich bin auf jeden Fall überfordert. Frau Pasteur, Herr B.: Erheben Sie tatsächlich den Anspruch, mit Ihren Texten den "normalen" Gläubigen zu erreichen oder gar Andersgläubige mit Ihren Inhalten überzeugen zu können? Ist es Ihnen nicht möglich, Ihre (Glaubens-) Inhalte verständlicher dar zu legen?
Antwort auf Petra P. bzw. Peter B.
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In der biblischen Erzählung vom Garten Eden (1. Mose 2f) ist weder von einem Sündenfall noch von Gottesebenbildlichkeit die Rede. Dieser Erzählung zufolge vertreibt Gott Adam und Eva aus dem Garten Eden, weil sie von der verbotenen Frucht kosten.
Paulus, den Sie zitieren, behauptete: Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht kosteten, kam die Sünde in die Welt. - Das ergibt sich zwar nicht zwingend aus der Erzählung in 1. Mose 2f, ist aber eine originelle Deutung. Christliche Theologen haben diese Deutung immer wieder übernommen und weiterentwickelt.
Auch Irenäus, den Sie zitieren, spann Paulus' Deutung weiter und führte mit Rückgriff auf die neuplatonische Philosophie die Begriffe imago (Bild) und similitudo (Ähnlichkeit) ein. Der Mensch sei das Bild Gottes, sofern er vernunftbegabt ist. Er sei ähnlich, sofern er Gott verbunden sei. Durch den Sündenfall sei aber diese Ähnlichkeit bzw. Gottverbundenheit, verloren gegangen. - Steht so zwar nirgends in der Bibel, ist aber auch sehr originell.
Auch Frau Limperg findet einen eigenen Zugang zur Erzählung von der Vertreibung aus dem Garten Eden. Sie dichtet der Erzählung keinen Sündenfall an, wie Paulus es tut. Ähnlich wie Irenäus verknüpft auch sie den Gedanken der Gottesebenbildlichkeit aus 1. Mose 1 mit der Erzählung - aber sie trägt keine Versatzstücke aus der neuplatonischen Philosophie in ihre Deutung ein.
So gesehen bleibt Frau Limperg mit ihrer Deutung näher am Text als Paulus und Irenäus. Und interessant ist ihr Zugang obendrein.
Reactio
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Wie der Kirchenvater Irenäus auf neuplatonische Philosophie zurückgegriffen haben soll, wo Plotinus, der erste der sogenannten Neuplatoniker, der nach dem Tod des Irenäus überhaupt erst geboren wurde, wird wohl eines der Geheimnisse Ihrer auch sonst sehr eigenwilligen Interpretationen bleiben.
Vielleicht besaß Irenäus ja eine Zeitmaschine, aber auch dies ergibt sich wohl nicht zwingend.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass Irenäus einen Blick in die Septuaginta Genesis 1 warf und dort in V26 die Differenzierung zwischen ὁμοίωσις(homoiosis)/similitudo und εἰκών(eikon)/imago vorfand. Genesis 1, 2 und 3 bilden nun einmal eine Einheit, wie die ganze Urgeschichte bis Genesis 11.
Wenn sich im Neuplatonismus also solche Begriffe und Vorstellungen finden, dann verhält es sich genau umgekehrt und die griechische Philosophie übernahm diese aus dem Alten Testament bzw. der Christlichen Theologie.
Der durch gewisse Strömungen der Bibelkritik des 19. Jahrhunderts propagierte Ansatz, alle Inhalte der Bibel seien auf simples Abschreiben der Kulte und Kulturen in der Umwelt rückführbar, ist längst, auch von der Universitätstheologie, als viel zu simpel erkannt und aufgegeben worden.
Bei der Aussage „Mit der Sünde kam das Gute“ handelt es sich schlicht um die Umkehrung der Aussage des Buches Genesis sowie der ganzen Christlichen Theologie der letzten 2.000 Jahre.
Die Vorstellung, die Übertretung der Gebote Gottes von Adam & Eva sei eine Art „Befreiung“ und positiv zu bewerten, ist jedoch keinesfalls neu, sondern aus der Kirchengeschichte bekannt.
Jedoch hauptsächlich aus Widerlegungen gnostischer Schriften.
Irenäus widerlegte diese Vorstellung bei den Valentianern, die wie viele Gnostiker den Schöpfergott als böse ansahen und die Schlange, die in der Bibel als satan identifiziert wird (Offenbarung 12,9), als Erlöser.
Ob es sich nun mit dem Christentum vereinbaren lässt, Gott als böse zu bezeichnen und satan als Erlöser?
In der Kirchengeschichte wurde diese Frage jedenfalls immer klar beantwortet: Nein.
Die Bibel spricht sehr eindeutig und von Genesis bis Offenbarung konstant von dem verlorenen, nicht dem „guten“ Status des Menschen seit Adam. Im Alten Testament in de facto jedem Buch von Hiob 14,4 über 1.Kön 8,46 bis hin zu Propheten wie Jesaja 64,5; Jeremia 25,4f u.v.w.m.
Dies zu verleugnen, ist schlicht den Grund für das Erscheinen des Messias im Neuen Testament zu verleugnen, „denn des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, das verloren ist.“ Matthäus 18,11
Statusänderung
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"den Grund für das Erscheinen des Messias im Neuen Testament zu verleugnen" ist sicher schlimme Sünde. Das dürfte sowohl gelten, wenn der Messias im Neuen Testament erschienen sein wie auch wenn die Verleugnung sich auf einen Grund im Neuen Testament beziehen sollte.
Bis zur Messiaserscheinung war der Status "des Menschen" auf verloren festgelegt. Das Seligmacherprojekt des Messias hat Schluss damit gemacht und jetzt ist Seligkeit dran. Mit welchem interessanten Zugang - um eine Formulierung von Herrn Weitz aufzugreifen - oder mit welcher sehr eigenwilligen Interpretation - um mit Herrn Peter B. zu sprechen - muss ich zugange sein, um mich dieser Vorstellung anschließen zu können? Ach, ich vergaß zu erwähnen, zu was ich Zugang haben oder was ich interpretieren möchte? Ich hatte da an den lausigen Alltag gedacht.
Traugott Schweiger
Der Alltag gestaltet sich folgendermaßen:
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"Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit."
Galater 5,22
Alltagsgestaltung
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Aha! Der Messias hat also sein Erlösungsprojekt durchgezogen und jetzt gestalten die Früchte des Geistes den Alltag. Bei Glaube und Keuschheit springt da zumindest nicht gleich ein Widerspruch ins Auge. Bei Friede und Freude hingegen schon. Was ist denn dem früchtetragenden Geist trotz messianischer Erlösungstat dazwischen gekommen, dass in weiten Teilen Syriens seit Jahren kein Friede herrscht? Warum war und ist die Freude eine ziemlich einseitige im Alltag von "Gulags, Auschwitz, Atombomben und Genozid", um Ihre Aufzählung aufzugreifen?
Falls Ihre Antwort wieder in einem beliebten, kompakten Bibelzitat bestehen sollte, gleich meine Anschlussfrage: Was hat der Erzvater, Prophet, Evangelist, Jünger oder der Gottessohn höchstpersönlich verstanden vom modernen Syrien oder "Gulags, Auschwitz, Atombomben und Genozid"?
Traugott Schweiger
Das Problem des Bösen
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Die Frage zielt wohl auf das Problem des Bösen ab:
"Warum gibt es noch Böses in der Welt, wenn Gott das Gute will?"
Die Antwort ist logisch betrachtet recht simpel: Weil Gott den Menschen trotz des selbst gewählten Sündenfalls und der daraus folgenden Neigung zum Bösen
"Das Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an..." Genesis 8,21
eine Change zur Erlösung gibt. Weil Gott die Menschen liebt.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die gefallene Schöpfung dadurch vollständig wiederhergestellt ist, das geschieht erst bei der Wiederkunft Christi.
Dies beantwortet Ihre Frage nach dem Frieden in Syrien.
Gott lässt es zu, weil Menschen Gott und sein Angebot abgelehnt haben und daher auch nicht die Früchte des Geistes empfangen können.
Mehr zu dem Thema Böses/Leid/Unglück und Gott gibt es u.a. in der Arbeit des Philosophen und Theologen William Lane Craig verständlich erklärt:
https://www.youtube.com/playlist?list=PL3gdeV4Rk9EcdXA1dVgb7-C0lXtp6LFp4
Problem oder Schwindel?
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Nein, die Theodizee wollte ich nicht zur Sprache bringen. Das ist aber kein Vorwurf an Sie, mein Beitrag kann so aufgefasst werden. Ihre Antwort ermöglicht mir erfreulicherweise, schneller als erwartet den springenden Punkt anzusprechen.
Ein Jude in vorchristlicher Zeit hoffte, wenn es ihm dreckig ging, auf Gott sowieso und darauf, dass der kommende Messias die Sache ins Lot bringen würde. Und was macht ein neuzeitlicher Christ, wenn es ihm dreckig geht? Auf Gott hofft er sowieso und zusätzlich hofft er darauf, dass der wiederkehrende Christus die Sache ins Lot bringen wird.
Am Alltag hat sich also nichts geändert. Es wurde eine religiöse Hoffnung durch die nächste ersetzt.
Das würde ich nicht als Problem, sondern als Schwindel bezeichnen.
Traugott Schweiger
Tatsächlich?
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Wen wollen Sie denn mit diesen verquasten Gedanken und angeblich biblischen Wahrheits-Konstruktionen überzeugen? Wer hat denn selbst den Sündenfall gewählt? War der Sündenfall nicht zwanghaft als systemimmmanent vorgesehen? Ohne den Sündenfall gäbe es ja gar keine Alternative und alle (oder immer noch nur Adam und Eva?) wären unsterblich immer noch im Paradies. Auch Jesus mit seinen Idealen wäre ohne den Sündenfall gar nicht notwendig! Ist der Teufel auch ein Sohn Gottes? Wer hat ihn erschaffen? Und ist die Schlange mit ihrem satanischem Gerede des Teufels Tochter? Dann müßte ja der Heilige Geist ihr Vater sein, denn sonst käme ja niemand infrage. In diesem Forum werden halsbrecherische häretische Überzeugungen geäußert. Merken Sie und Fr. Pasteur denn nicht, welche religiös/akrobatische Zirkusnummern von Ihnen hier zelebriert werden?
Traurig
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Es ist schon traurig, dass auf meine Entgegnung auf den haarsträubenden „theologischen“ Artikel von Frau Limperg ein derartiger Verteidigungsversuch erfolgt, überhaupt erfolgen kann, unter Auslassung aller biblischen Belege, und mit dem Fazit schließend, der Zugang Frau Limpergs zum Bibeltext 1. Mose 3 sei interessant. Noch einmal und in aller Kürze, als Klartext: dieser Zugang ist nicht interessant, sondern – wie begründet beschrieben - „Schlangenrede“. D.h. satanisch. Nun mag darüber spekuliert werden, ob man ohne Kenntnis ist, oder ob man auch heute immer wieder, wie Eva, auf die alte Schlange (die u. a. nach Paulus Satan und Teufel heißt und erst spät, zu spät – nach der Offenbarung des Johannes – vernichtet wird) hereinfällt oder – nach dieser Umdeutung biblischer Texte zu schließen – vielleicht selber ihrem Bereich anzugehören scheint. Schon die Überschrift: „Durch die Sünde kam das Gute“ deutet vehement darauf hin. Dazu ist nur noch mit den Worten Jesajas zu sagen : „Wehe denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen...“ (Jesaja 5,20).
Traurig oder lustig?
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"dieser Zugang ist nicht interessant, sondern – wie begründet beschrieben - „Schlangenrede“. D.h. satanisch". Eine satanische Schlangenrede dürfte in jedem Fall interessant sein. Satanische Schlangenreden sind nicht so häufig, dass ich da gleich gelangweilt abwinken würde. Insbesondere dann nicht, wenn im angeblichen Nicht-Gottesstaat BRD Satan sich ausgerechnet die Präsidentin des Bundesgerichtshofs und gleichzeitige evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021 als Sprachrohr auserkoren haben sollte. Da weht nicht nur am heutigen Faschingsdienstag ein Hauch von Heiterkeit, selbstverständlich satanischer Heiterkeit, mit.
Traurig hingegen finde ich, dass sowohl Sie, verehrte Frau Pasteur, wie auch der verehrte Herr Weitz, offenbar darin übereinstimmen, dass man zu Texten Zugang suchen und/oder finden müsste, sollte, dürfte oder könnte. Zu Verschütteten in einer Höhle muss man den Zugang suchen. Bei Texten wäre hingegen zu fragen, ob ihr Inhalt was taugt oder zu kritisieren ist. Ein Text ist keine Höhle.
Traugott Schweiger
Eine satansiche Schlangenrede?
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Das ist schon ein haarsträubender Vorwurf! Noch entsetzlich trauriger ist dieser Satz: „Es ist schon traurig, das … überhaupt ein Verteidigungsversuch (für die Ansichten von Fr. Limperg und nicht zugunsten von Fr. Pasteur!) erfolgen kann!“ Auch In der Inquisition war allein die Verteidigung einer nicht genehmen Ansicht eine Todsünde. Den Zugang von Frau Limperg (immerhin Präsidentin des Bundesgerichtshofs) zum Bibeltext dogmatisch als „satanische Schlangenrede“ zu bewerten, ist unfassbar. Ist die theologische Exegese der Bibel schon so weit entrückt, dass man Personen derart infam beleidigen darf? Und das jetzt in diesem christlichen Forum! Da sieht man, dass nicht nur die AfD im politischen Metier zu verachtenden Formulierungen in der Lage ist. Herr Schweiger mit seinem Sarkasmus tut gut. Die Sektenanfälligkeit der christlichen Kirchen ist bei solchen biblischen Auslegungsturbulenzen kein Wunder. Das Fazit ist? Es ist eine total unverständliche Wort- und Inhaltsakrobatik, ohne den roten Faden einer durchgängigen Verständlichkeit, dafür aber mit Beleidigungen gespickt. Zum Fremdschämen.
Was sonst?
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Wie sollte die Interpretation von Bettina Limperg, dass "mit dem Sündenfall das Gute kam" sonst genannt werden, als "satanische Schlangenrede"?
Die Schlange verführte die ersten Menschen zum Bösen.
Die Schlange ist Satan.
Was ist das Böse Gut zu nennen, anderes als satanisch?
Der Rest Ihres Beitrags ist eine Aneinanderreihung von unzusammenhängenden Begriffsfetzen, die für mich keinen Sinn ergeben.
Wenn Sie die mittelalterliche römisch-katholische Inquisition meinen, die verfolgte (vermeintliche) Häresien und nicht Todsünden.
Nur was soll das in diesem Zusammenhang?
Und was hat die Inkarnation des modernen Teufels, die AfD, mit den diskutierten exegetischen Fragen zu tun?
Obwohl es der EKD möglicherweise gut tun würde über manche Kritik seitens der AfD ernsthaft nachzudenken:
https://www.evangelisch.de/inhalte/156631/11-06-2019/afd-politiker-um-hoecke-werfen-ekd-politisierung-vor
Sonstige Schlangenlehre
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Wenn die Schlange sich in der Bundesgerichtshofpräsidentin einnistet, dann ist vor deren satanischer Schlangenrede zu warnen.
Wenn Satan Wechselwählerverhalten zeigt und sich auch in der AfD inkarniert, ist dann gleichfalls vor deren satanischer Schlangenrede zu warnen? Aber nicht doch! Da besteht vielmehr das Gute darin, über die Schlangenrede ernsthaft nachzudenken, da es "gut tun würde über manche Kritik seitens der AfD ernsthaft nachzudenken".
Ein erfreulich offenherziger und interessanter "Zugang" zu "prüfet aber alles, und das Gute behaltet" 1. Thessalonicher 5:21
Traugott Schweiger
meilenweit vorbei
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Selbst der sogen. Sündenfall ist ein Akt der Schöpfung! Oder etwa nicht? Die Afd redet genauso teuflisch wie Fr. Pasteur. Insofern stimmt der Vergleich und war auch so gemeint. Die Schlange ist Satan? Ist sie nicht auch ein "Produkt" der Schöpfung Und damit gewollt? Die "Extreme" --religiöse u, politische- lebt von Beleidigungen. LEIDER. WAR ABER SCHON IMMER SO!
Schlangenrede
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Rosa Luxemburg hat den Rahmen der Nachfolge richtig dargestellt:
"Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand."
gut & böse
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"Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist." Genesis | 1. Mose 3,22
JA, aber mit der "Vertreibung aus dem Paradies" (Mensch erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung), hatte Mensch, im Rahmen der Vorsehung (die "göttliche Sicherung"/das Schicksal vor dem Freien Willen und der ganzen Kraft des Geistes der Gott/Gemeinschaft/Mensch ist), die Eigenverantwortung erlangt, um mit Vernunftbegabung ein gottgefälliges Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln, doch bisher hat Mensch (die Bibel spricht nie den "Einzelnen"/ein "Individualbewusstsein" an!) nur den geistigen Stillstand und die Erfüllung der Offenbarung gepflegt, so daß beim "Jüngsten Gericht" nur die "144000 auf dem Berg Zion" ausgesucht werden, für einen weiteren Versuch die "Seele Mensch" zu gestalten.
Und wenn wir uns mit der Frau Richterin schon auf dem "Holzweg" befinden: Matthäus 5,33-37
Holzweg? Ein ganzes Netz von Holzwegen!
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Verehrter Herr Horst, Sie haben geschrieben: "Und wenn wir uns mit der Frau Richterin schon auf dem "Holzweg" befinden: Matthäus 5,33-37"
In Matthäus 5,33-37 wird der sündige Mensch darauf eingeschworen, das Schwören gefälligst sein zu lassen. Wer meint, das habe auch nur am Rande mit dem Artikel der evangelischen Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags 2021 und Präsidentin des Bundesgerichtshofs zu tun, befindet sich sogar auf einem ganz eigenartigen Holzweg im sicher nicht holzwegarmen Gelände von Glaube und Macht.
Traugott Schweiger
Holzrutsche
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Da kann ich Sie vollkommen beruhigen, verehrter Herr Horst. Vor Gerichten der Bundesrepublik Deutschland wird nirgendwo auf die Bibel geschworen. Wenn das Gericht beschließt, dass ein Zeuge zu vereidigen sei, darf der frei wählen, ob er den Eid mit oder ohne religiöse Beteuerung leistet. Die Bibel kommt aber in keinem Fall ins Spiel.
Zünftiger gestaltet sich da schon die Vereidigung eines amerikanischen Präsidenten. Der Präsident erhebt zum Ablegen des Amtseides die rechte Hand und legt die linke auf die Bibel.
Noch uriger ist das Treiben vor österreichischen Gerichten. Seit dem 3. Mai 1868 werden dort Schwurgarnituren vorgehalten. Das ist ein Crucifix und zwei Kerzen, aber auch dort keine Bibel.
Bei Juden allerdings kommt die Thora tatsächlich zum Einsatz. Alles nachzulesen in "Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Eidesablegung vor Gericht – Regelung des Verfahrens, Fassung vom 28.07.2020" Dort heißt es:
§ 4. Personen, welche sich zur christlichen Religion bekennen, haben, in soweit nicht die im §. 5 bezeichneten Ausnahmen eintreten, bei dem Schwure den Daumen und die zwei ersten Finger der rechten Hand emporzuheben und den Eid vor einem Crucifixe und zwei brennenden Kerzen abzulegen.
Israeliten haben bei der Eidesleistung das Haupt zu bedecken und die rechte Hand auf die Thora, zweites Buch Moses, 20. Capitel, 7. Vers, zu legen.
Quelle: https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10001672
Traugott Schweiger