Veteranentag
Endlich Wertschätzung für Soldaten
2025 findet erstmals der neu eingeführte "Veteranentag" statt. Damit setzt die Bundesregierung ein Zeichen der Anerkennung gegenüber Soldaten und ihrem Einsatz - aber reicht das aus? Ein Kommentar
Veteranentag: Mehr Anerkennung für Soldaten und ihre Arbeit
IMAGO/Steinach
Sebastian DrescherPrivat
11.06.2025
3Min

Er habe nicht mehr in derselben Welt gelebt, erzählte mir ein ehemaliger Bundeswehrsoldat vor einiger Zeit. Der Mann war in den 1990ern auf dem Balkan im Einsatz, erlebte dort Tod und Elend und schoss selbst auf Menschen. Später erkrankte er schwer an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Er litt unter seinen Schuldgefühlen. Und unter dem Unverständnis, das er zurück im deutschen Alltag erfuhr.

Auch wenn sich seitdem vieles verändert hat: Gesellschaften neigen in einer zivilisierten Welt immer dazu, die Realität von Kriegseinsätzen und deren Folgen für die Soldaten zu verdrängen. Dabei sind die Einsätze der Bundeswehr politisch gewollt und werden bei uns stets von einer Mehrheit der Parteien im Bundestag beschlossen – und damit indirekt auch von einer Mehrheit der Wählerinnen und Wähler unterstützt.

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Auflösen lässt sich dieser Widerspruch nicht. Trotzdem tut die Gesellschaft gut daran, sich mehr mit den Erfahrungen der Veteranen auseinanderzusetzen. Weil die Menschen hinter der Uniform unser ehrliches Interesse verdient haben. Weil sie als aktive oder ehemalige Angehörige einer Parlamentsarmee in die Mitte der Gesellschaft gehören, statt sich enttäuscht vom demokratischen Konsens zu verabschieden. Und weil die Auseinandersetzung gerade in diesen Zeiten den Blick dafür schärfen kann, was Krieg immer in erster Linie bedeutet: Leid für jene, die ihn führen müssen.

Der Veteranentag als Zeichen der Anerkennung

Der Veteranentag, der in diesem Jahr am 15. Juni erstmals in Deutschland stattfindet, bietet dazu einen guten Anlass. Allein seine Einführung erfüllt ein Stück weit die Sehnsucht vieler Soldaten und Veteraninnen nach mehr gesellschaftlicher Anerkennung. Veteranenverbände hatten sich lange für so einen Tag eingesetzt. Dass er nun begangen wird, ist auch eine Folge der Zeitenwende und der Rückbesinnung auf die Landesverteidigung.

Dabei ist der Gedenktag keine Kriegsverherrlichung und steht auch nicht für eine Militarisierung der Gesellschaft, wie manche Kritiker reflexhaft rufen. Um dem Anliegen nicht zu schaden, sollte das Verteidigungsministerium als Veranstalter aber tunlichst vermeiden, ihn für die Nachwuchswerbung zu nutzen – so groß die Personalnot der Truppe auch ist.

Dass bei der großen Veranstaltung vor dem Reichstag in Berlin und den vielen Events an anderen Orten die Einsatzveteranen im Mittelpunkt stehen, ist angemessen. Auch wenn der Begriff "Veteran" der politischen Definition nach alle ehemaligen Bundeswehrsoldaten umfasst – und Soldaten auch bei Aufgaben im Inland, etwa der Fluthilfe im Ahrtal, zu Schaden kommen können.

Wenn es um mehr Wertschätzung und Anerkennung geht, ist es mit einem Gedenktag ohnehin nicht getan. Beides drückt sich auch darin aus, wie Bundeswehr, Politik und Gesellschaft mit versehrten Soldaten umgehen. Zwar hat sich deren Versorgung in den vergangenen 15 Jahren deutlich verbessert.

Doch noch immer kämpfen manche Betroffene jahrelang darum, dass die Bundeswehr ihre Einsatzschädigung anerkennt, und verzweifeln nicht selten an den bürokratischen Vorgängen. Fehlende Therapieplätze sind ein weiteres ein Problem. Das betrifft auch ehemalige Soldaten, die unter psychischen Erkrankungen leiden und bei der Suche nach Psychotherapeuten im Zivilen teils auf Unwissen und Vorbehalte gegenüber ihrer Berufsgruppe stoßen.

Hier gilt wie in anderen Bereichen auch: Wer im Auftrag der Allgemeinheit seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel setzt, hat ein Anrecht auf maximale Hilfe und Fürsorge.

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