Die Bundeswehr sucht Nachwuchs, und ich bin sicher nicht die Zielgruppe. Ich bin 60, nicht wehrtüchtig. Allerdings: Ich habe zwei Söhne. Und ich bewege mich offenbar viel an Orten, an denen fitte junge Leute sind. Jedenfalls geht mir die Werbung mit Kampfjets und Zerstörern zunehmend auf die Nerven. Es fing im Sommer an im Freibad.
Am 10-Meter-Sprungturm im Kölner Stadionbad hing ein riesiges Plakat mit einem Kriegsschiff, das frontal auf mein blaues Schwimmbecken zufuhr. "Karrieresprung", stand drauf. In meinem Freibad, in dem ich gern eine Stunde Pause von den Nachrichten aus der Ukraine und dem Nahen Osten hätte! Außerdem fand ich die Text-Bild-Kombination regelrecht zynisch. Im Krieg gehts ums Töten. Und nicht um eine lustige Arschbombe vom Sprungturm.
Krieg ist doch kein Abenteuer! Aber genau diesen Eindruck vermitteln auch die Postkarten, die jetzt in meinem Fitnessstudio ausliegen und als Plakate in der U-Bahn hängen: "Mit Hightech Haltung zeigen" und "Für die Freiheit fliegen". Als ginge es um einen Roadtrip in Tarnfarben – ein Roadtrip wird übrigens von der Bundeswehr tatsächlich auf Tiktok präsentiert. Als wärs ein Urlaub.
Ich will das alles nicht. Mir reicht, dass mein Weltwissen sich in den letzten zwei Jahren um Kampfpanzer und Artilleriegranaten erweitert hat. Ich achte darauf, weder "Bombenstimmung" zu verbreiten, noch im Job "Fronten zu klären". Verschont mich bitte mit diesen Sprüchen. Weggucken ist übrigens keine Option. Als Staatsbürgerin stimme ich vielleicht bald für oder gegen eine allgemeine Wehrpflicht. Und als Mutter sag ich schon mal: Meine Söhne kriegt ihr nicht.