Illustration einer verärgerten Radfahrerin und einem Autofahrer, dem das Handy aus dem Fenster fällt
Kati Szilagyi
Straßenverkehr
Rad-Schlag
Eine Radlerin wird von einem Auto fast angefahren und schlägt auf den Wagen - ist das eine angemessene Reaktion oder übertrieben aggressiv? Stefanie Schardien weiß die Antwort
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28.06.2025
2Min

Ulrike O., Frankfurt am Main, fragt:

Neulich bin ich mit dem Fahrrad an einer parkenden Autoreihe vorbeigefahren. Ein Fahrer, der rückwärts fuhr, sprach in das Handy direkt vor seinem Gesicht und gab während­dessen Gas. Ich konnte mit meinem Rad gerade noch ausweichen! Ich bin so erschrocken, dass ich ihm vor Wut aufs Auto gehauen habe. Aber im Nachhinein denke ich: Aggression nutzt ja eigentlich keinem. Hätte ich anders reagieren können, so dass er künftig nicht mehr während des Ausparkens telefoniert?

Stefanie Schardien antwortet:

Die Sache mit der Selbstjustiz ist ja aus guten Gründen in unserem Land abgeschafft. Darum, richtig: Aggression ist keine Lösung. Das scheint heutzutage umso wichtiger zu erinnern, wo das ­gesellschaftliche Gegeneinander auch in den Straßenverkehr zu schwappen scheint. Man zeigt sich Stinkefinger und Vögel, nimmt anderen schnittig die Vorfahrt oder vergisst eben, dass es auch Verkehrsteilnehmende ­ohne Motorengeräusch und in geringerer Geschwindigkeit gibt.

Daher kenne ich als Radfahrerin auch sehr gut Ihr Gefühl, sich vor lauter Hilflosigkeit gegenüber den im Großteil der Verkehrsfälle immer gefährlicheren Autos mit Flüchen oder Gebrüll bemerkbar machen zu müssen. Leider halte ich es in der heutigen Stimmungslage für durchaus denkbar, dass der Fahrer nach dem zumindest ersten Schreck wegen Ihres Schlags noch angefangen hat, sich selbst zu rechtfertigen und auf die "dusselige Radlerin" zu schimpfen.

Was würde helfen? Wie so oft vermutlich eine direkte Ansprache. Im besten Fall hören Sie dann eine ehrliche Bitte um Entschuldigung. Und wenn der Fahrer direkt abrauscht? Dann bleibt Ihnen grundsätzlich, aber nachhaltig dies: Engagieren ­Sie sich in Ihrer Stadt für eine Verkehrspolitik, die solche Kollisionen ver­meiden hilft, zum Beispiel durch sichere Radwege. Ihre Hand wird sich freuen.

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