Ehrenamtliche Pflegerin
Warum ich das mache? Weil ich darin gut bin!
Ehrenamt gesucht? Die pensionierte Altenpflegerin Eva-Maria Fahl, 69, betreut demente Pflegebedürftige, um die Angehörigen zu entlasten
Eva-Maria Fahl, 69, pensionierte Altenpflegerin, arbeitet nun ehrenamtlich
Eva-Maria Fahl, 69, pensionierte Altenpflegerin, arbeitet nun ehrenamtlich
Magdalena Maria Stengel
Tim Wegner
26.04.2025
3Min

Möchten Sie sich ehrenamtlich engagieren? In der chrismon-Serie "Ich mach das!" erfahren Sie, welche Möglichkeiten es gibt.

Was machen Sie?

Ich betreue vor allem demente Pflegebedürftige, wenn die Angehörigen dringend Urlaub brauchen oder selbst in Behandlung müssen. Dann bin ich ein paar Tage 24/7 für die Patienten da.

Wie sind Sie vernetzt?

Ich biete mich in Selbsthilfegruppen von Angehörigen bundesweit, aber vor allem im Raum Bremen an. Mein Schwerpunkt sind Demenz- und Parkinsonpatienten, aber als erfahrene Altenpflegerin mit vielen Zusatzqualifikationen kann ich ein breites Spektrum an Erkrankungen abdecken.

Wie kam es dazu?

Mit Renteneintritt sind die sozialen Kontakte am Arbeitsplatz weggebrochen. Und die Privatpflege ist für mich der Königsweg der Betreuung. Oft entstehen Freundschaften mit der Familie. Die Personen vertrauen mir, sie öffnen sich, das ist ein wunderschöner Vorgang. Mit Heimbewohnern ist so etwas nicht möglich, es fehlt die Zeit. Dieses Privileg genieße ich jetzt sehr!

Warum machen Sie das?

Weil ich darin gut bin! Ich komme leicht mit Menschen in Kontakt, kann sie mit meinem Humor erreichen. Bei jedem neuen Einsatz lerne ich dazu: Letztens zeigte mir ein 92-Jähriger, wie man richtig Rosen pflegt.

Wie oft machen Sie solche Einsätze?

Fünf, sechs Mal im Jahr. Ich nehme es wie einen Urlaub für mich, für den ich nicht zahlen muss. In einem Heim würde ich nicht mehr arbeiten wollen, aber Einzelpersonen betreuen, die mir wohl gesonnen sind, das mache ich gern.

Haben Sie keine Angst vor Unfällen?

Nein, ich vertraue in meine Erfahrung. Bisher bin ich bei den Angehörigen immer auf viel Verständnis gestoßen, wenn ich um Rat gebeten habe. Sie wissen, dass ihre Angehörigen sich in der letzten Lebensphase befinden, dass alles Mögliche passieren kann.

"Ich lerne Menschen kennen, denen ich sonst nicht begegnen würde"

Eva-Maria Fahl

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen?

Pflegeerfahrung, positives Menschenbild, Neugierde und Ehrgeiz, die Situation der Betroffenen verbessern zu wollen.

Was berührt Sie?

Wenn ich sehe, dass mein Gegenüber glücklich und zufrieden ist. Das innere Leuchten, wenn ich eine gute Erinnerung hervorrufen kann.

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Was war ein besonders schöner Moment?

Ein Erlebnis mit einer Dame, die an Frontallappendemenz litt. Sie war eine strenge Lady. Nacht dem Mittagessen wanderte sie durchs Haus und kontrollierte alles. Plötzlich hörte ich Musik. Keinen Schlager, sondern rhythmisch, exotisch. Dann kam sie zu mir und sagte: "Eva-Maria, jetzt wird getanzt!" Es war eine einmalige Idee von ihr und wir haben es beide genossen.

Ist mal etwas schiefgegangen?

In einem Haus waren versteckte Kameras. Ich fühlte mich die ganze Zeit kontrolliert und befangen. Gesagt habe ich nichts, aber hingehen werde ich nicht mehr.

Was kann anstrengend sein?

Bisher hatte ich großes Glück: gepflegte Zimmer mit gutem Bett, ein angenehmes Umfeld, ein gut gefüllter Kühlschrank, eine Haushaltshilfe.

Heißt das, Pflege zu Hause leisten sich nur betuchte Familien?

Ich denke, weniger privilegierte Menschen wissen um ihre beengte Wohnsituation und bleiben eher zurückgezogen. Viele haben womöglich auch nicht den Zugang zu Netzwerken und wissen nichts von mir.

Womit haben Sie anfangs nicht gerechnet?

Zum Beispiel, wie schnell es bei einer Frontallappendemenz zu heftigen Stimmungsschwankungen kommen kann. Aber auch, wie schnell die Patienten und ihre Familien sich öffnen. Ich lerne Menschen kennen, denen ich sonst nicht begegnen würde und bin eigentlich immer angenehm überrascht.

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