Meine Freunde sind Eltern geworden. Aber das Baby ist schwerbehindert. Da kann ich doch nicht fröhlich gratulieren, oder?
Madlen Lahr: Das Wichtigste ist, dass Sie überhaupt etwas von sich hören lassen! Unser Sohn kam vor zweieinhalb Jahren mit Herz- und Organfehlern zur Welt, er musste mehrmals operiert werden. Da haben sich manche Freunde gar nicht gemeldet. Das hat mich sehr getroffen.
Braucht man da nicht erst mal Ruhe? Da hat man doch ganz andere Sorgen.
Ja, wir waren voller Angst, übermüdet, angespannt. Gerade deshalb: Jedes Lebenszeichen von außen tat gut und zeigte uns, dass wir nicht allein sind. Auch wenn wir nicht die Zeit und Kraft hatten zu antworten.
Wenn ich eine Karte schreibe, soll ich da die Behinderung erwähnen?
Schreiben Sie nicht, wie schwer das Leben noch wird. Besser, Sie gehen auf die jetzige Situation ein: "Wir drücken die Daumen, dass der Kleine bald nach Hause kommt", oder: "Wir wünschen euch viel Kraft in diesen Wochen." Vor allem: Gratulieren Sie erst mal wie zu jedem anderen Baby! Es ist ein Grund zur Freude. Schön sind deshalb auch ganz normale kleine Geschenke wie Strampler, Kuscheltiere oder Windeltorten.
Madlen Lahr
Was ist das denn?
Eine Art Hochzeitstorte aus zusammengerollten Windeln, verziert mit Schleifen, Schnuller oder kleinem Spielzeug. Manche Wöchnerinnen werden damit überschüttet. Wir haben zwei bekommen, die waren kostbar für mich.
Nehmen Sie den Freunden, die sich nicht gemeldet haben, das dauerhaft übel?
Ich kann schon verstehen, wenn man unsicher ist. Das würde mir wahrscheinlich nicht anders gehen. Aber es wäre gut, wenn
die Leute dann irgendwann ehrlich sagen: Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte.
Gibt es Worte, die Ihnen besonders gutgetan haben?
Eine Krankenschwester hat mir gesagt: "Besondere Kinder suchen sich besondere Eltern aus. Solche, die stark genug sind." Das fand ich schön. Betroffene Mütter plagen sich oft mit dem Gedanken, vielleicht selbst schuld zu sein. Oder sie fühlen sich bestraft vom Leben. Ein Satz wie dieser macht einen eher stolz und gibt einem Kraft, die man braucht.
Die Diakonie bietet Hilfe für Familien mit behinderten Kindern. Hier finden Sie Kindergärten, Schulen, Tagesstätten und Ausbildungsstätten für Kinder und Jugendliche mit Behinderung.
Nützliche Tipps
Ein behindertes Kind großzuziehen, ist mit ganz besonderen Herausforderungen verbunden. Auch wissen anteilnehmende Mitmenschen oft nicht, wie sie sich den Betroffenen gegenüber verhalten sollen. Ihnen aus dem Weg gehen? Sie bemitleiden? Darüber hinwegsehen? Mit ihnen über die Behinderung sprechen?
Daher ist es zu begrüßen, dass Madien Lahr, Mutter eines behinderten Kindes, Tipps dazu gibt. Mit ihrer positiven Einstellung macht sie Anderen Mut und trägt so dazu bei, dass auch sie mit ihrem nicht immer so leichten Schicksal besser fertig werden.
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