Ramadan
Der Islam gehört zum Alltag dazu
Ramadan-Kalender im Supermarkt, gemeinsames Fastenbrechen von Muslimen und Nichtmuslimen - trotz der schrillen Migrationsdebatte wird der Islam schlicht: normal
Öffentliches Fastenbrechen (Iftar) der Muslime am Dienstag (02.04.2024) mit vielen Gästen aus anderen Religionsgemeinschaften und insgesamt etwa 500 Teilnehmern in der Elbestrasse im Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main
Öffentliches Fastenbrechen (Iftar) im Bahnhofsviertel in Frankfurt am Main
Peter Jülich / epd-bild
Tim Wegner
17.03.2025
2Min

In der Familie, mit Freundinnen oder Arbeitskollegen – gemeinsam essen stärkt die Gemeinschaft und schafft Nähe. Wie viele kleine und große Konflikte wurden schon am Küchentisch oder beim Tafeln im Restaurant entschärft!

Eine schöne Gelegenheit für gemeinsames Essen ist für Muslime und Musliminnen der Ramadan, der dieses Jahr bis Ende März gefeiert wird. Dazu gehört, dass man tagsüber auf Essen, Trinken und Rauchen verzichtet und sich nach Sonnenuntergang zum gemeinsamen Fastenbrechen, zum Iftar-Essen, trifft. Viele Muslime kommen dafür nicht nur in der Familie zusammen, sondern laden Freunde und Freundinnen, Schulkameraden der Kinder und auch nichtmuslimische Nachbarn ein.

Auch viele Moscheegemeinden nutzen den Anlass und laden Bekannte und Freundinnen ein, etwa aus benachbarten Kirchengemeinden, manchmal auch lokale Politiker oder jüdische Nachbarn, falls es eine Synagoge im Umfeld gibt. Eine schöne Tradition, und wer eine Einladung bekommt, sollte sie wahrnehmen. Oft biegen sich die Tische mit Leckereien, beim gemeinsamen Essen fällt es leicht, ins Gespräch zu kommen und in eine Welt einzutauchen, die vielen sonst nicht so einfach zugänglich ist.

So sieht es auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er folgte vergangene Woche der Einladung einer Berliner Moschee. Eine solche Einladung sei "für unser gesellschaftliches Zusammenleben von allergrößter Bedeutung. Niemand nimmt seinem eigenen Glauben etwas weg, wenn er solche Einladungen ausspricht, und niemand nimmt seinem eigenen Glauben etwas weg, wenn er solche Einladungen annimmt."

Schön zu sehen, dass die schrille politische Migrationsdebatte nicht alles dominiert. Dass das Miteinander zum Alltag wird und der Islam schlicht normal. In den Supermärkten kann man Ramadan-Kalender kaufen mit nummerierten Türchen wie im November bei den Adventskalendern. In vielen Städten werden nicht nur an Weihnachten Lichterketten aufgehängt, sondern auch die Ramadanbeleuchtung und der jüdische Chanukka-Leuchter angeknipst.

Vielleicht ist es übertrieben, wenn staatliche Institutionen, Behörden und Rathäuser zum Fastenbrechen einladen. In Frankfurt am Main zum Beispiel lud die Stadtregierung die muslimische Community zum Iftar ins Casino der Stadtwerke ein. Sind Staat und Religion in Deutschland nicht getrennt? Andererseits: Die Normalisierung des Islam bringt mit sich, dass das Iftar-Essen nicht nur als religiöses, sondern auch als kulturelles Ereignis wahrgenommen wird. Mit dem Weihnachtsfest ist das längst geschehen. Beim städtischen Iftar-Essen hält der Bürgermeister die Rede, spricht von Vielfalt, Toleranz und Respekt, alle sind eingeladen. Passt schon.

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