Politik und Kirche
Sollen sich die Kirchen in die Politik einmischen?
Der Glaube wirkt im Inneren des Menschen, nicht von außen, nicht von oben. Was daraus für öffentliche Stellungnahmen der Kirchen folgt und welche Chancen Kirchengemeinden nutzen sollten
Bunte Illustration verschiedener Personen mit Sprechblasen
Die Menschen in den Kirchen sind unterschiedlich - so wie auch ihre politischen Einstellungen
Axynia/iStockphoto/Getty Images
Lena Uphoff
23.02.2025
7Min

Sind die Kirchen zu politisch? Oder zu wenig politisch? Stehen sie zu weit links, sind sie im Klimaschutz zu grün oder in der Abtreibungsfrage zu konservativ? Verraten sie ihre Werte oder beharren sie zu sehr auf ihnen? Über das Verhältnis von Kirche und Politik wird viel diskutiert – erst recht, wenn die Kirchen wie ­Ende Januar öffentlichkeitswirksam zu konkreten ­poli­tischen Themen wie der Migrationspolitik Stellung beziehen.

Früher, als die Kirchenmitglieder noch die große Mehrheit der Bevölkerung aus­machten, konnten Stellungnahmen von Bischöfen, EKD-Ratsvorsitzenden und Bevollmächtigten in Berlin durchaus eine große Wirkung entfalten, vielleicht sogar Wahlen beeinflussen. Heute, da nur mehr die Hälfte der Deutschen einer der beiden Kirchen angehört, wirken solche dezidiert politischen Einlassungen in Form von Pressemitteilungen, Brandbriefen, Bischofsinterviews jedoch eher hilflos. Sie erinnern an die Idee eines vermeintlichen Wächteramts der Kirchen über den Staat. Diese Zeiten sind vorbei. In vielen Bereichen ja auch zum Glück.

Man erinnere sich nur einmal daran, wie die Kirchen in sexualethischen Fragen gewirkt haben und teilweise immer noch wirken. Zudem stößt diese Kommunikationsstrategie von oben politisch Andersdenkende innerhalb der Kirche vor den Kopf oder bewirkt gar, dass noch mehr Menschen den Kirchen den Rücken kehren. Bischofsworte oder Stellungnahmen im Namen der EKD klingen eben doch immer so, als seien sie die Meinung "der Kirche". Obwohl auch ein ­Bischof nur ein besonders einflussreiches Mitglied der Kirche und nicht "die Kirche" ist.

Lesen Sie hier, was sich Menschen von der Kirche wünschen

Die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) von 2023 hat ergeben, dass die immer noch knapp 20 Millionen Protestantinnen und Protestanten eine heterogene Gruppe sind. Protestanten denken politisch sehr unterschiedlich. Weniger heterogen ist die Gruppe der kirchlich Engagierten. Die in der Kirche Aktiven haben ­eine deutliche Neigung. Dazu die KMU: "Kirchlich Engagierte und in soziale Kontaktfelder der evangelischen Kirche eingebundene Personen neigen verstärkt zu liberal-weltoffenen Ein­stellungen." Wer sich heute in der Kirche engagiert, dürfte ­also eher links oder grün wählen und seltener die CDU oder CSU oder andere Parteien des konservativen und rechten Spektrums.

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