Was hat Gott eigentlich in der Ewigkeit gemacht, bevor die Welt erschaffen wurde? Er hat in einem Busch gesessen und Ruten geschnitten für die, die solche Fragen stellen. Diesen Witz soll Martin Luther gemacht haben. Aber finden Sie das witzig?
Was Menschen zum Lachen finden, ist kulturell und persönlich sehr verschieden. Witze lassen sich weder leicht in andere Sprachen übersetzen noch erklären, wenn das Gegenüber sie nicht unmittelbar versteht – meist verlieren sie dadurch ihren Witz. Ein bekannter japanischer Witz soll beispielsweise sein: "Das sind zehn Ameisen. Und danke!" Verstanden?
Viele Menschen finden wohl auch den christlichen Glaubenssatz, dass die Welt von einem Gott gut geschaffen wurde, zum Lachen. Andere nehmen diese Idee todernst. Empirisch betrachtet hat der Gedanke von der guten Schöpfung tatsächlich etwas Lachhaftes, wenn wir uns den Zustand dieser Welt vor Augen führen. Was soll an Naturkatastrophen, Hunger und Krieg gut sein? Witzig ist diese Feststellung allerdings nicht.
Wir Menschen lachen eben nicht nur, weil uns etwas witzig erscheint. Scham oder Aufregung können ein nervöses Lachen hervorbringen. Bösartig ist ein höhnendes Lachen, das andere verspottet. Auch in der Bibel lachen die Figuren aus unterschiedlichen Gründen: In Psalm 59 verlacht Gott die Menschen, die denken, sie könnten versteckt böse über andere reden. Die greise Sara lacht erstaunt, als Gott sagt, sie werde im hohen Alter noch Mutter. Lachen aufgrund eines Witzes oder einer komischen Situation fehlt in der Bibel allerdings. Die Bibel ist ein eher ernstes Buch.
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Luther hat den eingangs…
Luther hat den eingangs erwähnten Witz nicht ganz erfunden. Er kannte natürlich die Bekenntnisse des Augustinus und wandelt den Anfang von XI, 12,14 ab.
Dort zitiert Augustinus auf die Frage, was Gott vor Erschaffung der Welt gemacht habe, eine Scherzantwort, die er sich aber nicht zu eigen macht: „Er hat Höllen geschaffen für Leute, die solche Fragen stellen“. Luther drückt es sinngemäß ähnlich, aber weniger scharf aus.
Mit freundlichen Grüßen
P. Burkhart
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