Sie haben ein Buch über eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg geschrieben. Sie schreiben, dass Ihre Mutter entsetzt war, dass Sie als Muslim auf diesen christlichen Pilgerweg gehen wollten. Konnten Sie sie beruhigen?
Sie versteht das bis jetzt nicht. Sie denkt, da läuft mit unserem Sohn etwas schief. Und es gibt gehässige Leute, die sie anrufen und ihr sagen: Dein Sohn hat im Interview etwas Häretisches gesagt. Zum Beispiel, dass Homosexualität gar keine Sünde ist. Da versteht meine Mutter keinen Spaß, und ich muss sie öfter mal anlügen und ihr sagen: Nein, nein, so was würde ich nicht sagen – obwohl ich es eigentlich gesagt habe.
Werden Sie ihr das Buch zum Lesen geben?
Sie kann kein Deutsch. Ich denke immer: Zum Glück können meine Eltern nicht lesen, was ich sage und schreibe, sonst hätten sie sich bestimmt schon längst von mir abgewandt. Es gibt so Tabuthemen: Anerkennung des Staates Israel, Gleichberechtigung von Mann und Frau, dass auch andere Religionen wahre Wege zu Gott sind und eben Homosexualität – über die könnte ich mit ihnen nicht offen reden.
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Das Buch "Ein Muslim auf dem Jakobsweg: Pilgererfahrungen der anderen Art" ist im Herder Verlag erschienen. 176 Seiten, 18 Euro.
Gespräch mit Hrn. Khorchide
Das Gespräch hat in seiner offenen ehrlichen Klarheit mir Zuversicht gegeben, dass Muslime wie er helfen in der Breite den toleranten Weg zu finden. Dazu wünsche ich Kraft und ein langes Leben.
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