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Endlich ist die Corona-Zeit vorüber. Endlich dürfen die Frauen eines Stuttgarter Chors wieder zusammenkommen – ein ideales Versuchsfeld für Anna Katharina Hahn, die seit einiger Zeit als Spezialistin für schwäbische Milieus gilt.
Der nicht auf klassisches Liedgut festgelegte Chor umfasst Frauen aus unterschiedlichen Berufen und Generationen, die nicht nur gemeinsam singen, sondern auch ihre Freund- und Feindschaften pflegen. Da machen sich Missgunst und Eifersucht breit, da beäugt man argwöhnisch, wenn Neuankömmlinge nicht in die Chorgemeinschaft zu passen scheinen, und in diesem Roman zeigt sich Hahns Stuttgart plötzlich in einem neuen, einem magischen Licht.
Handfester geht es bei Vincent Klink zu, dessen Schreibkunst es mühelos mit seiner Kochkunst aufnehmen kann. In "Mein Schwaben" unternimmt der knorrige Stuttgarter Sternekoch eine wunderbar assoziative Reise durch seine Heimat, Ausflüge ins Badische und Hohenlohische eingeschlossen. Mal sucht er nach urgeschichtlichen Überbleibseln, besucht Museen am Wegesrand, sinniert über schwäbisches Tüftlertum und schaut beim Weinsberger Dichterarzt Justinus Kerner vorbei, für den zwei Flaschen Weißwein am Tag keine Herausforderung waren. Und natürlich kehrt Klink ein in die typischen Dorfwirtschaften, wo eine Tradition waltet, die nicht von gestern ist, am Herd kein Firlefanz getrieben wird und der Zwiebelrostbraten seinem Namen alle Ehren macht.
Anna Katharina Hahn: Der Chor. Suhrkamp. 283 Seiten, 25 Euro.
Vincent Klink: Mein Schwaben. Rowohlt. 320 Seiten, 28 Euro.