Sophia Lamparter ist ehrenamtliche Bewährungshelferin in Stuttgart
Sophia Lamparter ist ehrenamtliche Bewährungshelferin in Stuttgart
Anne-Sophie Stolz
Bewährungshelferin aus Stuttgart
Sie kann vertrauen – und kontrollieren
Sophia Lamparter begleitet verurteilte Straftäter auf ihrem Weg zurück in die Freiheit. Sie ist ehrenamtliche Bewährungshelferin. Weshalb macht sie diesen Job?
Verena Müller
Joshua Kaiss
19.06.2023

In Mantel und Daunenjacke gehüllt spazieren zwei junge Frauen am Stuttgarter Neckarufer entlang und sprechen über die Zukunft. Sie sind fast gleich groß und in einem ähnlichen Alter – man könnte sie für Freundinnen halten. In Wahrheit ­unterscheidet sie vieles: Die eine hat gedealt und saß fast zwei Jahre im Gefängnis. Die andere soll ihr helfen, nicht wieder dort zu landen.

Die andere, das ist Sophia Lamparter, ­ehrenamtliche Bewährungshelferin. An diesem Wintertag hat sie sich in der ­Mittagspause mit ihrer Klientin Amira Kara* verabredet. Amira ist seit eineinhalb Jahren aus dem Gefängnis raus. Doch die Folgen ihrer Tat werden sie noch lange begleiten. "Wenn sie einmal eine Familie gründet, Kinder hat, das überschattet alles", sagt Lamparter. Man hört ihr an, dass sie das so nicht akzeptieren mag.

Amiras Problem nennt sich "Wertersatz": Das Gericht hat sie nicht nur zu einer Freiheitsstrafe verurteilt, sondern fordert von ihr auch das Geld, das sie durch den Verkauf von mehreren Kilos Marihuana eingestrichen hat. Mehr als hunderttausend Euro. Was sie selbst für den Kauf der Drogen ausgegeben hat, spielt keine Rolle. "Ich hab das Zeug ja eingekauft und Geld bezahlt, aber die wollen alles von mir", klagt Amira und klingt dabei selbst wie eine Betrogene. Probleme erkennen, Lösungen finden, Mut machen. Oft ähnelt Lamparters Job dem einer Lebensberaterin. Sie hilft bei ­Behördengängen, bei der Job- und Wohnungssuche, durchforstet die Schuldenberge ihrer Klienten oder erklärt, was der Brief vom Amt zu bedeuten hat. Sie tut alles, damit die Resozialisierung gelingt. Lamparter weiß: Kaum etwas ist schlimmer als Perspektivlosigkeit.

Verena Müller

Christine Frischke

Christine Frischke traf Timur Barat ­später zufällig wieder, privat, bei einem ­Treffen für ­Familien. Ihr ­Eindruck: Der Mann ist ­an­gekommen in seinem neuen Leben.
Joshua Kaiss

Anne-Sophie Stolz

Anne-Sophie Stolz hat bei diesem Fotoauftrag viel über ­Bewährungshilfe gelernt – und ­bewundert Sophia Lamparter für ihren ehren­amtlichen ­Einsatz.

In keinem anderen Bundesland ­engagieren sich so viele Ehrenamtliche in der Bewährungshilfe wie in Baden-Württemberg. Für ihre Fälle tragen sie die volle Verantwortung. Das Konzept ist in dieser Form deutschlandweit einmalig. Lamparter ist seit 2018 dabei. In ihrer Freizeit trifft sie sich mit Betrügern, Dieben, Schlägern, Junkies. Tatsächlich hat sie es überwiegend mit Männern zu tun. Meist haben sie einen Teil ihrer Strafe hinter Gittern verbüßt. Das Gericht entlässt sie mit einem ­Packen an Auflagen und Weisungen. Oft müssen sie Geldbußen zahlen, ein Antiaggressionstraining absolvieren oder gemeinnützige Arbeit leisten, Bäume schneiden etwa oder die Straße kehren.
Lamparter kontrolliert, ob ihre Klienten alle Anordnungen erfüllen. Verstöße muss sie melden. Zum Beispiel, wenn sie mitbekommt, dass der verurteilte Junkie weiterhin Drogen nimmt. Sie muss dann in die Rolle der Auf­passerin schlüpfen, ihre strenge Seite zeigen. "Das ist die größte Herausforderung", sagt sie. "Den Klienten klarzumachen: Ich kontrolliere dich, aber ich will dir auch helfen."

"Du verdienst Geld, die nehmen es dir wieder weg"

Auf ihrem Spaziergang haben die Frauen den Wasen erreicht, auf dem sich zweimal im Jahr die Volksfest-Karussells drehen. Jetzt aber wirkt das asphaltierte ­Festgelände so trostlos wie die Aussichten der jungen Frau. "Kommst du zurecht?", will Lamparter wissen. Sie merkt: Der "Wertersatz" macht Amira zu schaffen, auch wenn sie sich betont lässig gibt und scherzt: "Bald hab ich gar nichts mehr, die nehmen mir sogar meine ­Unterhose weg."

Ihre Schulden stottert sie derzeit mit zehn Euro im Monat ab. Eine Lebensaufgabe. "Du verdienst Geld, die nehmen es dir wieder weg", sagt Amira, die im Moment eine Umschulung macht. Alle sechs Monate muss sie ihre Kontoauszüge vorlegen, damit die Rate entsprechend angepasst werden kann. "Das geht wirklich voll auf die Psyche. Sag du mir, warum soll ich arbeiten gehen?"

Die beiden Frauen duzen sich, was Lamparter eigentlich vermeidet. Das Du hat sich eingeschlichen. Vielleicht, weil Lamparter zum ersten Mal eine Frau betreut und sie ­beide nur wenige Jahre trennen. Vielleicht aber auch, weil sie sich ein Stück weit in der anderen ­spiegelt. So kann eine Biografie verlaufen, wenn man im Leben ein paar falsche Abzweigungen erwischt. Eine ehrenamtliche Bewährungshelferin aus Lamparters Team drückt es so aus: "Jeder von uns kann straffällig werden. Sie können da draußen jemanden umfahren und wumms, hat man eine Straftat begangen."

Lamparter möchte nicht, dass Amiras ­Bemühungen an Geldsorgen scheitern. Doch eine Privatinsolvenz ist bei Schulden, die von einer Straftat herrühren, nicht möglich. Lamparter hat sich deswegen mit ihrem Teamleiter beraten, einem hauptamtlichen Bewährungshelfer. Sie kramt ihr Handy aus der Hand­tasche und liest laut aus seiner E-Mail vor: "Es unterbleibt auf Anordnung des Gerichts die Vollstreckung, soweit die Vollstreckung sonst unverhältnismäßig wäre (…) oder wenn die Resozialisierung des Täters nach der Haft­entlassung wesentlich erschwert würde." Da will sie ansetzen. Sie verspricht ihrer Klientin, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Sophia Lamparter ist 29 Jahre alt, ihre langen Haare sind blond gesträhnt, die Augen mit viel Tusche und dunklem Kajal betont. Sie liest gern True-Crime-Storys und hat lange von einer Karriere als Anwältin für Strafrecht geträumt. Doch für das Jurastudium hatte sie den falschen Schulabschluss und in ihrer Ausbildung als Rechtsanwaltsfachangestellte verlor sie schnell die Illusion. "Menschen lassen sich davon beeinflussen, was sie im Fernsehen sehen", sagt sie. "Da setzt sich der Anwalt total ein, geht raus, recherchiert und ermittelt selbst für seine Mandanten." Nun erlebte sie, dass man Mandantinnen und Mandanten mitunter kaum persönlich trifft und die Hilfe mit dem Urteil endet. "Das war mir zu wenig."

Unter dem Radar der Bevölkerung

Lamparter ist ein Mensch, der gern hilft. Sich selbst beschreibt sie als introvertiert, ihre Stärken zeigt sie lieber in Taten als in Worten. Während ihrer Zeit im Anwaltsbüro suchte sie nach einem Ehrenamt. Auf einer Webseite der Caritas fiel ihr unter den Vorschlägen die ehrenamtliche Bewährungshilfe ins Auge. Sie wusste: "Das möchte ich machen. Von dieser Arbeit bekommt man im Alltag überhaupt nichts mit."

Bewährungshilfe findet oft unter dem Radar der Bevölkerung statt. Das Ehrenamt wurde auch geschaffen, um eine Brücke zu bauen – und das Bild vom bösen Verbrecher zu ändern.

Mittlerweile arbeitet Lamparter als Sachbearbeiterin in der Stadtkämmerei, Bereich Vollstreckung. Ein Job, bei dem man Menschen oft schmerzhaft auf die Füße tritt. Wer ein Bußgeld oder eine Steuer trotz Mahnung nicht bezahlt, bekommt Post von ihr. Lamparter kann Ratenzahlungen vereinbaren, das Ersparte auf dem Konto oder den Lohn pfänden oder gleich einen Gerichtsvollzieher vorbeischicken. Sie hat dabei nur einen begrenzten Spielraum, den sie aber zu nutzen versucht. Die Erfahrungen aus ihrem Ehrenamt haben sie geprägt. Sie versucht, den Schuldnerinnen und Schuldnern, mit denen sie in ihrem Job zu tun hat, das gleiche Verständnis entgegenzubringen wie ­ihren Klienten im Ehrenamt. "Menschen sind ja mehr als Akten", sagt sie. "Wenn ich höre, dass jemand in schwierigen Verhältnissen lebt, obdachlos oder im Gefängnis war, versuche ich, mit ihm Lösungen zu finden."

Sophia Lamparter, 29, in der Stuttgarter Bewährungs- und Gerichtshilfe. Ihr Geld verdient sie als Sachbearbeiterin in einer Stadtkämmerei

Um die Suche nach Lösungen geht es auch an einem Montag Anfang Januar. Nach Feier­abend sitzt Sophia Lamparter in einem Besprechungsraum in der Stuttgarter Bewährungs- und Gerichtshilfe und blättert durch eine Akte. Sie hat den Fall gerade erst übernommen. Sie liest den Bewährungsbeschluss, studiert eine Tabelle in Ampelfarben, in der unter anderem die finanzielle Situation und das soziale Umfeld von einem hauptamtlichen Bewährungshelfer beurteilt wurden.

Alle Klienten werden zunächst von Hauptamtlichen betreut. Sie entscheiden, welche Fälle an Ehrenamtliche gehen. Als Teamleiter bleiben sie Ansprechpartner, wenn Fragen und Probleme auftauchen. Lamparters Team wird von Nasim Kholti geleitet, einem Mann im Hoodie, der gerade Brezeln austeilt. Einmal im Monat tauschen sie sich über ihre Fälle aus.
Neben Lamparter hat ein Herr mit Schieber­mütze und grauer Weste Platz genommen. Joachim Schlegel hat als Architekt gearbeitet und wollte im Ruhestand bewusst in ein anderes soziales Milieu eintauchen. "Da bewegt sich auch bei einem selbst was im Kopf", sagt er. Ihnen gegenüber sitzt Regina Fahr, kurze graue Haare, Brille, wacher Blick. Sie war ­früher Kinderkrankenschwester. "Da wird man nicht verwöhnt", sagt sie. Man lerne, mit jedem Typ Mensch umzugehen.

Die Menschen in diesem Ehrenamt sind so unterschiedlich wie ihre Klienten. Die Jurastudentin engagiert sich ebenso wie der pensionierte Lehrer. Die Bewährungs- und Gerichtshilfe achtet bei der Auswahl auf ein stimmiges Match. Ein Banker kümmert sich vor allem um die Fälle von Schuldnern. Die über 80-Jährige, die mehrfach beim Klauen erwischt wurde, wird einer älteren Dame unterstellt. "Die Fälle fürs Ehrenamt haben einen hohen Betreuungsbedarf, es sind aber nicht die schwerwiegendsten Delikte", erklärt Kholti. Meist ist vor allem lebenspraktischer Rat gefragt, wofür Hauptamtlichen oft die Zeit fehlt. Also helfen Laien Straftätern dabei, die berühmte zweite Chance zu nutzen – oder die siebzehnte, wie im Falle des Mannes, der im Moment der Kinderkrankenschwester Kummer bereitet.

Die Arbeit fußt auf einer guten Beziehung

"Ich gehe ihm furchtbar auf die Nerven", erzählt sie. Die Treffen seien ihm lästig. "Er sagt, er brauche meine Unterstützung nicht, er könne selbst mit Geld, Leben und Schulden umgehen."

Unter bestimmten Bedingungen kann ­eine "Unterstellung" – so heißt die Betreuung durch einen Bewährungshelfer, eine Bewährungshelferin – vorzeitig aufgehoben werden. In diesem Fall hält Teamleiter Kholti das für keine gute Idee. Abschätzend wiegt er den Kopf hin und her: "Wenn er es durchzieht – super, aber bei so vielen Vorstrafen kann auf den letzten Metern noch was passieren und dann braucht er dich." Er empfiehlt Regina Fahr, dem Klienten ein Stück weit entgegenzukommen, um das Verhältnis zu entspannen. Statt jeden Monat sollen sie sich nur noch jeden zweiten zum Gespräch treffen.
Die Arbeit der Bewährungshelfer fußt auf einer guten Beziehung. Sie können wenig tun, wenn sich ihre Schützlinge querstellen, Therapiestunden schwänzen, Termine platzen ­lassen oder – was ständig vorkommt – plötzlich nicht mehr unter ihrer Handynummer erreichbar sind. Ihr schärfstes Schwert ist ein Bericht an das Gericht. Der kann zu einer Anhörung und im schlimmsten Fall zum Widerruf der Bewährung führen. Dann landet der Klient genau dort, wo er eigentlich nicht mehr hinsollte: im Gefängnis.

Lamparter hat in den vergangenen fünf Jahren sechs Klienten betreut, meist über ­lange Zeiträume hinweg. Zu einem der ­letzten fand sie keinen guten Draht. Er tauchte ­immer wieder ab, war wochenlang nicht zu ­erreichen. Zweimal wurde er wieder vor Gericht zitiert, seine Bewährungszeit verlängerte sich. Lamparter kann ihre Hilfe nur immer wieder anbieten. Wird sie abgelehnt, bleibt ihr nur ihre Funktion als Aufpasserin. Ein Zustand, der sie nicht befriedigt: "Ich bin ja Bewährungshelferin geworden, um was zu verändern."

Erzählt sie anderen von ihrem Ehren­amt, hört sie oft: "Ich könnte das nicht." Oder: Sie würde doch nur den Tätern helfen. Aber Lamparter unterschätzt das Leid der Opfer nicht. Ein Grundsatz der Bewährungshelfer lautet, die Straftat zu verurteilen, nicht den Menschen. Lamparters Eltern fragten: "Hast du keine Angst, mit denen allein zu sein?" Lamparter fürchtet sich nicht. Kann sie jemanden schwer einschätzen, verlegt sie die Treffen in die ­Räume der Bewährungs- und Gerichtshilfe.

Sophia Lamparter verurteilt ihre Klienten nicht. "Ich sage mir immer, es muss einen Grund geben, warum der Mensch so gehandelt hat.

"Für diese Arbeit braucht man ein großes Maß an Verständnis und Toleranz", sagt sie. "Ich war schon immer jemand, der andere nicht verurteilt hat." Ihr Ehrenamt hat sie in dieser Einstellung bestärkt. Sie ist kritischer geworden, wenn sie in Zeitungen oder online über Verbrecher liest. "Ich sage mir immer, es muss einen Grund geben, warum ein Mensch so gehandelt hat. Der ist nicht einfach böse." Wo würde sie denn eine Grenze ziehen? Die junge Frau überlegt kurz. "Bei Menschen, die Kinder vergewaltigt haben, würde ich mich sehr schwertun", sagt sie dann. "Aber ich würde es trotzdem machen, weil jeder Mensch, egal was er getan hat, ein Recht auf Hilfe hat."

Sucht die Bewährungs- und ­Gerichtshilfe Baden-Württemberg eine Ehrenamtliche für einen neuen Klienten, klingt das manchmal wie eine Kontaktanzeige: "Männlich, 32, ­wegen BtM, aufzuarbeiten sind Schulden, spricht nur französisch." Lamparter übernimmt am liebsten BtM-Delikte, also Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz. "Da sieht man am meisten Entwicklung und kann an vielen Stellen helfen", erklärt sie. Wer ­Drogen nehme, schleppe meist auch viele andere ­Probleme mit sich: kein Job, keine eigene ­Wohnung, kein soziales Netz.

Lamparters erster Klient war so ein Fall. Er soll hier Timur Barat* heißen. Die Polizei hatte Timur bei der Einfuhr von Heroin erwischt, bereits seine zweite Straftat. Er bekam zweieinhalb Jahre aufgebrummt. Als Lamparter ihn kennenlernte, lebte er in einer betreuten Wohneinrichtung. Statt ins Gefängnis zu gehen, hatte er die Chance auf eine Therapie bekommen. "Klar war ich aufgeregt", erinnert sie sich: "Ich fragte mich: Was kommt da auf mich zu? Ist er aufbrausend? Wie reagiert er auf eine jüngere Frau als Bewährungs­helferin?"
Fast fünf Jahre später, an einem Freitag­abend, wartet Lamparter vor der Bewährungs- und Gerichtshilfe auf Timur. Er kommt direkt von einer Baustelle, trägt Handwerkerkluft, aus einer Seitentasche am Bein lugt ein Meterstab, der rechte Daumen ist verbunden. Timurs Bewährung liegt schon einige Zeit zurück. ­Eigentlich endet damit Lamparters Aufgabe. An diesem Abend möchte sie hören, wie es ihm ergangen ist. Hat er die Kurve gekriegt?

"Die ganze Bürokratie überfordert viele"

Timur folgt ihr in einen Besprechungsraum, nippt an einem Wasser. Zunächst ­knetet er nervös seine Hände, erzählt stockend. Im Laufe des Gesprächs wird er zunehmend selbstsicherer. "Ich bin froh, dass sie mich damals auf der Autobahn geschnappt haben", sagt er. "Das war meine Rettung."
Wieder clean, rappelte er sich auf. Lamparter begleitete ihn dabei. Sie bekam mit, wie er eine eigene Wohnung fand, eine Ausbildung begann, eine Frau kennenlernte und Vater wurde. Sie sagt: "Er war sehr motiviert, sein Leben wieder auf die Reihe zu kriegen."

Klingt nach einer Erfolgsstory und ist es auch. Zugleich sagt Timur: "Ich habe wieder festen Boden unter den Füßen, aber immer noch viel zu kämpfen." Schon ein Brief vom Gericht oder einer Behörde, eine nicht bezahlte Rechnung, eine fehlende Rate können ihn erst ins Schwitzen, dann ins Schwanken bringen. "Du gehst in die richtige Richtung und dann fängt der Alltag an", sagt er. Der sichere Rahmen, den betreutes Wohnen und Bewährungshilfe bildeten, fiel irgendwann weg. Lamparter kennt das Phänomen auch von anderen Klienten: "Die ganze Bürokratie überfordert viele, die sehen irgendwann nur noch Zahlen."

Sich bewähren, das heißt, ein Leben ohne Straftaten zu führen. Immer. Die Herausforderungen enden nicht nach der Bewährungszeit. Niemand kann das allein stemmen. Resozialisierung ist eine Gesellschaftsaufgabe. Wenn Arbeitgeber Ex-Häftlingen einen Job anbieten, Vermieter trotz schlechter Schufa-Auskunft eine Wohnung bereitstellen, ebnet das den Weg. Den ehrenamtlichen Bewährungs­helfern kommt dabei eine Vermittlerrolle zu. Sie machen ihr Umfeld offener, wecken ­Verständnis für verkorkste Laufbahnen. So zumindest die Hoffnung.

Am liebsten würde Lamparter sich Vollzeit um Menschen auf Bewährung kümmern: "Das wäre mein Traum." Doch die Hürden sind hoch. Für den Job als Bewährungshelferin müsste sie erst ihr Fachabitur machen und anschließend studieren. Keine leichte Entscheidung, wenn man bereits mitten im Berufs­leben steht. Trotzdem hat sie sich Unterlagen für ein Fernstudium bestellt.

Solange begleitet sie Menschen weiter ­ehrenamtlich zurück in die Freiheit. Amira, die Drogendealerin mit den hohen ­Schulden, sei auf einem guten Weg. Etwas besorgt blickt Sophia Lamparter allerdings auf den ­Sommer. Dann nämlich kommt Amiras Freund aus dem Gefängnis. Die beiden ­wurden ­zusammen mit den Drogen erwischt. Seine Entlassung kann ein kritischer Punkt sein. "Entweder sie pusht ihn, oder beide ­machen gar nichts mehr", sagt Lamparter und setzt dann bestimmt hinzu: "Ich traue ihr zu, dass sie es packt." Lamparters Rat jedenfalls wird weiter gebraucht.

* Name geändert

Infobox

In Baden-Württemberg sind neben 480 haupt­amtlichen Bewährungshelferinnen und Bewährungs­helfern rund 600 Ehrenamtliche im Einsatz. Sie sind mindestens 21 Jahre alt und übernehmen Fälle, in denen es nicht um schwere Verbrechen wie Mord oder Vergewaltigung geht und bei denen vor allem ­lebenspraktischer Rat gefragt ist. Im Gegensatz ­ zu den Hauptamtlichen, die im Schnitt 64 Klienten ­pa­rallel betreuen, kümmern sie sich jeweils nur um zwei bis fünf Fälle. Das erlaubt eine intensivere ­Betreuung. Sie werden an sechs Abenden für ihre Arbeit ­geschult und haben einen hauptamtlichen Team­leiter als Ansprechpartner. Mehr Infos finden Sie hier. Auch andere ­Bundesländer bieten Einsatzmöglichkeiten in der Bewährungshilfe an, etwa als ehrenamtliche ­Mitarbeiter, die die Arbeit der Hauptamtlichen ­unterstützen.

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Die Person mag sicherlich in Ordnung sein, aber dieser Journalismus ist für die Tonne !

Die Vorbilder für diesen Journalismus im "Tanz um den heißen Brei", sind die vielen "politik- und gesellschaftskritischen" Magazine - In der Konfusion des nun "freiheitlichen" Wettbewerbs ist schließlich keiner mehr verantwortlich für die Nebenwirkungen.

Wenn aber eine Vision von wirklicher Wahrhaftigkeit droht menschenwürdige / geistig-heilende Gestalt gegen die herkömmlich-gewohnte Konfusion seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung ("Vertreibung aus dem Paradies") anzunehmen, dann
ist ...!?