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Ulrich Rüdenauer: Abseits
Irgendwo in Süddeutschland, im Taubertal vielleicht, Anfang der 1950er Jahre. Der achtjährige Richard wächst auf dem Bauernhof von Onkel und Tante auf, als ungeliebter Junge, der vor sich hin träumt und Anfeindungen dadurch entgehen will, dass er sich unsichtbar zu machen versucht. Lediglich der Großvater und die von "Gott abgefallene" Jolanda stehen ihm bei.
Schwere Feldarbeit, ein gestrenger Lehrer und ein prügelnder Pfarrer bestimmen Richards Alltag, dem nur der deutsche WM-Sieg 1954 Glanz verleiht. Ulrich Rüdenauer erzählt in zarten, brillanten Bildern vom Aufwachsen in der Provinz, vom Verdrängen und Verschweigen in beklemmender Nachkriegsatmosphäre. Und von der Suche nach Richards Mutter, an die sich niemand erinnern will.
Roisin Maguire: Mitternachtsschwimmer
O’Brien. DuMont, 350 Seiten, 24 Euro
Auch Roisin Maguire führt in ihrem Romandebüt in abgelegene Landstriche, in den nordirischen Küstenort Ballybrady. Dort lebt die kauzige Grace, eine Frau um die fünfzig, die ihr Geld damit verdient, Quilts zu nähen und Cottages zu vermieten. An den Belfaster Geschäftsmann Evan zum Beispiel, der nach dem Tod seiner Tochter eine Auszeit braucht.
Eine Woche will er bleiben, doch der Corona-Lockdown 2020 zwingt ihn dazu, seinen Aufenthalt zu verlängern. Grace nimmt sich des ungeschickten Städters an, bringt ihm bei, wie man Kajak fährt und Fische ausnimmt, und allmählich kommen Evan Zweifel, ob er bislang das richtige Leben geführt hat...