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Verleger der alten Schule
Vor kurzem noch feierte das Feuilleton den 100. Geburtstag Siegfried Unselds, der von 1959 bis zu seinem Tod 2002 den Suhrkamp-Verlag leitete und ihm eine solitäre Stellung auf dem Buchmarkt verschaffte. Mit welcher Besessenheit und Akribie er seiner Aufgabe nachging, zeigt eine Auswahl seiner rund 50 000 Briefe, die er im Laufe seines Lebens verfasste.
Sie zeigen den Hermann-Hesse-Liebhaber, den geschickten Vermittler, der sich durch die Launen seiner Autorendiven wie Frisch, Bernhard oder Walser kaum erschüttern ließ, den klugen Kaufmann und Verkäufer seines Programms. Eine Sammlung, die deutsche (Kultur-)Geschichte spiegelt und leicht wehmütig an ein Verlegen erinnert, das es heute nicht mehr gibt.
Künstliche Authentizität
Charles Lewinsky: Täuschend echt. Diogenes. 352 Seiten, 26 Euro
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Konflikte, von denen Unseld nichts ahnen konnte, thematisiert der Schweizer Charles Lewinsky in seinem gewitzten Roman "Täuschend echt". Was tun, wenn die Künstliche Intelligenz sich anschickt, das Verfassen von Texten zu übernehmen? Fassungslos muss ein Werbetexter zusehen, wie die KI seinen Job, die Anpreisung von Müslis, übernimmt und er seine Arbeit verliert.
So sinnt er auf Rache und erfindet mit digitaler Hilfe die Lebens- und Leidensgeschichte einer nicht existenten Afghanin. Das Fakeprodukt avanciert zum Bestseller – was erst dann zum Problem wird, als der TV-Kritiker Denis Scheck unbedingt ein Interview mit der KI-generierten Frau führen will . . .