Ökodörfer in Bangladesh
Hängende Gärten
In Bangladesch helfen "Ökodörfer" von World Vision im Kampf gegen den Klimawandel, auch durch Selbsthilfe: "Es braucht manchmal nur eine überzeugte Person, und die wirkt wie eine Influencerin auf viele, ­viele andere", sagt Kerstin Koch von World Vision
Kreativität ist gefragt: Hängende Pflanzen fallen dem Hochwasser nicht so leicht zum Opfer
Kreativität ist gefragt: Hängende Pflanzen fallen dem Hochwasser nicht so leicht zum Opfer
Ben Adams/World Vision
Tim Wegner
Aktualisiert am 12.04.2024

Bangladesch im Süden Asiens. Hier herrscht sogenanntes "tropisches Monsunklima" und das hieß seit Generationen: sechs verschiedene Jahreszeiten; Sommer, Monsun, Herbst, Spätherbst, Winter und Frühling. Landwirte konnten Aussaat und Ernte planen. Der Klima­wandel, korrekter die Klimakatastrophe, hat alles auf den Kopf gestellt, berichtet Bangladesch-World-Vision-­Direktor Chandan Gomes: "Eigentlich gibt es nur noch zwei Jahreszeiten: einen langen trockenen Sommer und viel zu nasse, von Zyklonen beeinträchtigte Winter."

In keinem anderen Land der Welt leben mehr ­Menschen auf einem Quadratkilometer zusammengedrängt als in Bangladesch: doppelt so viele wie in Deutschland, auf nicht einmal der halben Fläche. Weite Teile des Landes liegen knapp über dem Meeresspiegel. Mit Hochwasser hat die Bevölkerung zu leben gelernt. Chandan Gomes, der seit über 30 Jahren bei World Vision Bangladesch arbeitet, weiß: "Kaum ein Land leidet so wie wir unter den Folgen des Klimawandels. Umso mehr bewundere ich Kreativität und Widerstandskraft." Ein gutes Beispiel dafür sind die "Ecovillages", die Ökodörfer.

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Zum Beispiel in der Region um die Großstadt ­Nandail im Norden des Landes, wo 300 000 Menschen leben: 33 Dörfer betreut World Vision hier. Zehn davon sind ­bereits gelabelte Ökodörfer – das betrifft 890 Familien, 4020 Menschen. Diese Zahlen sollen weiter steigen.

Kerstin Koch war schon viermal dort und hat mit­erlebt, wie aus einem normalen Dorf ein Ökodorf wird. Die Bangladesch-Beauftragte von World Vision Deutschland ist überrascht davon, wie schnell sich eine Idee innerhalb der Dorfgemeinschaften verselbstständigt: "Es braucht manchmal nur eine überzeugte Person, und die wirkt wie eine Influencerin auf viele, viele andere."
Zum Beispiel die "hängenden Gärten". Pflanzen werden in Ton- oder Plastiktöpfen ausgesät und wachsen aufgehängt an Wäscheleinen oder Gerüsten. Oder sie stehen gleich auf dem Dach der Hütte. Es gibt zahllose Ideen, die schnell nachzumachen sind. Alle lebensnah und pragmatisch. Kommt dann, wie in den letzten Jahren immer ­häufiger, wieder ein Hochwasser, ist nicht gleich die ganze Ernte dahin.

Auf die Einhaltung von 15 Kriterien muss sich eine ­Dorfgemeinschaft verpflichten, wenn sie das World-­Vision­-Label "Ecovillage" tragen möchte. Dazu gehört zum Beispiel, Plastikmüll aus dem Dorfleben zu verdammen und Regenwasser zu sammeln. Bauern dürfen nur ­organischen Dünger nutzen, hergestellt aus Kompost mit Hilfe von ­Regenwürmern. Und mindestens ein oder zwei Mädchen oder Frauen müssen sich zu einer Fortbildung verpflichten und ihre Nachbarn und Nachbarinnen auf­klären. Influencerinnen eben.

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