Turkana-Frauen, die Feuerholz tragen, gehen an einem Kuhkadaver vorbei. Die Region um Loiyangalani in Marsabit, Nordkenia, ist am stärksten von der anhaltenden Dürre betroffen
Es regnet zu wenig in Nordkenia, viele Hirten verlieren ihr Vieh
Simon Maina/AFP/Getty Images
Wie der Klimawandel den Menschen in Kenia zusetzt
"Die Dürre ist gravierend"
Der Klimawandel ist besonders für die Menschen im Norden Kenias spürbar, die Dürre verstärkt den Hunger und Wassermangel.
Philip EwotonPrivat
29.08.2023
2Min

Die Menschen in Turkana sind besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Die Dürre ist gravierend.

Die Menschen hier in der Region könnten ihr Hab und Gut verlieren. Das ist in der Regel der Viehbestand, für viele der wichtigste und wertvollste Besitz. Immerhin leben über 60 Prozent der Menschen als Pastoralisten, also Hirten, die Naturweidewirtschaft betreiben. Verlieren sie das Vieh, verstärkt sich die Armut – gerade auch für die Kinder, da dann viele nicht mehr in die Schule gehen können und teils auf der Straße landen. So eine Entwicklung wirkt sich auf die gesamte Region aus.

Momentan sind mehr als 400.000 Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Über 65.000 ­Kinder sind zudem unterernährt. Der wenige Regen in diesem Jahr war für eine ­gute Weidewirtschaft nicht ausreichend. Als der Regen kam, hatten etliche Menschen schon ihr Vieh verloren. Die kenianische Regierung und die Nichtregierungsorganisationen können nicht alle Leute erreichen.

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Philip Ewoton

Philip Ewoton ist Ernährungs­wissenschaftler und seit 2011 als Projekt­leiter für die Welthungerhilfe in Turkana im ­Norden Kenias tätig.

Der Klimawandel bedroht die Identität der Pastoralisten. Die Menschen sind stolz auf ihren Lebensstil. Sie sind noch nicht wirklich bereit, sich alternativen Lebensformen zuzuwenden. Auch bei den letzten ­größeren Dürreperioden 2011 und 2017 haben die Menschen ihr Hirtendasein nicht aufgegeben. Sie sehen es auch als ihr Recht an, Wanderviehhaltung zu betreiben. In allen Dürren, die ich miterlebt habe, haben die Menschen den Herausforderungen getrotzt. Einige sind in das benachbarte Uganda, in den Südsudan oder nach Äthiopien gewandert. Dort gibt es Konflikte mit den ansässigen Hirten um ­Ressourcen wie Wasser. Der Viehbestand ist deshalb immer noch die wichtigste ­Quelle für ihr Lebenseinkommen.

Der Klimawandel zwingt die Menschen in Turkana nun leider wirklich, ihren Lebensstil zu überdenken.

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