Ernährung mit Muscheln und Algen
Superfood aus dem Meer
Gelernt haben sie ganz andere Berufe. Heute ernten sie Austern, Miesmuscheln oder Zuckeralgen: drei Beispiele aus Schweden für klimafreundliche, gesunde und leckere Nahrung
Austernernte
Austernernte ohne Tauchgang, bei Ebbe liegen die Austernbänke über dem Meerespiegel
Margareta Bloom Sandebäck
18.07.2025
10Min

Lotta Klemming, Austerntaucherin

Die Landschaft ist rau in Grebbestad, es duftet nach Meer: Das Örtchen ist eines der populärsten Seebäder an der schwedischen Westküste. Hier leben die Leute von Tourismus und den Spezialitäten des Meeres, auch Lotta Klemming, 35 Jahre alt. Sie stammt aus einer Familie von Austerntauchern – bis heute ein Männergewerbe. Lotta ist die einzige Austerntaucherin in Schweden.

Als junge Frau hatte Lotta viele Jahre mit psychischen Problemen gekämpft – schließlich musste sie stationär in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden. Danach verließ sie Grebbestad und zog nach Göteborg, wo sie ­Karriere bei einer großen Modekette machte und um die Welt reiste. Sie war ein Stadtmensch geworden. Aber ­ihre Sehnsucht nach dem Meer, nach der Landschaft ihrer Kindheit wurde immer stärker.

Lotta kehrte nach Hause zurück. Frieden fand sie unter der Wasser­oberfläche, wie zuvor ihr Vater Peter und ­Onkel Bengt. Schon als Kind hatte sie bei Vaters Austern- und Tauchgeschäft geholfen. Sie wusste, dass die Nachfrage nach einheimischen, nachhaltig geernteten Austern wuchs.­ "Ich fragte meinen Vater, ob ich in sein Geschäft einsteigen könnte. Er meinte allerdings, ich solle lieber mein ­eigenes Business starten", erinnert sich Lotta. Ihr war mulmig ­zumute – aber dann krempelte sie die Ärmel hoch.

Schwedische Austern wurden schon im 17. Jahrhundert für den schwedischen König gefischt, eine Delikatesse sind sie bis heute. Weil das Wasser kalt ist, wachsen sie langsamer und sind aromatischer als Austern aus wärmeren Gewässern. Inzwischen wachsen in den Austernbänken vor der schwedischen Westküste nicht mehr nur Europäische Austern, sondern vor allem auch Pazifische Felsenaustern, eine invasive asiatische Art, die sich aus Aquakulturen von den Niederlanden entlang der Nordseeküste bis nach ­Norwegen ausgebreitet hat und mit heimischen Arten konkurriert. Die Pazifischen Austern vertragen höhere Wasser­temperaturen als die Europäischen – das macht sie bei den allmählich steigenden Wassertemperaturen infolge des Klimawandels zu einer Alternative.

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