Am Abend, noch ehe die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist, lasse ich mich erschöpft aufs Bett fallen. Zugegeben, die Sonne scheint lang im schwedischen Hochsommer – doch so zeitig würde ich in einem anderen Urlaub garantiert nicht schlafen gehen. Dieser Urlaub aber ist nicht wie andere. Er besteht im Wesentlichen aus Arbeit. Unkraut jäten, Tiere tränken, Pflanzen pflanzen. Ich schufte auf einem Biobauernhof. Geld gibt’s dafür nicht, nur Kost und Logis.
Das Angenehme mit dem Hilfreichen verbinden, so lautet, kurz gefasst, die Idee des Voluntourismus. Er möchte zwei Welten zusammenbringen, die auf den ersten Blick wenig gemein haben: ausspannen und arbeiten. Kraft schöpfen und nach Kräften helfen, ehrenamtlich.
Zu den Organisationen, die diese Idee im Natur- und Umweltbereich seit Jahrzehnten vorantreiben, zählt das Netzwerk Wwoof (Worldwide Opportunities on Organic Farms), das hilft, Biobauernhöfe und ehrenamtlich Helfende miteinander in Kontakt zu bringen: Was 1971 als Eine-Frau-Initiative in London begann, nutzen heute Hunderttausende "Wwoofer" in mehr als 130 Ländern.
Der Voluntourismus ist "ein kleines Segment der Reisebranche, das aber seit Jahren wächst", so Antje Monshausen, langjährige Leiterin von Tourism Watch, einer Fachstelle für nachhaltigen Tourismus. Wenn man Touristenfallen vermeide, von denen auch diese Nische nicht verschont bleibt, bedeute er eine große Chance: "Darin steckt das Potenzial, Erfahrungen zu sammeln, die die eigene Perspektive auf die Welt infrage stellen."
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