Petra Teegen hat sich schon als Kind gerne um Pferde gekümmert
Kaja Grope
Asyl in der Pferdeklappe
Damit es dem Pferd weiter gut geht
Krisen wie Scheidung, Krankheit, Jobverlust treffen nicht nur Menschen: Auf ihrem Klappenhof nimmt Petra Teegen Pferde auf, deren Halter sich nicht mehr um ihre Tiere kümmern können
Arne Hartenburg
Dominique Wollniok
25.05.2025
8Min

Der Jungfernstieg in Eckernförde liegt in zweiter Reihe zum Meer: eine schmale Straße, in der sich dicht an dicht alte Backsteinhäuschen vor dem weiten Himmel über der Ostsee ducken. Zwischen einer ehemaligen Fischräucherei und einem Schlachtbetrieb steht noch heute das Elternhaus von Petra Teegen. Durch die kleinen Fenster sei wenig Licht gefallen, erzählt sie: "Meine Mutter hat sie umso häufiger geputzt." Einmal habe sie ihre Mutter gefragt, warum sie sich mit den Fenstern so viel Mühe gebe, und die Mutter habe geantwortet, dass das Licht gesund sei und ihnen helfe, sich wohlzufühlen.

Von da an ging die kleine Petra beinahe jeden Tag in den Stall der benachbarten Fischräucherei, um die Fensterscheiben für deren Pferde Max und Moritz zu putzen. "Die waren dafür da, mit einem Karren das Feuerholz vom Hafen in die Räucherei zu ziehen. Die restliche Zeit standen sie angebunden in einem dunklen Verschlag", erinnert sich Teegen. Bald konnte sie es beim Fensterputzen nicht belassen, sondern striegelte die beiden und führte sie bei Sonnenschein spazieren. Es war ihre erste innige Beziehung zu Pferden.

Damals war sie elf. Und heute, als 71-Jährige, engagiert sie sich mehr denn je für die Vierbeiner. Vor zwölf Jahren gründete sie den Verein "Pferdeklappe" und nimmt seitdem auf ihrem Hof in Norderbrarup, rund 50 Minuten Autofahrt von Eckernförde entfernt, Pferde auf, die aus ganz unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren gewohnten Bezugspersonen bleiben können. Teegen kümmert sich um die Tiere und vermittelt sie in ein neues, stabiles Umfeld.

Die Pferderetterin hat selbst Krisen erlebt

Wie unerwartet und schnell das Leben aus den Fugen geraten kann, hat Petra Teegen einst selbst erlebt. Die Mutter von drei Jungs lebte in dritter Ehe auf einem kleinen Hof und hielt vier Pferde: Räuberbraut, Fortuna, Goldie und Zora. Was sie nicht ahnte: Ihr Mann geriet immer tiefer in einen Schuldenstrudel und navigierte sich und seine Familie damit in die Armut. "Eines Tages verkaufte er Haus und Hof, ohne mich einzuweihen, floh ins Ausland und sagte nicht einmal Ade", berichtet Teegen. Sie war plötzlich auf sich gestellt – alleinerziehend und ohne Dach über dem Kopf. Eine eheliche Gütertrennung hatten sie und ihr Ex-Mann nicht vereinbart.

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