Herr Maranke und die Kajaks
Herr Maranke spricht nicht viel. Wahrscheinlich nerven wir Großstädterinnen auch mit unseren vielen Fragen. Ob morgen früh ein Boot frei ist und wo wir das Fahrrad abstellen können und was überhaupt passiert, wenn man unterwegs essen will und das Boot aus den Augen verliert. Nichts passiert, was soll denn hier passieren? Boote hat er genug, Leih-Fahrräder übrigens auch. Und während wir zwei hibbeligen Schwestern am nächsten Morgen ganz früh überlegen, wo wir Jacke, Handy und Wasserflasche verstauen, macht Herr Maranke wortlos das Kajak fertig.
Zechlin stammt aus dem Slawischen und heißt "Platz an zwei Seen". Zwei ist vornehm untertrieben, wir paddeln vom Schwarzen See über den Zootzensee zum Großen Zechliner See. Halten hier, baden dort, sitzen am Sandstrand an einsamen Badestellen, wo niemand außer uns schwimmt. Wir haben uns lange nicht gesehen, quasseln vom Vordersitz zum Rücksitz und versuchen unsere Paddelschläge zu synchronisieren. Wir drehen uns ganz schön oft im Kreis, gut, dass keiner zuguckt. Der See ist riesig, Zuschauer sind fern.
Aber je weiter wir rausfahren, je weiter der Blick aufs spiegelnde Wasser geht, desto ruhiger werden auch wir. Diese Seen sind ein Traum. Hier ein Badesteg, auf dem mal ein knutschendes Liebespaar liegt. Dort eine Hütte mit zwei Anglern. Sonst nichts. Nur Wasser, Bäume, Himmel.
Zurück in Flecken Zechlin kommt mit dem Hunger auch die Sprache wieder. Ha, guck mal, wie doof sich diese Touristen anstellen, die ein großes Hausboot gemietet haben. Boing, jetzt sind sie gegen die Mole gedonnert. Und das Kind! Ohne Sonnenmütze! Man hat gut reden, wenn man selber das Boot wieder sicher vertäut hat und beim Fischereibetrieb Gehrt in der Abendsonne sitzt. Direkt am Wasser. Man isst Räucherfisch, man lässt den Tag Revue passieren. Ferien! Und morgen? Gehen wir in Rheinsberg das Schloss besichtigen? Fahren mit dem Leihrad um die Seen? Oder nehmen noch mal ein Boot. Herr Maranke hat ja genug.
Ursula Ott
Mehr Infos: Boots- und Fahrradverleih Maranke in Flecken Zechlin
Beste Fischbrötchen
Anne Buhrfeind
Mehr Infos: Strand Kollmar Hafen
Silberreiher und Fabrikschlote
Wer in Köln wohnt, ist nicht verwöhnt mit Boot fahren. Der Rhein ist nur was für Vollprofis. Es gibt den großen Fühlinger See, aber den haben die Ruderer fest im Griff. Es gibt kleine Tretboote im Volksgarten, im Blücherpark, am Decksteiner und am Kalscheurer Weiher – aber Tretboote haben nicht den ganz großen Radius. Drum fährt die Kölnerin gerne über die nahe Grenze, in die Niederlande und nach Belgien an die Maasplassen. In den 60er Jahren entstand hier durch Kiesabbau ein 3000 Quadratmeter großes Erholungsgebiet am Wasser. 20 kleine Häfen gibt es hier, da liegen fette Jachten neben kleinen Ruderbooten, Segelboote neben einem großen Floß.
Nein, es ist nicht das ganz große Naturidyll. Schon auf der Autobahn Richtung Ophoven fährt man an großen Chemiefabriken vorbei, die holländische Agrarindustrie hat die Landschaft fest im Griff. Aber kaum biegt man in Roosteren ab von der A2, überquert auf einer kleinen Brücke die Grenze zwischen den Niederlanden und Belgien, wird es idyllisch. Kleine Schieferhäuser, rote Tulpen im Vorgarten, Pommesbuden in jedem Dorf. Und ein Bootsverleih, der alles anbietet, vom Stand-up-Paddling-Board bis zur Segeljacht. Wir fuhren mit dem Motorboot, sahen zwar immer noch die Fabrikschlote im Hintergrund, aber auch: im Schilf den Silberreiher. Im kleinen Hafen das ältere Ehepaar, das am späten Nachmittag mit Weißwein am Achterdeck anstieß. Und mitten im See, neben dem Kiesbagger, eine blonde Großfamilie in orangenen Rettungswesten im Wasser. Wer braucht schon ein Boot, die Westen haben einen Auftrieb wie Luftmatratzen. "Gezellig" heißt die Vokabel dazu, die einzig holländische, die ich kenne. Irgendwas zwischen gemütlich und unterhaltsam. Hier ist es sehr gezellig.
Ursula Ott
Mehr Infos: Sailcenter Limburg
Ab zum Wannsee!
Achtung, Corona-Hinweis der Berliner Verkehrsbetriebe: Die Fährlinie F10 verkehrt auch aktuell (Stand: Juni 2020). Aber die Anzahl der Fahrgäste ist auf 150 Menschen begrenzt. Gerade am Wochenende und bei schönem Wetter sind die Fähren daher aktuell leider sehr oft voll.
Wenn Sie nicht mitkommen: Ärgern Sie sich nicht, sondern genießen Sie die Aussicht!
Nils Husmann
Mehr Infos: Leinen los für Fähren
Anleger mit Alpenblick
Es gibt Menschen, die dürfen dort leben, wo andere umkippen vor Schönheit! Einer davon ist Willi Weitzel, der im Alpenvorland zu Hause ist. Und den habe ich ein paar Tage begleitet, um ein Porträt über ihn zu schreiben, für den Serienstart der "Bessermacher". Aber Willi hat viel zu tun, und so musste ich ein paar Stunden Pause machen - in Herrsching am Ammersee. Nichts wie runter also zur Anlegestelle. Schifffahrten kann man von hier aus auch unternehmen. Aber sich dort hinzusetzen, reicht auch. Erst recht bei klarer Sicht, denn dann sind sie am Horizont gut zu erkennen: die Alpen! Und wem es zum Spaziergang drängt: Gehen Sie bitte nordwärts, Richtung Lochschwab. Der Weg am See führt zwar auch ein Stück an einer etwas nervigen Straße entlang, dafür steht aber an Infotafeln viel Interessantes zu Eiszeit und Geologie. Und nach 30 bis 45 Minuten erreichen Sie eine kleine Anlegestelle für Mini-Boote. Setzen Sie sich auf die Wiese - und entdecken Sie die Zugspitze. Toll!
Nils Husmann
Mehr Infos: Seenschifffahrt Ammersee
Elphi-Blick bei Nacht
Gegründet wurde der City-Sportboothafen erst 1992, heute wird er von einem Verein betrieben. Viele ehrenamtliche Stunden stecken in dem kleinen Hafenmeisterhaus, den gepflegten Anlegestegen, den Sanitäreinrichtungen und dem Webauftritt. Wer rechtzeitig bucht, hat (außerhalb von Hafengeburtstag oder Cruise Days) fast immer gute Chancen auf einen Liegeplatz, sagt Holger Brauns. Er selbst ist seit Jahren engagiertes Vereinsmitglied und bietet auf seiner Jacht Zaandam Elbsegeltörns an. Einfach segeln auf der Elbe, bis nach Blankenese und Wedel. Noch so ein Geheimtipp, sogar für Landratten.
Dorothea Heintze
Das Seen-Wunder in Sachsen
Das Leipziger Neuseenland soll einmal 70 Quadratkilometer groß werden, eines der größten zusammenhängenden künstlichen Seengebiete Europas. Früher, so berichtet die 73-jährige Ingrid Riedel, führte eine einzige Straße aus der Bergbaustadt Zwenkau nach Leipzig, alles andere war abgeschnitten durch die Tagebaugruben. Die Luftqualität war gruselig; Zwenkau als Wohnort hatte einen miserablen Ruf.
Heute reihen sich an der Seepromenade Millionen-Villen mit Wasserblick und eigenem Bootsliegeplatz. Es weht eine frische Brise vom See und die Bewohnerzahl steigt. Ingrid Riedel freut sich schon jetzt auf den nächsten Sommer, wenn wieder das Musikfest Neuseenland stattfinden wird. Dann steht ein großes Zelt an der Mole, die Zuschauer sitzen auf den Hafentreppen und Ingrid Riedel fühlt sich wie in Bregenz am Bodensee bei den Oper-Festspielen. Ist das nicht ein Wunder, sagt sie und blickt über das Wasser. Genauso übrigens wie die fantastische romanische (!) Kirche in Kitzen. Besucher melden sich vorher über den Förderverein an.
Dorothea Heintze