Liebe Leserinnen und Leser,
deutsche Städte vom Aktionsbündnis "Seebrücke" bieten an, Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Und jetzt will die Bundesregierung 1500 kranke Kinder und unbegleitete Minderjährige von dort holen. Beides aus humanitärer Sicht das einzig Richtige - wie es auch Pastorin Annette Behnken jüngst im Wort zum Sonntag hervorhob.
Aber war das nicht mal anders gedacht? Das EU-Türkei-Abkommen (das eigentlich kein Abkommen, sondern nur eine gemeinsame Absichtserklärung war) sollte eigentlich jeden Anreiz, auf Schlauchbooten die Ägäis zu überqueren, durchkreuzen. Flüchtlinge, die illegal in die EU einreisen und die nicht als Asylbewerber anerkannt werden, sollten in die Türkei zurückgebracht werden. Und andere Flüchtlinge sollten auf regulärem Weg aus der Türkei in die EU gebracht werden: von den europäischen Behörden ausgewählt, mit Einreisedokumenten ausgestattet und per Flugzeug direkt an ihren Zielort. Funktioniert hat das nicht, gesteht Kristof Bender, Vizevorsitzender jener Institution, die sich den Deal ausgedacht hat. Hätte die EU mal ihre Selbstverpflichtungen aus der Erklärung voll und ganz erfüllt - und etwa die Türkei substanziell um Flüchtlinge entlastet!
chrismon hat die Flüchtlingskrise in der Ägäis und an der EU-Außengrenze immer wieder kommentiert und begleitet. Gerade jetzt lohnt es sich, einmal innezuhalten und zurückzublicken: Was hätte alles besser laufen können - und was muss künftig besser laufen? Und wie können wir unseren Anspruch an die Humanität verteidigen?
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre!
Burkhard Weitz