Die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der EKD von 2022 erregt immer noch die Gemüter. Denn ihre Ergebnisse sind umstritten - aber von großer Tragweite. Im Kern geht es um zwei Fragen. Erstens: Wie religiös sind die Deutschen noch? Zweitens: Wie christlich sind die Kirchenmitglieder noch?
Für die Kirchen sind diese Fragen zentral. Denn die Antworten sind entscheidend dafür, welche Angebote die Kirchen für ihre Mitglieder schaffen und welche sie künftig weglassen sollen, weil sie sparen müssen.
Laut KMU glaubt nicht einmal die Hälfte der Befragten an Gott oder an ein höheres Wesen. Nur etwa jeder Fünfte geht noch regelmäßig religiösen Praktiken nach, nur eine Minderheit hat religiöse Erfahrungen gemacht. Die KMU bilanzierte: Lediglich 13 Prozent der Bevölkerung seien "kirchlich-religiös" und gar nur 6 Prozent "alternativ-religiös". 56 Prozent hingegen gehörten zu den "Säkularen". "Die Mehrheit der Deutschen hat mit Religion nur mehr wenig am Hut", fasste die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) zusammen.
Kritik: Es wurden die falschen Fragen gestellt
Die Diagnose stieß allerdings bei einer Reihe von Theologen auf Skepsis. Die KMU habe die falschen Fragen gestellt, lautete die Kritik. Sie wollte unter anderem erheben, wer heute noch den christlichen Glauben teilt. Dazu legte sie den Studienteilnehmenden den komplizierten Satz zur (Nicht-)Zustimmung vor: "Ich glaube, dass es einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat."
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