Andererseits - ... und Mutter ehren. Aber wie?
Kati Szilagyi
Pflegebedürftige Schwiegermutter
. . . und Mutter ehren. Aber wie?
Die Schwiegermutter tyrannisiert die Nachbarschaft. Zu unserer Leserin hat sie schon vor Jahren den Kontakt abgebrochen. Jetzt ist sie pflegebedürftig. Wer soll sich kümmern?
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12.10.2024
2Min

D. B. fragt:

Meine Schwiegermutter hat nun schon seit 14 Jahren keinen Kontakt mehr zu uns, obwohl sie in der Nach­barschaft lebt. Ständig tyrannisiert sie andere Leute. Nun ist sie pflegebedürftig. Es sind zu viele Dinge passiert, als dass ich ihr mit reinem Gewissen helfen könnte. Muss ich mich nun schuldig fühlen?

Pfarrerin Schardien antwortet:

Wollte ich es mir leicht machen, würde ich Sie einfach an das vierte der zehn Gebote verweisen: "Du sollst Vater und ­Mutter ehren." Damit wäre die Verpflichtung geklärt, sich um die alt werdende Elterngeneration zu sorgen – Zwist hin, Zwist her –, und Ihre Frage beantwortet.

Reformation für Einsteiger: Ist Gehorsam Christenpflicht?

Grundsätzlich hat dieser alte biblische Generationenvertrag ja durchaus etwas für sich. Und ­hinter Ihrer Schuldfrage ahne ich, dass Sie ihm auch zustimmen. Eigentlich. Doch oft ist es nicht ganz leicht, allgemeine Gebote für konkrete Beziehungskonflikte auszudeuten.

In Ihrem Fall hat Ihre Schwiegermutter die wechselseitige Sorgebeziehung schon vor Jahren aufgekündigt. Womöglich erwartet sie gar keine Hilfe von Ihnen, auch wenn Ihr Mann eventuell rechtlich zur finan­ziellen Unterstützung verpflichtet ist? Oder es kümmern sich andere Menschen um sie? Was denkt Ihr Mann? Sie sollten reden! Vielleicht auch mit Hilfe ­von außen.

Ein offe­nes Wort unter Ihnen als Erwachsene, die alle um die komplizierte Situation wissen, kann die wechselseitigen Erwartungen klären. Vielleicht gibt es jenseits einfacher Lösungen hilfreiche Zwischen­varianten, indem Sie zum Beispiel einen guten Pflegeplatz orga­nisieren. Suchen Sie danach, was das vierte Gebot für Ihre Fa­miliengeschichte heißt. Das hilft auch gegen Schuldgefühle.

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Sehr geehrte Frau Schardien,

mit Interresse habe ich Ihren Artikel gelesen. Ich habe das Gleiche vor einigen Jahren mit meiner Schwiegermutter erlebt.

Sie hat mir jeglichen Stein, der nur möglich war, im Weg gelegt. Nichts war richtig oder gut genug. Schlief ich, bzw. wir etwas länger,

weil wir am Tag zuvor eine Feier hatten, sollte ich mich schämen. Es ergab sich sich immer eins zum anderen.

Dann erkrankte sie schwer an Leukemie. Aber trotzdem habe ich, was ich machen konnte, für sie gemacht .Es war wirklich nicht

immer einfach. Die sehr verschmutzte Wäsche gewaschen, was bestimmt nicht gerade angenehm war, denn sie bekam Chemotherapie.

Und noch vieles mehr.

Heute kann ich ruhigen Gewissens sagen, ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe getan, was ich tun konnte.

Vielleicht sollte Frau D.B. auch mal überlegen, ob sie es nicht genauso machen kann. Ist es irgendwann zu spät, meldet sich bestimmt

das schlechte Gewissen.

Ganz liebe Grüße

Monika Aufzug