Neulich war ich auf einer Pressekonferenz in Hamburg. Ein neues Kreuzfahrtterminal soll bald fertig sein. Immer mehr Schiffe fahren die Hansestadt an, und die bringen Menschen in die Stadt: 1.204.089 waren es 2023 (2022: 785.000). Für 2024 haben sich jetzt schon bis Jahresende in Hamburg angemeldet: 270 hochseetüchtige Schiffe, darunter Riesen für viele Tausend Gäste pro Schiff, hinzu kommen noch einige Dutzend Flusskreuzfahrtschiffe.
Überhaupt der Tourismus - er ist Hamburgs Wachstumsmotor Nummer eins. 14,7 Millionen touristische Übernachtungen waren es 2022; 15,9 2023, für 2024 wird ein neuer Rekord erwartet. Großartig sei all das, verkündeten Wirtschaftssenatorin und Hafenchef. Denn Hamburgs Wirtschaft profitiere davon, müsse weiter wachsen.
Auch ich habe mich gefreut. Ich schreibe nämlich Reiseführer über Hamburg und bin sozusagen 1-a-Profiteurin, wenn Gäste kommen. Aber trotzdem zweifele ich: Sind steigende Zahlen zwingend? Weitere Hotels werden gebaut, Wohnungen an Touristen vermietet, und das neue Kreuzfahrtterminal entsteht mitten in der Stadt … mhh …
Also fragte ich die glücklichen Damen und Herren: Schauen Sie auch mal nach Venedig? Oder Amsterdam? Palma de Mallorca? Barcelona? All diese Städte haben genau das gemacht: Touristen mit immer neuen Attraktionen in ihre Städte gelockt. Mehr, mehr, mehr - Millionen von Menschen. Bis es zu viel wurde. Venedig hat jetzt probeweise Eintrittsgeld erhoben, erst mal nur an den Wochenenden. Fünf Euro pro Person. Ob das hilft?
Die Antworten fand ich beeindruckend: Nein, nein, das sei ja in Venedig alles ganz anders. Dort gäbe es nur eine Saison im Sommer, Hamburgs Gäste kämen das ganze Jahr und würden sich in der Stadt verteilen. Vom Overtourism sei Hamburg wirklich weit entfernt.
Ach so. Dann können wir ja beruhigt weiter wachsen, eines der größten Kreuzfahrtterminals Europas fertig bauen - und dann schauen wir mal, was passiert, wenn es uns doch zu viel wird. Wir haben ja genug Beispiele in der Welt, wo es schon genauso gelaufen ist.