Ich war sieben Jahre alt, meine Schwestern waren neun und zwölf, als mein Vater die Mutter nach Istanbul zum Flughafen begleitet hat. Nach seiner Rückkehr am Abend des folgenden Tages sagte er: "Eure Mutter ist jetzt in Almanya, von nun an bin ich Vater und Mutter für euch."
Auf Mutters Weggang wurde ich nicht vorbereitet. Die Eltern dachten vermutlich, dass es die schonendere Art ist, die Trennung nicht anzukündigen. Vater folgte der Mutter ein paar Monate später, meine mittlere Schwester und ich kamen zu den Großeltern ins Dorf, meine älteste Schwester ins Internat. Ein Jahr später holten die Eltern uns nach. Auch nach 50 Jahren kommen mir die Tränen, wenn ich über die Zeit spreche, in der meine Eltern nach Deutschland gingen und uns zurückließen. Der Verlust, der Schmerz, die Wünsche, Hoffnungen und Träume, die damit verbunden sind, lassen sich schwer in Worte fassen. Migration ist ein Trauma, das mich ein Leben lang begleitet.
Und doch bin ich dankbar dafür, dass sich meine Mutter 1972 auf den Weg gemacht hat, um als Gastarbeiterin in einer Schokoladenfabrik in Hamburg zu arbeiten. Ja, ich bin dankbar dafür, in diesem Land zu leben. Denn hier konnte ich die werden, die ich geworden bin. Ich hatte Chancen, konnte den Beruf ergreifen, den ich wollte, und Vorlieben und Talente entdecken. Das alles wäre in der Türkei so nicht möglich gewesen, auch aufgrund der finanziellen Situation meiner Eltern. Auf meinem Weg haben mich viele Menschen unterstützt – auch deshalb fühle ich mich Deutschland zugehörig. Und dieses Gefühl ist nichts, was mir gewährt werden muss oder aberkannt werden kann. Ich habe es mir selbst angeeignet.
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Sehr geehrte Frau Topcu,
Sehr geehrte Frau Topcu,
leider kam meine Mail, die ich an chrismon adressierte, als unzustellbar zurück, deshalb schreibe ich Ihnen auf diesem Umweg.
Danke für Ihre Worte, den „Standpunkt“ im Christian-Magazin, der so vieles ausspricht, was ich in der öffentlichen Debatte vermisse. Es ist nicht meine Herkunft, Hautfarbe, Religion, sogenannte Zugehörigkeit zur Mehrheit oder zur Minderheit usw. und macht mich zu einem besseren oder zu einem schlechteren Menschen. Wertschätzung und Gelassenheit im gesellschaftlichen Miteinander zu lernen, einzuüben und auch zu leben (als Vorbild) darf ich nicht allein den Bildungsinstitutionen überlassen oder auch „ anlasten“. Viel zu oft stehen Schulen und Kindergärten dabei alleine da, Eltern überlassen immer wieder diese (mühevolle?) Aufgabe, vielleicht besser gesagt, diese Haltung, den Institutionen. Es wird gerne vergessen, dass zwischen Eltern und Institution idealerweise auch eine Erziehungspartnerschaft bestehen sollte, vor allem auch wenn es um soziale Kompetenzen geht, die eine Gesellschaft braucht, um überhaupt funktionieren zu können.
Der immer mehr vorherrschende Individual-Egoismus taugt offensichtlich nicht für ein gutes gesellschaftliches Miteinander, wo außer dem „ICH“ tatsächlich auch noch ein „DU“ existiert und aus dem dann ein „WIR“ entstehen sollte… Es braucht eben, wie ein Sprichwort sagt, ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen - und Erziehung braucht viele positive Vorbilder. Das, meine ich, täte uns allen, altersunabhängig, auch gut. Deshalb wünsche ich mir, dass viele Menschen Ihre „Ermutigung“ lesen und leben würden. Herzlichen Dank!
Freundliche Grüsse,
Anne Stilz
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Sehr geehrte Damen und Herren
Sehr geehrte Damen und Herren,
den Artikel oder die Stellungnahme von Frau Canan Topcu fand ich super. Wenn alle/viele so denken und handeln würden, glaube ich, wäre einiges einfacher und vor allen Dingen friedlicher in dieser Welt! Auch die Diskussionen um das Thema wären entspannter.
Ich habe mich sehr gefreut über den Beitrag und könnte mir vorstellen, dass der Austausch mit Frau Topcu in jeder Beziehung (unter dem Aspekt der verschiedenartigen Themen in dem Zusammenhang...) sehr bereichernd wäre!
Freundliche Grüße
Michael Fritsch
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Sehr geehrte Frau Topcu,
Sehr geehrte Frau Topcu,
haben Sie vielen Dank für Ihren Artikel ! Er spricht mir und meiner bosnischen Freundin aus der Seele ! Damit können wir uns absolut identifizieren !
Mit freundlichem Gruß
Beatrice Seichter
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Der Artikel von Frau Topcu
Der Artikel von Frau Topcu ist eine wichtige ausgleichende Stimme in der oft holzschnittartigen Rassismus- Diskussion! Es ist doch wirklich so, dass nicht jeder abschätzige Blick schon Rassismus bedeutet, aber andererseits besteht klar Rassismus in Deutschland. Und es gibt die häßliche Schwester "Ausländerfeindlichkeit". Doch im letzteren Fall sollte man zweimal hinsehen.
Denn für diese Feindlichkeit - allerdings darf sie nie aggressiv sein - im Sinne einer kritischen Ablehnung gibt es durchaus Gründe. Beispiel Duisburg, mein Wohnort: Der Großteil der Ladendiebstähle (und zwar zahlenmäßig) wird von bulgarischen und rumänischen Kindern und Jugendlichen verübt, Ämterbetrug durch bulgarische, rumänische und türkische sowie arabische Zuwanderer gehört zum Alltag, es gibt in mehreren Stadtteilen Hausprostitution durch bulgarische und rumänische Familien, dazu natürlich hier in der Stadt sowie in Essen, Köln oder Berlin der organisierte Drogenhandel und andere größere Straftaten. Und auch Duisburg leidet unter der Clankriminalität. Hier geht es ausschließlich um Kriminalität von Ausländern und Migranten.
Wir könnten auch noch die Unterdrückung von Frauen ansprechen oder das Macho-Gehabe von jungen Männern oder das schlechte Benehmen im öffentlichen Raum (mit und ohne Autos).
Es ist daher ein vielschichtiges Bild.
Freundliche Grüße
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Antirassismus
Liebe Frau Topcu,
Vielen Dank für Ihren Artikel, der mich sehr gefreut hat. Schön, dass Sie bei uns heimisch geworden sind und schön, dass auch Menschen, die Rassismus erlebt haben, mit dem radikalen Antirassismus nichts anfangen können. Das macht mir Mut, wieder an eine liebevollere, sinnvollere Diskussion zu glauben. Nur die wird uns voranbringen.
Herzliche Grüße
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Werte Damen und Herren,
Werte Damen und Herren,
Zustimmung zum "Standpunkt" von Canan Topçu. Sie beschreibt richtig die Abwehrreaktionen, die der Dauerbeschuldigung "Rassismus" bei vielen Wohlmeinenden hervorruft.
Auch die evangelische Kirche tut meines Erachtens gut daran, sich darüber Gedanken zu machen. Ich kenne jemanden, der anlässlich Editorials in der Mitgliederzeitschrift ausgetreten ist. Sie waren nicht der eine Grund, aber der Anlass - der letzte Tropfen -, der ihn dazu bewegte. Er wollte sich nicht als (bewusst oder unbewusst) rassistisch denkender Mensch beschimpfen lassen.
Viele Grüße
Klaus Max Smolka
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Alltäglich und systemimmanent
Am Karfreitag und bei vielen anderen Gelegenheiten werden die Juden als Volk der Chris-tusmörder gebrandmarkt. Das ist die jetzige Form der Kreuzzüge. Aus dieser Behauptung wird dann auch das kirchlich/religiöse (nicht christliche) Verständnis abgeleitet. Dabei waren die damaligen Juden nur ein Werkzeug Gottes. Sie hätten gar nicht anders gekonnt. Wenn man denn die Überlieferung als zwingende Vorbestimmung so versteht. Und wie anders? Die Geschichte der Kirche ist nach der römischen Einführung als Staatsreligion von dieser fatalen Rachegesinnung geleitet. Sie haben deshalb ja auch den Genozid der NS bis 1945 tatenlos begleitet. Und die Wenigen, die gegensätzlich waren, wurden von keiner der damaligen Lan-dessynoden gestützt und anerkannt. 20 % der ev. Pfarrer waren als Aufpasser in der NSDAP. Buch "Protestanten ohne Protest" der Rheinland-Pfälzischen Landeskirche.
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Ihr Kommentar
Lieber Ockenga,
wir möchten als Redaktion zu Ihrem Kommentar gerne ergänzen, dass sich seit 1945 aber auch einiges getan hat. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchen_und_Judentum_nach_1945.
Freundliche Grüße aus der chrismon-Redaktion
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