"Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt." Mit diesem Satz (1. Korintherbrief 11,5) ermahnte der Apostel Paulus die Korintherinnen, sie sollten ihr Haupt im Gottesdienst bedecken. Offensichtlich kannten sie diese Sitte nicht. Für Paulus gibt der Schleier zu verstehen, dass die Frau erst an dritter Stelle nach Gott und Mann komme. An anderer Stelle muss Paulus zugestehen, dass es "in Christus" eigentlich gar keinen Unterschied zwischen Mann und Frau geben sollte.
Thomas Staubli
Die Verschleierung war eine orientalische Sitte, von der sich Paulus nicht gelöst hat. Es ist gut bezeugt, dass etwa in Palmyra die Frauen der Elite in der Öffentlichkeit Schleier trugen, auch um ihren Status zu unterstreichen. Arme, unverschleierte Frauen waren in der patriarchalen Gesellschaft sexueller Willkür ausgesetzt. Nur auf den Steinporträts der Grabverschlusssteine in den kostbar ausgestatteten unterirdischen Familiengräbern waren die Frauen mit zurückgezogenem Schleier zu sehen. Hier hatte nur die Familie Zutritt.
Die heutige Lutherbibel übersetzt 1. Korinther 11,14f so: "Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben."