Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine
Ukraine-Spendenaufruf
Damit sie nicht im Dunkeln sitzen
Licht spenden: Notlampen mit Batterie für die Hochbetagten ohne Handylicht - 10 000 Euro sind das Spendenziel
Tim Wegner
Aktualisiert am 21.06.2024

Die Nächte sind schlimm. Die Geräusche des Kriegs, den Russland gegen die Ukraine führt, Detonationen mal fern, mal nah, und dann kann man noch nicht mal Licht anmachen, weil der Strom ausgefallen ist. Also auch nicht mit dem Aufzug runter in den Schutzkeller fahren. Sehr alte Menschen haben meist auch kein Mobiltelefon, mit dessen Handylicht sie ihr Zimmer erleuchten könnten.

Quälende Erinnerungen kommen hoch bei den letzten noch lebenden Opfern des Nazi-Terrors in der Ukraine. Am 22. Juni 1941 hatte Deutschland die Sowjetunion überfallen. Besonders furchtbar wüteten SS, Wehrmacht und Nazi-Verwaltung in der Ukraine. Etwa 40 000 Opfer des Naziterrors leben noch dort. Es sind ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwang­sarbeiter, deren damals ebenfalls verschleppte Kinder, Überlebende von KZ und anderen Lagern.

Um ihnen schnelle und direkte Hilfe zukommen zu lassen, hatte sich kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs das "Hilfsnetzwerk für ­Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine" gebildet. Mitglieder des Netzwerks sind zum Beispiel deutsche und österreichische Gedenkstätten, die langjährige Kontakte zu Überlebenden der NS-Verfolgung und zu Kooperationspartnern in der Ukraine haben.

Nun erreichte der Hilferuf nach Notlampen das Netzwerk. Die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur nehmen stetig zu, damit auch die Stromausfälle. Der ukrainische Energieversorger gab bekannt, dass es Stromausfälle demnächst bis zu zwölf Stunden dauern könnten, weil es nur noch ein notdürftiges Stromnetz gibt.

Deshalb will das Hilfsnetzwerk jetzt wenigstens 400 der sehr alten Menschen eine Lampe schenken. "Wenn man nachts aufwacht und kann ein Licht anmachen, das gibt ein Gefühl von Sicherheit", sagt Janna Petersen vom Hilfsnetzwerk. Für das Projekt "Licht spenden" gibt es eine eigene Webseite.

Die Lampen, hierzulande verkauft als Campinglampen, aber nun eingesetzt als Notlampen, kosten mit Batterien pro Stück 25 Euro. Batterien sind bei Stromausfall zuverlässiger als aufladbare Akkus. 10 000 Euro bräuchte das Netzwerk also.

Über 2000 NS-Überlebenden konnte das Netzwerk seit Beginn des Krieges unbürokratisch helfen – vor allem mit finanziellen Einmal-Not­hilfen und manchmal auch mit Paketen ­(darin zum Beispiel Grundnahrungsmittel, Schmerzmedikamente, Blutdrucksenker, Salben gegen das Wundliegen bei Bett­lägerigen). Vor Ort kümmern sich vor allem Ehrenamtliche (meist Frauen) um die alten Menschen, besorgen von den ­Spenden Medikamente und bekommen davon auch ihr Benzin oder den Busfahrschein erstattet.

Weitere 160 der NS-Überlebenden erhalten in Form einer Patenschaft monatlich 40 Euro – die Regelmäßigkeit gibt ein Gefühl von Sicherheit, dass für das Allernotwendigste gesorgt ist, zusammen mit der Rente von im Schnitt 100 ­Euro. Aber wenn jemand bettlägerig und pflegebedürftig ist, reicht das Geld nicht.

Inkontinenzwindeln sind teuer, sie kosten rund 50 Euro monatlich. Die Preise sind auch deswegen gestiegen, weil Erwachsenenwindeln nun auch für verletzte Soldaten und Soldatinnen benötigt ­werden. Und insgesamt sind es zu wenig Spenden, um auf alle Anfragen zu reagieren, die das Hilfsnetzwerk erreichen.

Inzwischen, nach mehr als zwei Jahren Krieg, seien alle sehr erschöpft, erzählt Koordinatorin Ragna Vogel, die Überlebenden wie auch die Ehrenamtlichen. "Immer wieder Angriffe und kein Ende in Sicht, es geht immer so weiter. Die Verzweiflung wächst."

So kann man spenden: Der Verein Kontakte-Kontakty verwaltet die Spenden treuhänderisch für das "Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine". Spendenkonto bei der Berliner Volksbank: Empfänger: Kontakte-Kontakty. IBAN: DE59 1009 0000 2888 9620 02. Stichwort: Licht. Oder ganz direkt kann man hier spenden.

Spendeninfo

Das "Hilfsnetzwerk für Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine" unterstützt die alten Menschen unbürokratisch und direkt, meist mit finanziellen Nothilfen und auch einigen monatlichen Patenschaften. Der Verein Kontakte-
Kontakty verwaltet die Spenden treuhänderisch.
Spendenkonto
Berliner Volksbank: DE59 1009 0000 2888 9620 02
Stichwort: chrismon