In der ersten Folge der Serie stellt sich Pia vor. Lesen Sie hier.
Chemo. Dieses Wort lässt den meisten von uns die Nackenhaare zu Berge stehen. Es steht für großes Leiden. Angst. Versehrtheit.
Als ich den Satz hörte ‚Sie müssen leider eine Chemo machen‘, fühlte ich mich erst gar nicht angesprochen. Denn das konnte nicht sein. Wie konnte in so kurzer Zeit alles so krass werden? Ich hörte diese Worte im Krankenhausbett, kurz zuvor wurde meine Brust amputiert. Mich plagten große Schmerzen und ich war sehr schwach. Und jetzt auch noch das. ‚Wir haben zwei Metastasen in ihren Lymphknoten gefunden. Keine Chemo zu machen wäre unvernünftig ‘.
Pia Pritzel
16 mal Chemo. Wie sollte ich das alles schaffen? Wie sollte meine Familie, insbesondere meine Tochter, das schaffen? Meine Ärztin und Bettnachbarin machten mir Mut: "Viele Frauen arbeiten und joggen unter der Chemo. Das ist heute anders als früher!" Doch mir war nur zum Wegrennen zumute.
Aber am Point of no Return kann man nicht einfach gehen und sagen ‚Ich bin dann mal weg‘. Also ging ich weiter, geradeaus. In die Klinik. Setzte mich brav in den roten Chemosessel. Legte meinen Arm frei. Schaute zu, wie erst die durchsichtige, dann die rote Flüssigkeit in meinen Körper lief. Ich fühlte mich etwas duselig. Fuhr nach drei Stunden nach Hause und: Fühlte mich voll ok. Am Tag danach: voll ok.
Und dann ging es los. Eine furchtbare Schwäche gepaart mit einer starken Benommenheit überkamen mich. Zu schwach zum Atmen, ging es mir durch den Kopf. Mir wurde übel. Ich schlurfte durch die Wohnung wie ein Geist. Ich bekam Panik. Ich weinte und schrie: Ich will das nicht! Das ist unfair!!! Aber die Nebenwirkungen hielten an. Ganze acht Tage und dann verschwanden sie langsam. In dieser Zeit lernte ich, dass loslassen oft wichtiger und schwieriger ist als kämpfen. Dass es mir unfassbar schwerfällt, nicht zu funktionieren und Hilfe anzunehmen. Dass es für mich sehr viele Schultern gibt, an die ich mich anlehnen kann. Dass ich getragen werde.
UND, dass jede Chemo anders ist. Seit drei Wochen bekomme ich andere Chemomedikamente und: Mir geht es gut. Ich kann langsam wieder Sport machen. Werde bald wieder ein paar Stunden arbeiten gehen. Langsam darf ich zurück in mein altes neues Leben. Ich freue mich so sehr!



