Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (rechts) hat eine Botschaft. Wenn Medien sie transportieren, kommt das bei manchen Menschen an wie eine bestellte Öffentlichkeit
Hendrik Schmidt/dpa/picture alliance
Medien
Lügenpresse?
In Sachsen ist die Skepsis gegenüber den etablierten Medien besonders groß. Warum? Ein Team von Forschenden von der Uni Leipzig hat über 60 Menschen intensiv befragt
Tim Wegner
05.06.2025
8Min

Ihr Buch heißt "Von Lügenpresse und abgehobenen Eliten" – muss man das so verstehen, dass wir Journalistinnen und Journalisten uns abgehoben verhalten und Fehler gemacht haben?

Uwe Krüger: Die Menschen, die wir befragt haben, benutzten den Begriff "Lügenpresse" nur sehr selten. Aber sie kritisierten sehr häufig, dass die Medienberichterstattung einseitig sei. Wer "Lügenpresse!" skandiert, meint damit nicht, dass Medien absichtsvoll Falschaussagen treffen, sondern unterstellt, dass Journalistinnen und Journalisten aus einer politischen Einstellung heraus nur die Hälfte erzählen.

Judith Kretzschmar: "Sie lügen nicht, aber sie lassen Sachen weg!" – diese oder ähnliche Worte habe ich in den Interviews sehr häufig gehört.

Die Befragungen fielen auch in die Corona-Zeit. Inwieweit spielte das eine Rolle?

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Informatationen zur Studie und zum Buch "Von Lügenpresse und abgehobenen Eliten Journalismus- und Demokratievertrauen in Sachsen" von Judith Kretzschmar, Markus Beiler, Uwe Krüger und Florian Döring:

Sachsen ist ein Hotspot der Medienskepsis und der Zustimmung zum Rechtspopulismus. Die Autorin und Autoren geben durch 61 Tiefeninterviews mit Angehörigen verschiedenster Milieus Einblicke in die Ursachen der Entfremdung von Journalismus und Politik. Sie rekonstruieren subjektive Sinnwelten, die häufig von Distanz zu Institutionen und Eliten geprägt sind. Mit ihrem Buch erhoben die Forschenden nicht den anspruch, einen repräsentative Studie vorzulegen. Aber, so Kretzschmar und Krüger, in den Aussagen der Befragten fänden sich Argumentsmuster, wie sie auch in repäsentativen Erhebungen wie beispielsweise der "Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen" angedeutet werden.

Das Buch hat 330 Seiten und ist online wie im Buchhandel erhältlich, ISBN: 978-3-8376-7560-3

Der Verlag "transcript" stellt das PDF auch kostenfrei zum Download zur Verfügung.

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