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Was war das für eine schöne Zeit, als mein Sohn noch nicht krabbeln und laufen konnte. Glücklich lächelnd lag er den ganzen Tag in seiner Wiege oder in seinem Bettchen und freute sich über unseren Anblick. Wir wussten immer, wo er war. Und wenn er doch mal schrie, waren wir in Nullkommanix bei ihm. So zumindest meine Erinnerung.
Danach nahm sein Bewegungsradius exponentiell zu: Nach dem Kriechen ("Guck mal, wie süß!"), dem Krabbeln ("Er ist schon so groß!"), dem Aufstehen ("Ups, jetzt hat er das Buch aus dem Regal gezogen") und dem Laufen ("Vorsicht! Vorsicht, Tischkante!") kam schließlich das Rennen ("STOOOOP! NEIN! DA LANG!").
Als ob das nicht schon Stress genug wäre (vom Klettern will ich gar nicht reden), baut er gerade seinen Fuhrpark aus, als wäre er Vorsitzender einer liberalen Partei. Auch hier fing alles ganz harmlos an. Natürlich haben wir einen Kinderwagen, später kam ein Buggy dazu und schließlich ein Fahrradanhänger. Aber seit ein paar Monaten will das Kind auch selbst fahren.
Also kam ein Bobby Car zum Einsatz (anfangs nur in der Wohnung). Als das zu langweilig wurde, haben wir ihm ein Dreirad mit einer langen Stange zum Schieben besorgt. Seitdem können wir das Haus nicht mehr verlassen, ohne dass er sich auf das Dreirad setzt und damit durch die Gegend düst. Wenigstens hatten wir durch die Stange noch ein wenig Kontrolle über seine Fahrten.
Bagger, Kran, Auto gehören zu den häufigsten Wörtern
Aber seit letzter Woche nennt er ein Laufrad sein Eigen. Die ersten Meter darauf waren noch etwas wackelig, hin und wieder ist er damit umgefallen oder gegen eine Wand geknallt. Aber nach sieben Tagen hat er - gefühlt - schon weit über 150 Kilometer damit zurückgelegt und beherrscht das Ding mittlerweile so souverän wie ein BMX-Champion. Auch die Geschwindigkeit ist enorm gestiegen. Sobald wir den Hof verlassen (nie ohne sein "LAUFRAD! LAUFRAD!"), kann ich ihm nur noch hinterherlaufen und alle Schutzengel um Hilfe anflehen, während er wahrscheinlich denkt: "Friss Staub, Papa!".
Die Begeisterung für (motorisierte) Fahrzeuge scheint bei Kindern ja sehr tief in den Genen verankert zu sein. Klar, sie sind groß, machen Lärm und sind überall. Auch wenn sie den Tieren noch nicht ganz den Rang abgelaufen haben, gehören Bagger, Kran und Auto zu den häufigsten Worten meines Sohnes. Dass er in der Stadt aufwächst und wir uns vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen, spiegelt sich darin auch wider: Er kann präzise zwischen U-Bahn, S-Bahn, Straßenbahn, ICE, Güterzug und "Lokzug" (auch als Dampflok bekannt) unterscheiden. Kein Müllwagen darf mehr an unserer Wohnung vorbeifahren, ohne dass wir am Fenster kleben und zuschauen, wie er beladen wird. Am Ende ruft er: "Tschüss Müllauto!" und wir freuen uns auf das nächste Mal.
Ich bin gespannt, welches Fahrzeug ihn als nächstes faszinieren wird. Zum Fahrradfahren reicht es mit der Gehirn-Bein-Koordination und dem Gleichgewicht zum Glück noch nicht ganz. Aber als ich heute Morgen mit dem Kleinen im Fahrradanhänger zur Tagesmutter fuhr, raste eine Person auf einem schmalen Gefährt an uns vorbei. Mein Sohn zeigte mit dem Finger darauf und rief laut: "E-SKUTA! ... und mir schwant Übles.