Anna Mwangi ist stolz. Darauf, dass Kenia 91 Prozent seines Stroms aus nachhaltigen Energiequellen gewinnt. Auch darauf, was sie und ihr Team dazu beitragen: Die Geophysikerin arbeitet im größten Geothermiekraftwerk Kenias. Es liegt im sogenannten Rift Valley, dem Großen Afrikanischen Grabenbruch. Die Gegend ist bekannt für geologische Phänomene, vulkanische Aktivität, heiße Quellen. In Olkaria, einer Region im Rift Valley, wird Strom erzeugt, indem heißer Wasserdampf aus tieferen Erdschichten große Turbinen in fünf Kraftwerken antreibt.
An den Bohrungen zischt und brodelt es, die Szenerie wirkt unwirklich in der kargen Landschaft mit ihren rauen vulkanischen Felsen. Das Kraftwerk liegt mitten im Nationalpark Hell’s Gate. Die grün angestrichenen Rohre, durch die der Wasserdampf schießt, sind an die Routen der Giraffen, Zebras und Büffel angepasst, die hier leben. "Hier kann man sehen, dass mehrere natürliche Ressourcen koexistieren und wir davon profitieren können", sagt Mwangi. Sie forscht vor allem dazu, welche Stellen sich für neue Bohrungen eignen.
Die ersten Testbohrungen führte die britische Kolonialregierung in den 1950er Jahren durch. 1981 ging dann das erste Kraftwerk in Betrieb, nach 13 Jahren hatten sich die Investitionen refinanziert. Seitdem investiert Kenia kontinuierlich in Erdwärmekraftwerke. Bald soll in Olkaria eine weitere Anlage gebaut werden. Finanziert wird der Ausbau auch aus dem Ausland, zum Beispiel durch Kredite der deutschen Entwicklungsbank Kreditanstalt für Wiederaufbau.
"Erdwärme ist die Superkraft unter den Energiequellen", sagt Anna Mwangi. Wasserkraft sei anfällig bei Dürren, Solar zum Teil unzuverlässig in der Regenzeit, Wind nicht immer konstant. All diese Probleme gibt es bei der Erdwärme nicht. Eine Million Kilowattstunden im Jahr gewinnt Kenia aktuell aus Geothermie – und es gibt Potenzial für noch mindestens zehnmal so viel. Weltweit ist Kenia derzeit das Land mit der siebthöchsten Stromerzeugung aus Erdwärme.
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