Liebe Leserin, lieber Leser,
es gab ja im unfreiwilligen Zusammenleben der letzten 15 Monate einige Überraschungen. Ich dachte, alle finden es gemütlich, dass unsere Wohnung fast immer nach Essen riecht. Wir wohnen in einer dieser modernen Loftwohnungen, wo die Küche in einen großen Wohnraum integriert ist. Ich liebe es: Wenn der Sohn frisches Hummus verquirlt oder die Freundin Bananenbrot backt. Familie! Feuer! Herd! Aber ich gebe zu, es sieht danach selten so aus, wie der Architekt sich das Konzept "offener Wohnraum" einst gedacht hat. Zoom-Sitzungen am Küchentisch vor ungespülten Töpfen waren Teilen der Familie peinlich. Dankbar las ich bei Susanne Breit-Kessler, was man gegen Küchengerüche machen kann. Kaffeesatz in Schalen aufstellen. Zitronen mit Nelken aufkochen. Und schon ist der Küchentisch wieder so was wie ein Arbeitsplatz.
Unsere Koch-Kolumnistin hat uns während der Corona-Zeit mit originellen Rezepten versorgt, jetzt hat sie dafür vorübergehend keine Zeit: Statt über Kochen schreibt sie über Fußball im Blog Heiliger Rasen (den sie wie alle unsere Blogs hier abonnieren können). Nach dem Zusammenbruch des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen fragt sie heute zurecht: "Vielleicht muss man noch mal überlegen: Was ist "dran" im Fernsehen, wenn sich vor den Augen von Millionen solch ein Drama abspielt?" Es geht halt bei Fußball um mehr als um Sport.
Und selbst die Fußballmuffel unter uns werden vermutlich jetzt seltener kochen und mehr essen gehen. Schön wäre, wenn wir uns ein paar Dinge aus der Pandemie beibehalten würden. Weniger Fleisch, mehr Frisches. Wir haben – es war ja sonst wenig los – während des Lockdowns lauter Entdeckungen gemacht: Jackfrucht – kannte ich nicht, schmeckt fast wie Fleisch und gibt’s sogar von Transfair. Und bei einem kleinen Start-up in Köln kaufen wir neuerdings Austernpilze direkt von der Farm und tun dabei noch was fürs Klima. Das wollen wir beibehalten. Gute Tipps fürs richtige Einkaufen und Kochen gibt es ab sofort in unserer Serie "Unser täglich Brot". Salami aus Soja? Ökogemüse in der Plastikfolie? Wir fragen nach, ob das sinnvoll ist.
Ich wünsche Ihnen einen genussvollen Sommer. Gehen Sie essen, kochen Sie gesund – und bestellen Sie möglichst wenig bei diesen doofen Lieferdiensten. Wenn schon, dann ordentlich Trinkgeld geben! Viel besser: Essen beim Restaurant oder Imbiss selber holen und dabei ein paar Sätze wechseln. Wir haben doch gemerkt, wie wichtig das für uns alle ist: der kleine Plausch zwischendurch.
Lassen Sie es sich gut gehen!
Ihre Ursula Ott
Chefredakteurin