Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie Vorsätze für das neue Jahr gefasst? Oder gar - eine Woche nach Start - schon die ersten wieder verworfen? Schwer im Trend sind dieses Jahr der "Veganuary" und der "Dry January" - also der Verzicht auf Fleisch oder Alkohol. Beides keine echte Challenge für mich, ich esse wenig Fleisch (schon wegen der vegan lebenden Kinder) und trinke nicht viel Alkohol (schon wegen des empfindlichen Kopfs). Nein, ich will mal was anderes probieren: freundlich sein. Selbst dann, wenn die Umwelt unfreundlich zu mir ist.
"Wie werde ich ein guter Mensch?" steht über diesem Newsletter, und das ist natürlich fett in die Tasten gegriffen. Wenn Sie bislang ein böser Mensch gewesen sein sollten (unwahrscheinlich!), werden wir Sie in einer chrismon-Themenwoche nicht komplett umformatieren. Aber allein darüber nachzudenken, was uns im Alltag das Gutsein erleichtert, macht Spaß. Es hilft zum Beispiel, wenn uns andere zugucken, erklärt der Verhaltensökonom Armin Falk. Interessant, wie Wissenschaftler das Freundlichsein definieren: Als eine "Handlung, die einzig darauf abzielt, einem anderen Menschen einen Nutzen zu bringen, verbunden mit Kosten für einen selbst". Dazu muss man sich aktiv entscheiden. Nicht rumlabern, sondern - zum Beispiel - Geld spenden. Den Abfall aufheben, den andere verloren haben. Die Bürotassen der Kolleginnen abspülen. Sich Zeit nehmen für andere.
Wenn Sie sich insgesamt mit Entscheidungen schwertun, empfehle ich Ihnen diesen Podcast der Bestsellerautorin Stefanie Stahl. Ich schätze sehr, wie sie Psychologie für alle verständlich macht. Kurz und knackig. Im chrismon-Interview antwortet sie auf die Frage: "Hat das Leben einen Sinn?" schlicht und ergreifend: "Ja. Ein möglichst guter Mensch zu sein."
Wir bei chrismon glauben übrigens fest daran, dass Freundlichkeit den anderen gegenüber - wir nennen es Nächstenliebe - sich am Ende für alle auszahlt. Wir haben Corona nur deshalb so glimpflich überstanden, weil wir unsere Nächsten geschützt haben. Wir werden die Klimakrise nur bestehen, wenn wir an die nächste Generation denken. Und unsere Gesellschaft hält nur zusammen, weil es gute Menschen gibt wie Ursula Buchfellner, die sich für einsame Alte einsetzt. Wie Beate Blaha und ihre gesamte Nachbarschaft, die sich seit Jahren um Geflüchtete aus aller Welt kümmern. Oder wie Klaus Hofmeister, der mit Obdachlosen wandern geht. In jedem chrismon-Heft finden Sie solche Geschichten. Und in jedem Heft gibt es ein Spendenprojekt, das Sie unterstützen können.
Und wie läufts bei mir so mit dem Neujahrsvorsatz? Mühsam. Heute Morgen bellte mich auf dem Fahrrad eine Fußgängerin an, weil ich an der roten Ampel offenbar ein paar Zentimeter zu weit links auf der gemeinsamen Verkehrsinsel stand. Mit viel Platz für alle. Das sagte ich denn auch, "hier ist doch Platz für alle", aber sie setzte nach: "Ihr hupt mich auch immer weg." Ich wollte ihr direkt einen Vortrag über "ihr" und "wir" halten, dann fiel mir mein Vorsatz ein. Also: einatmen, ausatmen. Und dann: "Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag." Geht doch.
Und Ihnen wünsche ich eine freundliche Woche!
Ihre
Ursula Ott
Chefredakteurin
P.S. Viele Kirchengemeinden stellen tolle Projekte auf die Beine. Wo machen Ehrenamtliche am liebsten mit? Wo spielt die Musik? Wer feiert besondere Gottesdienste? Der chrismon-Gemeindewettbewerb zeichnet großartige Ideen mit insgesamt 20 000 Euro aus. Machen Sie mit! www.chrismongemeinde.de.