Liebe Leserin, lieber Leser,
neulich saßen wir mit sehr vertrauten Freunden zusammen. Bei Wein und Salat sprachen wir über die verstorbenen Eltern, die Grabpflege und auch über unsere eigene Beerdigung. Unsere Freunde sind viel herumgezogen und leben jetzt weit weg von den erwachsenen Kindern in Süddeutschland. Wo sie mal beerdigt werden, sollen die dann auch mitentscheiden. Eines jedoch steht für die Eltern fest - sie wollen ein gemeinsames Urnengrab mit beiden Namen darauf: "Wir leben ja auch nicht anonym, warum sollten wir anonym beerdigt werden?"
Mein Mann aber will genau das. Er will ins Wasser, wie sein Vater. Ich fand die Seebestattung damals furchtbar deprimierend und stelle mir für mich etwas ganz anderes vor: eine Urnenbestattung auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg. Der Park dort ist riesig und wunderschön. Wir gehen dort oft spazieren und ich habe ein paar schöne Plätze gesehen.
Was tun, wenn ein Paar wie wir so unterschiedliche Auffassungen hat? Vor allem in Ruhe rechtzeitig miteinander reden, rät unsere Kolumnistin Stefanie Schardien: "Erzählen Sie, was Ihnen als Trauernde wichtig wäre."
Für unsere aktuelle chrismon-Reportage ist die Autorin Lucia de Paulis mit ihrer Mutter auf Reisen gegangen, um eine geeignete Grabstätte für sie zu finden. Es war ein Wunsch der Mutter: "Sie will sich selbst und uns Kinder auf den Abschied vorbereiten", schreibt de Paulis.
Unsere Herausgeberin Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist besorgt, weil sich mehr und mehr Menschen eine Bestattung auf einem Friedhof nicht leisten können. Menschen, die mittellos sind oder niemanden haben, der die Bestattung für sie bezahlt, werden ein Fall fürs Ordnungsamt. Was dann passiert, hat mit Würde oft nicht mehr viel zu tun.
Eine Kollegin hat sich ein Patenschaftsgrab gesucht. Sie bepflanzt es mit Blumen, putzt die hübsche Steinstatue und weiß: Hier werde ich eines Tages liegen. Damit könnte auch ich mich anfreunden. Denn Friedhöfe haben für mich auch eine kulturelle Bedeutung, die wir erhalten sollten, zumindest in Teilen. Der Frankfurter Udo Fedderies kümmert sich ehrenamtlich um ein 180 Jahre altes Grabmal auf einem Frankfurter Friedhof. Warum? Weil hier alles zusammenkomme: "Natur, Kultur und Stadtgeschichte".
Haben Sie schon mal über Ihre eigene Beerdigung nachgedacht?
Ich wünsche Ihnen eine gute Woche.
Dorothea Heintze
chrismon-Autorin