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Sonntagabend kommt die Nachricht per Whatsapp: Die Tagesmutter ist krank und fällt mindestens für die nächsten beiden Tage aus. Mist. Meine Frau und ich schauen uns an: Was machen wir jetzt?
Wir arbeiten beide mehr oder weniger in Vollzeit, haben, wie die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Termine, Deadlines, Schichtpläne. Da ist es schwierig, von heute auf morgen einfach daheim zu bleiben. Wenn das Kind selbst krank ist, können Eltern sogenannte Kinderkrankentage nehmen - bis zu 15 pro Jahr und pro Kind (Alleinerziehende sogar 30 Tage). Aber wenn das Kind putzmunter ist und nur nicht betreut werden kann?
Eine Möglichkeit: Im Home Office arbeiten und gleichzeitig auf den Nachwuchs Acht geben. Das geht mit älteren Kindern vielleicht mal, die selbstständig Legoburgen bauen oder im Notfall ein paar Folgen mehr "Paw Patrol" gucken dürfen als sonst. Aber unser Sohn drückt liebend gerne auf Papas Computer-Tastatur herum und hat gerade gelernt, selbstständig die Haustür zu öffnen. Der Schwierigkeitsgrad, ein (sinnvolles und vor allem sicheres Maß) an Betreuung und Arbeit unter einen Hut zu bringen, ist eher hoch.
Alternativ müsste sich einer von uns beiden Elternteilen frei nehmen. Klar, das ginge, aber weil dann das Urlaubstage-Kontingent ungeplant schrumpft und sich so auch das Problem mit den Deadlines nicht löst, hilft uns das nur bedingt.
Stattdessen ziehen wir das Trumpf-Ass: Oma. Ein kurzer Anruf genügt: klar nimmt sie den Kleinen, wenn wir ihn bringen. Was für ein Luxus! Wir haben das Glück, dass eine Oma in derselben Stadt wohnt und in Rente ist. Außerdem verbringt sie eh gerne Zeit mit ihren Enkeln - und der Enkel mit der Oma. Wo sonst darf man als Kleinkind ungestraft so viele belegte Käse-Brötchen essen? Eine Win-Win-Win-Situation.
Unsere Arbeitgeber - da sind sich meine Frau und ich einig - können sich überaus glücklich schätzen, dass wir auf eine so hilfsbereite Oma zurückgreifen können. So stehen wir wie gewohnt zur Verfügung, um den Betrieb am Laufen zu halten. Also eigentlich eine Win-Win-Win-Win-... naja und so weiter-Situation.
Wenn Wirtschaftswissenschaftler berechnen würden, was all die Hunderttausenden (wenn nicht Millionen!) Großeltern die deutsche Wirtschaft jährlich sparen, müssten die Städte eigentlich voll sein von Denkmälern für sie. Es bräuchte mindestens einen bundesweiten Feiertag, der den Omas und Opas gewidmet ist. Kostenloser ÖPNV und Eintritt in sämtliche Kulturinstitutionen obendrauf. Bonuszahlungen! Care-Pakete! Briefe vom Bundespräsidenten! Im Alltag sollten wir uns angewöhnen, jeder älteren Person, die mit kleinen Kindern unterwegs ist "Thank you for your service" zuzuflüstern. Ich bin mir sicher: Ohne Omas und Opas würde die deutsche Wirtschaft zusammenbrechen.
Liebe Großeltern: danke!